So unberührt und weit, das flache Land, getaucht in winterkühle Morgendünste. Die Bäume tragen feierlich ein Festgewand aus weißem Glitzerflocken-Schneegespinste.
Seh‘ in der Ferne letzte Nebel steigen, die jede Härte mit Verklärung glätten, und die Natur hüllt sich in kaltes Schweigen, das wie ein Segen weilt auf Totenbetten.
Die Landschaft trägt geduldig ihre Bürde, die eisig funkelt unter schwachem Glanze. Die Schöpfung liegt mit königlicher Würde und ruht sich aus vom warmen Sommertanze.
Ruhig schläft das watteweiß verschneite Land, bis sich mit neuer Lebenskraft der Boden hebt, bis sich in Menschenherz und Menschenhand ein zauberhafter Gottessegen legt.
Noch ist es Phantasie – doch wärs nicht weit, wenn jede Seele danach strebt und handelt. Dann würden nach des Winters Frostigkeit, die Schatten in ein Frühlingslicht verwandelt.
Hör auf die leise Stimme in der Tiefe, sie spricht zu dir bei Tag und in der Nacht. Und ob sie dich oft auch vergeblich riefe, sie ruft und ruft bis endlich du erwacht:
Es rauscht ein Strom in dir, gespeist aus Quellen, die ferner sind, als du erahnen magst. Es trägt der Strom dein Herz auf seinen Wellen, du aber weißt es nicht und bangst und fragst.
Woher die Kraft, die dich durchs Dasein führet, woher der Mut, noch immer fest zu stehen, wenn alles um dich wankt? Bis du gespüret: Dich trägt der Strom, du kannst nicht untergehen.
Es trägt der Strom dich hin durch viele Leben und zeigt dir Bilder, die vorübergehen, nur was du sehen sollst, wird dir gegeben, sieh an die Bilder, doch bleib niemals stehen.
Hängst du an Ufern, wirst du bald zerschellen, vertrau dem Strom dein Leben und Geschick. Er trägt dich sicher hin auf seinen Wellen, er trägt dich einst ins Vaterhaus zurück.
Du stehst im Dunkeln – unerkannt, verborgen dein Gesicht. Nie wird dein Name mir genannt, und wie ein Schatten tauchst du aus dem Licht.
Wer bist du, unbekanntes Wesen, nach dem mein Herz so sehnend dürstet? Wartest du schlummernd, bis die Zeit gereift? Siehst du nicht, wie sie gnadenlos ergreift mein klagend Leben? So wird sich bange Sehnsucht in die Stunden weben und mich verzweifeln lassen an der Seeleneinsamkeit.
Ich bitte dich, oh Zeit, nimm mir die finst’ren Qualen und zeig im Licht, was du mir vorgesponnen!
Wird neue Liebe mir den Ausgleich zahlen, für das Vertrauen, das sie einst genommen?
Julius Porcellis 1610-1645 – Sonnenlicht bei stürmischer See
Das Lebensende ist letztendlich unabwendlich; wir zögern sie hinaus, die letzte Stunde, kämpfen noch um die dunkelste Sekunde, weil wir mit letztem Atemzug an der Materie kleben; erlöste Masse – wie vergänglich war dein Streben, nun gilt dein geistig Weiterleben wohl einer andren Klasse.
Ich begleitete im Jahre 2003 eine vom Tod ihres 15 jährigen Sohnes psychisch sehr angeschlagene Frau nach Kassel, damit sie dort an einem von Psychologinnen begleiteten Familienstellen nach Bernd Hellinger teilnehmen konnte. Dort wurden 15 Menschen behandelt. Ich wollte nur Begleitung sein und mich dort nicht aufstellen lassen. Letztendlich überredete man mich doch. Ich übernahm die Rolle von Juden, die zur Zeit des Holocaust im KZ umgebracht worden sind.
Damals habe ich es nicht für möglich gehalten, dass man in die Rolle eines anderen Menschen schlüpfen kann, und dessen Empfindungen wahrnimmt.
Der Mann, der sich behandeln ließ, bekam regelmäßig derartige Wutausbrüche, dass er zu Hause alle Möbel kurz und klein schlug. Er war ca. 40 Jahre alt. Er belastete sich unbewusst mit der Schuld seines Vaters, der im Krieg die Juden mit seinem LKW zum Bahnhof zur Deportation gebracht hatte und fragte sich, wieso er lebte und diese Menschen nicht. Das kam erst im Laufe der Therapie zu Tage.
Im Laufe des Familienstellens kam er dann auf mich zu, berührte mich an der Schulter und entschuldigte sich für das Tun seines Vaters. In diesem Moment habe ich zig Emotionen gleichzeitig gespürt: Wut, Angst und Verzweiflung. Es folgte eine nicht enden wollende Trauer, die sich in Weinkrämpfen bei mir bemerkbar machte. So sehr die Therapeutinnen auch versuchten, mich zu beruhigen, es gelang ihnen nicht. Die Sitzung wurde abgebrochen, aber mein Weinen hörte erst auf, als der Patient mehrfach um Verzeihung bat. Dann erst konnte ich damals die Rolle verlassen, doch sie verfolgt mich heute noch. Damals schrieb ich dieses Gedicht:
Wenn wir zusammensinken durch des Lebens Last, den Himmel und die Sonne nicht mehr finden, weil dunkler Schatten unser Herz erfasst und unsre Seele schreit aus Höllengründen.
