Atem des Alls

Carl Spitzweg (1808-1885) – Der Nachtwächter
Ihr schlafenden Seelen der Erde,
gefangen im Käfig der Angst,
dass euch der neue Tag werde,
voll guter Dinge und Glanz.

Erheben soll euer Gedanke,
die gefangene Seele zum Geist.
Macht hoch die geschlossene Schranke,
sie hängt an der Kette der Zeit.

Treibt im Gemüt neue Blüten,
obwohl uns der Herbst hält in Bann.
Bestäubt sie mit Worten der Güte,
erntet die Frucht lebenslang. 

Erhebt euer Denken im Geben,
nehmt, was der Tag euch beschert.
Seid der Atem des Alls und des Werdens,
senkt voll Demut herab euer Schwert. 

Erkenntnis und Verstehen

Fraktale: Karin M.
In Stunden der Schwäche und Ratlosigkeit
die Lösung aller Probleme finden.

Vorwärtsgehen auf unerschlossenen Pfaden,
auch, wenn sie manchmal unwegsam scheinen.
Bewachsen sind sie von blindem Halbwissen.

So viele laufen auf den ausgetretenen Wegen,
die ins Nichts führen.

Rastlos ist die Gier nach Wissen,
wächst die Unzufriedenheit der Menschen. 

Licht sein, denen, die im Dunkel suchen, 
als Umleitung zu den Bahnen der Einsicht.

Die innere Kraft nutzen und lauschen der Stimme.

Sie verspricht Hoffnung und neue Erkenntnisse
aus dem Reich der Energien und Atome.

Auf irdischen Wegen wissen um den Ewigen, 
der immer da ist und immer bleiben wird. 

Nichts und niemand geht verloren auf seinen Wegen. 

Gefallen und erhoben

Bild von 💌🌸🌷Marion 🌷🌸💌 Wellmann auf Pixabay
Ich hab gerufen und geschrien, 
ängstlich am Tor gerüttelt,
in meinen Fantasien 
mein Schicksal abgeschüttelt.

Doch hat es mich hineingezogen, 
ins ungewisse, nackte Leben, 
so unerbittlich, wie betrogen,
schloss sich das Eisentor mit Beben.

Ich wollt‘ nicht hier sein, einsam
und der Kälte ausgesetzt. 
Gefallen bin ich – es war peinsam,
das ganze Leben, hier und jetzt.

Mein Weg, er wand sich aufwärts,
sturzbereit mein Schritt.
Vertrauen wuchs im Schmerz.
Nur noch ein kurzes Stück! 

Der lange Weg zurück – nie mehr;
verschlossen bleibt das Tor.
Ein Dasein ohne Wiederkehr,
doch treibt mein Geist empor.

Er ist die Quelle meines Seins
in einer Lichtwelt, klar und rein.
Die Flut der Kräfte, jetzt und einst,
werden Führer alle Wesen sein. 

Grenzenlose Liebe

Unsterblichkeit – Henri Fantin-Latour (1836-1904)
So, wie der Wind die Vögel trägt,
so trag ich dich auf Händen,

wenn dich ein Seelensturm erregt,
ich will ihn von dir wenden;

will streicheln dich mit Sommerbrisen
und warm dich sanft umströmen,

will dich auf bunt gefärbten Wiesen
mit Sonnenlicht verwöhnen;

ich geb‘ dir Halt und Lebensmut,
solang‘ du bei mir bist,

das Böse um dich mach‘ ich gut,
die Dunkelheit zum Licht.

Ich führ‘ dich in ein Märchenland
der goldbekränzten Feen,

die, wie mit unsichtbarer Hand,
dir Himmelsblumen säen.

Ich bin mit dir und halt dich warm,
wenn du zu frieren drohst,

schläfst du erst sanft in meinem Arm,
wird Liebe grenzenlos.

Sehnsucht

Quelle: Pinterest
Schattenhaft und unklar ist der Weg vor mir,
doch Vertrauen lenkt die Schritte, die ich gehe.
Auch, wenn ich so vieles nicht verstehe,
treibt die Sehnsucht weiter hin zu Dir.

Bist das Höchste, ein inständig Wollen,
das mich täglich ein Stück vorwärts treibt,
bist Erkenntnis, angebor’ne Rolle,
bleibst stets Ziel des Weges, der mir bleibt.

Altersweise und geprüft vom Leben,
mit dem Licht Verbindung suchend, wart‘ ich hier.
Lief doch lang auf festgefahrenen Wegen,
weil ich schwach war, nahm‘s das Schicksal mir.

Will die Sehnsucht in mir weitergeben
und den Funken weiterreichen aller Welt.
Wärmend wird umschlungen sein das Leben,
das durch diese Sehnsucht Sinn erhält. 

