Präexistenz

Freiseele in Gestalt des Ba-Vogels im Ägyp­tischen Totenbuch (E. A. Wallis Budge 1895)

Geweihte Stätten

Es gibt Stätten, welche hohe Kraft bewahren,
Stätten, die geweiht durch Leiden sind.
Sie erzählen von bestandenen Gefahren,
von den Menschen, die des Schicksals Meister waren.
Ihren Atem trägt zu euch der Wind!

Wisst ihr denn, ob nicht der Vorzeit Vollnaturen
in euch sind? Der Leib ist nur ein Kleid!
Kennt ihr euren Anteil an den Ur-Kulturen?
Wandelt, Kräfte schöpfend, ihr auf eignen Spuren,
weil ihr euer eigner Erbe seid!

<Ephides>

Anmerkung:

Sicher habe ich als „Gisela Seidel“ nur ein einziges Leben und werde als diese Person niemals wiederkommen. Aber Seelen existieren bereits vor der Geburt, bereit zu einer erneuten Verkörperung.
Ich, als Kirchenmitglied, habe erlebt, dass das Thema Reinkarnation vehement vom Klerus abgelehnt wird. Wer sich selbst erlöst, benötigt die Kirchen in der heutigen Form nicht mehr. Der christliche Geist dringt in uns, wenn wir uns ihm öffnen. Die Lehre von der Wiedergeburt war bereits zu Jesus Zeiten bekannt. Sie ist im Judentum verankert. Die Bibel lehrt uns die Präexistenz z. B. in Hiob 38, 19-21:

„Wo geht denn der Weg zur Wohnung des Lichts und die Finsternis, wo hat sie denn ihre Heimstätte, dass du sie in ihren Bereich hineinbringen konntest, und dass die Pfade zu ihrer Heimat dir bekannt wären? Du weißt es ja, denn damals warst du schon geboren, und die Zahl deiner Tage ist groß.“

Die sieben Spiegel

Stille spinnt uns ein, wir sind allein,
treten aus dem Tag, wie aus dem Spiegel,
uns entgegen, sehen Gottes Siegel
hell, auf unsrer Stirn wie Sternenschein.

Abermals gehen wir durchs Spiegelbild,
treten uns verklärten Blicks entgegen,
über unsrem Haupte Gottes Segen
leuchtet rein und weiß und mondenmild.

Eh‘ das Urbild sich mit uns vereint,
müssen sieben Spiegel wir durchschreiten,
siebenmal des Spiegels Rahmen weiten…
Unsre Krone wie die Sonne scheint.

<Ephides>

Dämonen

James Tissot (1836-1902)

Aus einer andren Zeit entstammend,
fühl ich mich ausgegrenzt, und weh
tut mir manch seltsames Verlangen,
wenn ich die Welt von heute seh‘.

Sie ist mir fern und fremd geworden,
künstlich, gefühlskalt, – irgendwie.
Gesinnungsfreunde allerorten,
als stünden sie mir vis-á-vis.

Sie schreiten langsam, schweren Schrittes,
wie die Soldaten auf mich zu.
Ich spür‘ der schwarzen Stiefel Tritte;
sie überrennen mich im Nu.

Sie geh‘n im Zeitgeist der Geschichte.
Treibt böses Spiel auf altem Grund.
Er dringt durch die Bevölkerungsdichte
und gibt Dämonen einen Mund.

Die schreien ihre leeren Worte,
in Geist und Seelen dringen sie.
Besessenheit öffnet die Pforte
zur Unwahrheit und Fantasie.

Vertrieben schienen sie beizeiten;
sie warten stets im Hintergrund,
ihr Gift des Hasses zu verbreiten,
mit irrem Blick und großem Mund.

„Aus Menschensinn, unreiner Geist,
fahr‘ aus!“* Sei nicht das arme Schwein,
das Selbstzerstörung niederreißt.
Lass Selbstkontrolle in dir sein!

*(Lukas 8,26-39)

Gedankenflüstern

Bild von prettysleepy1 auf Pixabay

Wenn alles schweigt, dann flüstern die Gedanken.
Draußen die Welt, im Zeitgeist ihrer Schranken.

Die Einfalt tanzt in elitären Kreisen,
hilft Hirngespinsten falsche Freiheit tragen.
Gefährlich droht die Dummheit zu entgleisen
und trägt zum Massengrab die Todeszahlen.

An Tagen reißen die Kalenderblätter,
sind Maßband zwischen Anbeginn und Ende,
Erinnerung in abgelebter Kette,
hängt wie verharzt am stillen Zeitenpendel.

Vergang’nes will mit groben Händen greifen,
durch Dickicht von Dornröschen-Träumen,
zieht lebenslange Dauerschleifen,
wie Raben, kreisend über Bäumen.