Wenn unser Kreuz zu groß wird, das wir tragen, wir nur noch haltlos, schwankend weiterziehn, bis wir in einsam dunklen Tagen in keiner unserer Taten Zukunft sehn.
Wenn die Vergangenheit uns hält mit Klammerhänden, belastet durch das Schicksal unsrer Ahnen; wenn wir verzweifelt uns an die Verstorbnen wenden, dann wird der Himmel uns zur Vorsicht mahnen.
Die Toten sind befreit von allen Bürden, sie hatten ihre eigne Lebenslast zu tragen. Ob sie die unsre helfend mindern würden, das sollte man, dies würdigend, erfragen.
Zur Hilfe wird man viele gute Seelen finden, aber auch solche, die noch sehr am Erdendasein haften; die sich bei Aufruf fest an deine Aura binden, dich dort verbleibend, negativ umnachten.
Drum lass im Dunkeln, was im Dunkel war verborgen, habe Respekt vor Allem was einmal gewesen, denn eine andere Macht wird für Beleuchtung sorgen, und finstre Seelenflecken der Familie lösen.
Urew’ge Liebe, Anfang und Vollendung, Ursprung und Ziel! An jeder Wegeswendung rückschauend halt ich Rast, um mich zu laben, und auf den Spuren, die mein Fuß gegraben, geht das Erinnern meinen Weg zurück…
Und aus den Stapfen, die entgegenkommen, steigt Bild um Bild. – Du hat sie mir genommen, weil sich mein Herz, das allzu leicht verschenkte, ans Bild verlor. Doch immer wieder drängte mein hoffend Herz zu nie erfülltem Glück. –
Wie ein Verbannter zog ich einst die Straßen, als ein Verkannter litt ich ohne Maßen. Nur Halbheit war mir, wo ich Ew’ges meinte, bis sich mir Bild um Bild in Dir vereinte. Von Deinem Glanz ist jedes nur ein Stück!
Urew’ge Liebe, Vater aller Wesen, Dein Siegel steht auf jeder Stirn zu lesen, Dein Glanz strahlt mir aus allen Augen wider, Dein Segen strömt als Licht zur Erde nieder.
Eh ich Dich suchte, bist Du mir begegnet, eh ich mich sehnte, hast Du mich gesegnet!
Du bleibst die größte Liebe meines Lebens, verblasst ist nur der öde, äußre Schein; er trug den Glanz des Wollens, nicht des Gebens; die falschen Hoffnungsschimmer trübten ein.
Du warst die Andacht, ich der Wahrheitsfinder, der sich im Nebel stets im Kreise dreht. Um dich der Hauch der Reinheit; Seelenbinder warst du, den ich mir einst von Gott erfleht.
Die Trauer ist der dunkle Dieb des Lichtes, sie nahm mein Innen – ich versink in ihr. Tief auf dem Todesgrund in mir gebricht es. Was wärmend dich und mich einst band, gefriert.
Ich schüttle ab die schweren Kälteschauer, doch greift die kalte Hand erneut nach mir. Sie reißt mich mit, ich treib in hoffnungsloser, grauer Vergessenheit. Nichts führt zurück zu dir.
Wie soll ich deine Augen je vergessen? Wenn ich hineinsah, fühlte ich das Glück! Die Sehnsucht hat mein krankes Herz zerfressen. Kein weher Wunschgedanke bringt dich je zurück.
Auch, wenn ich des Vermissens stille Qualen noch immer leide…mehr, mit jedem Tag, muss ich auf schwarzer Leinwand fremde Bilder malen, weil ich das Bild von dir nie wieder denken mag.
Wenn ich es denke, bricht mir dein „nicht Wollen“ mein Herz in stiller Seelenqual. Du fehlst! Das neue Jahr begann mit Donnergrollen. Wird es mir Tage bringen, die du nicht beseelst?!
Mein Alles warst du – ich war nur die Schwere, die Last, die auf dir lag und die dich bitter machte. Du wolltest Ruhe, tauschtest Liebe ein, in Leere. Wortlos gingst du! Ob es dir Frieden brachte?
Ich gab die Hoffnung auf – sie starb und doch… sitz’ manchmal ich am Fenster, schau hinaus. Gleich kommt er um die Ecke, denk‘ ich noch, dann seh‘ ich dich im Geiste: meine Maus.
Kurz streichle in Gedanken ich dein Haar, fühl dein Gesicht für einen Augenblick. Doch schon beim nächsten Wimpernschlag ist klar: Es war nur Illusion…und doch mein ganzes Glück.
Wertlos sind heut manche Sachen, die mir einmal wichtig waren. Und nach vielen, langen Jahren kann ich nun darüber lachen.
Menschen, Werte, Liebe, Leiden, sie vergeh’n im Strom der Zeit. Hat sie uns vom Trug befreit, bringt sie lächelnd späte Freuden.
Gerade noch gestreichelt, später ist’s die Andre. Wie verlogen wird so manches Herz betrogen! Der Geliebte wird zum Täter.
Was uns glänzend blendet, stumpft, Liebe ist ein Wort – nicht mehr! Hier auf Erden fehlt uns sehr, was in höchsten Himmeln trumpft.
Es ist gut, dass manches endet! Liebe trübt so oft die Sicht, und bei hellem Tageslicht wird der schöne Schein gewendet.
Wir verlieren unsre Träume, deren Wahrheit wir erwarten, denn im großen Liebesgarten wachsen viel zu hohe Bäume.
Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen.Cookie settingsACCEPT
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.