Glaubensbekenntnisse

Glauben bekennen auf menschliche Art,
in so genannten Religionen, 
als Variationen einer angeblich göttlich inspirierten Botschaft.

Wertlos ist oft das, was den Menschen am Herzen liegt.
Dafür wurde gefoltert, verstümmelt und verbrannt;
viel Blut ist dafür geflossen, 
viel Angst und Schrecken wird deshalb bis heute verbreitet. 
Entdeckung des Heiligen Kreuzes – Paul Gustave Doré (1832-1883)
Kein Bewusstsein, kein Geist ist durch diese Taten gewachsen.
Gespaltene Lager, geschaffene Barrieren, unnötige Unterschiede
in Ländern und Familien werden verursacht. 

Religion ist das, was Gott in uns befähigt, 
sich in unserem Leben zu offenbaren;
es stärkt die Verbindung zwischen ihm und jedem Menschen.

Religion ist Dienst, Dienst ist Religion.
Alles andere ist nicht wichtig. 

Im Vorübergehen

Die Eilenden, ich seh sie ziehn, 
vorbei mit regungslosen Mienen,
auf grauer Straße gehn sie hin,
um sich mit Tatkraft anzudienen.

So gehn sie ihre Wege, schwer,
zum Brot-Job, der doch nur gebracht
vielleicht ein paar Geldscheine mehr
und finstren Sinn, der selten lacht. 

Sie schwärmen aus und kehren heim,
so müd, wie sie gegangen sind.
Auf ihren Seelen liegt ein Stein,
macht sie für Alltagsträume blind.

Und breiten sich die Blätter aus,
wie bunter Teppich unter Bäumen,
dann schimpfen sie über den Graus
und lassen totes Blattwerk räumen.

Für jene, die vorübergehen:
Hebt doch den smartphone-leeren Blick.
Der Herbst ist majestätisch schön!
Schön sein kann auch das Glück der Pflicht!

Verklärte Jahre

Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay
Die Wege hinter mir – verklärte Dunkelheiten,
mir fremd geword’ne, ferne Zeiten,
wie aufgewühlt im Schaum der Wogen,
als sich mir Wolken vor die Sonne schoben.

So gab das Leben magere, wie fette Jahre,
die fetten waren mir, wie Mangelware.
Doch auch mit ausgeglichener Bilanz,
blieb ich mit Menschen auf Distanz. 

Wer war ich, wo bin ich zuvor gewesen?
Wer bin ich, wer kann meine Herkunft lesen?
Bleibt in mir die unruhig verharrende Seele,
auch, wenn ich den Weg zum Höheren wähle?

Um meine Lebensklippen spielt der Wind,
wo prallende Brandung rückführend rinnt,
erkenn‘ ich, im Rhythmus des Meeres am Strand -
bin ein Körnchen auf Erden im Meeressand. 

Werkzeug sein

Fraktale: Karin M.
Bereit sein zur Nächstenliebe,
ihr dienen im Denken und Handeln,
das soll unser Dienst sein.

Es liegt nicht in unserer Macht,
jedem zu helfen.

Den Bedarf einer jeden Seele 
kennen wir nicht.

Von höherer Weisheit durchdrungen,
von Naturgesetzen getrieben,
sind wir Ausführer der höheren Ordnung.

Werkzeug sein, 
in der Hand höherer Mächte,
das ist unser Los auf Erden.

Eingetaucht – der Mensch

Quelle: Pinterest
Hinabgestiegen und verloren,
was an Bewegungsfreiheit ihm gewahr.
Reinkarniert und leibbezogen,
schwer ist der Leib, Belastung gar. 

Die Fähigkeiten, die ihn schmückten,
die seinen Wesensteil im Licht verband,
sind ungenützt und wenig stützten
ihn Elemente, die er fand. 

Die Leichtigkeit ist ihm genommen,
schwerfällig wächst sein Wahrheitsdrang.
Fühlt, wie ein Taucher, tief ins Meer geschwommen,
dass ihm die Kräfte schwinden, irgendwann. 

Latent geblieben, schlummert zur Entfaltung
so manche ungenutzte Kraft in ihm,
so eingeschränkt wird er den Platz verwalten,
der ihm zur Lebenstätigkeit geliehen.

Verstand gesteuert weiß er nicht:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut.“
Das Unsichtbare bringt zurück ans Licht,
was hier zum Wiederaufstieg in ihm ruht. 

Erlösungsworte sind zu finden,
erwecken die, die noch versteinert schlafen.
Nur Liebe wird als Zauberwort ergründen,
was hinter Wut und Härte sie verbargen.

Zerbrochen werden sein, die harten Schalen,
selbst Körper, die als Stern am Himmel stehen,
entzaubert werden sie im Licht erstrahlen,
erlöst vom Missklang, frei die Liebe sehen.