Klarheit

Fraktale von Karin M.

Wissenschaft
sucht neue Sichtweisen,
schafft Durchsicht für einen Moment,
wie ein Wischen auf beschlagenen Scheiben,
ständig aufs Neue.

Bewusstsein
lässt Geist und Seele allmählich leuchten,
überwindet die Mauer des Verstandes,
brennt als Licht
vor den beschlagenen Fenstern
der Wissenschaft.

Die innere Stimme

Bild: Karin M.

Manchmal verschließt man die Augen,
nur die innere Stimme wird leise
im Hintergrund wachen;
manchmal will man zu Höherem taugen,
doch in der Tiefe flüstert es leise:
„Du kannst es nicht machen!“


Manchmal schwebt die Seele im Taumel,
bringt die innere Stimme zum Singen.
Mit belebtem Körper und Geist,
wirst du wieder zum Boden baumeln.
Sie wird dich zur Weitsicht bringen,
solange sie „Leben“ heißt.

Grüne Gedanken

Claude Monet (1840-1926) – Frühling

Bald schon wird die Welt erblühen,
kaltes Kunstlicht weicht der Sonne,
die Gedanken werden grün,
es erwacht des Lebens Wonne.

Fenster strahlen wie die Spiegel,
Herzschlag sucht den taktvoll gleichen,
Winter bricht das Frühlingssiegel,
Kälte wird der Wärme weichen.

Bringt ins Dunkel lichtes Sprühen,
lässt die Nebeltücher ziehen.
Gärten duften voller Blühen
bald nach Veilchen und Jasmin.

Welcher Antrieb aller Dinge
wirkt im Zeichen der Natur?
Fruchtbarkeit und Leben bringe
uns die Ewigkeiten Spur.

Wie kein Frühling ohne Liebe,
gilt Lobpreis dem Schöpfergott.
Lust auf Leben, grüne Triebe,
Ist für alle Zeit Gebot.

Momente

Bild von FelixMittermeier auf Pixabay

Vom Berg hinab ins Tal zu schauen,
über mir Himmel;
seh‘ Wolken ziehen,
vor dem blauen.

Gedanken ruhen, wie tiefe Seen.
Nur sein zum Schein,
unsichtbar,
im Licht vergehen.

Die morgenfrische Welt zu fühlen,
die schmeichelnden Lüfte,
wie sie duften und kühlen.

Augen schließend den Sinnen lauschen,
Gott-Vater finden,
im Innen und Außen.

Ohne Wiederkehr

Edmund Blair Leighton (1853-1922) To the unknown land

Wo ist mein Lachen,
wo die Leichtigkeit der frühen Jahre,
als jeder Tag wie ew’ges Spiel begann?

Als dieses Spiel den schweren Kindheitstagen
noch Flügel gab, entflog und mit sich nahm.

Die Ängste, die wie Mauern vor mir standen,
sie wurden fortgeholt durch Traum und Zeit.

Die Fäden, die mich an die Eltern banden,
sie schnürten meine freie Kindlichkeit.

Und als der Faden dünner wurde mit den Jahren,
durchtrennten ihn erwachsene Fantasien.

Konnte entweichen, wo ich Zwang erfahren,
schon nah der Freiheit, wollt‘ ich zu ihr fliehn.

Doch auch in dieser Welt fand ich kein Lachen,
sah Leichtigkeit erstickt im Alltagsmeer.

Betrübnis treibt auf schwarzem Nachen
und trägt die Fahne „Ohne Wiederkehr“.

Liebeslied

Ich bin der Hirsch und du das Reh,
Der Vogel du und ich der Baum,
Die Sonne du und ich der Schnee,
Du bist der Tag und ich der Traum.

Nachts aus meinem schlafenden Mund
Fliegt ein Goldvogel zu dir,
Hell ist seine Stimme, sein Flügel bunt,
Der singt dir das Lied von der Liebe,
Der singt dir das Lied von mir.


Anmerkung von Hermann Hesse (1877-1962):
„Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.“

Komposition, Arrangement und Produktion:
Schönherz & Fleer – Hesse Projekt- / Rezitation: Ben Becker

Dezember Ausklang

Geweihte Stunden im alten und neuen Jahr

Für dieses Jahr möchte ich mich verabschieden.
Danke, dass Ihr mir Eure Zeit gewidmet habt beim Besuch meiner Seiten.

Ich wünsche allen ein besinnliches, frohes Weihnachtsfest
und vor allen Dingen Gottes Segen und Gesundheit.

‚Schaut‘ mit den Herzen und ‚rutscht‘ gut ins neue Jahr.

Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend‘ geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen-
O du gnadenreiche Zeit!

Joseph von Eichendorff
(1788 – 1857)