Ich fühle, wie Gestalten im Dämmerschatten stehen, sind unsichtbar verknüpft mit meinem Zeitgeschehen, zeigen hilflose Momente, warnend und wohlbekannt, von denen ich mich trennte – vernarbtes Lebensband.
Möcht’ ich mich auch entziehen, in wilder, langer Flucht, so kann ich nicht entfliehen, aus dieser Lebensschlucht. Schau mutig ich hinüber, mit ungetrübtem Blick, bringt dieses Schau’n doch wieder Erinnerung zurück.
Sind’s dunkle Lebensflecken, die dort im Nebel stehen, die mir aus finster’n Ecken tief ins Bewusstsein gehen. Die vielen off’nen Wunden – sie heilen wird die Zeit – sind noch nicht überwunden, obwohl Vergangenheit.
„Träumerei“ Gemälde von Franz Guillery (1863-1933)
Wie schnell die Zeit läuft, wenn du bei mir bist, wie sie zu stehen scheint, wenn du mich küsst.
Wenn deine Lippen sanft auf meine Hände gleiten, dann ist es so, als würden die Sekunden schleppend schreiten und sich nur zögernd mit den Strömen der Vergänglichkeit verbinden, als müssten unsre Seelen sich in ihren Tiefen wieder finden. Nur unsre Liebe hilft uns aus dem irdischen Geschehen, hinüber in die zeitenlose Dimension zu gehen. Wenn unsre Geister sich im Über-All verbinden, dann werden wir uns in den fernen Himmeln wieder finden, die wir verlassen mussten schon vor Ewigkeit; nun fanden wir uns auf der Erde wieder, hier und heut.
Wenn mir dein Augen-Blick wie ein Versprechen scheint, das uns nicht erst in der Unendlichkeit vereint, dann werden mir die Tage lang und endlos scheinen, und in der Zeit des Wartens werd‘ ich bittre Tränen weinen.
Du gabst mir nichts, nur deine Liebe gabst du, deinen lieben Blick, doch brachtest du mir das Elysium in diese graue Welt zurück. Gib mir die Hand für eine lebenslange Reise durch die Zeit, sag niemals, unsre Liebe sei Vergangenheit.
Die Uhr blieb stehn, nach mehr als 100 Jahren. Ein silbern Zifferblatt, vom Glas bedecktes Kleid, trotzte so manchen Kriegsgefahren, doch schließlich siegt der Zahn der Zeit.
Die Zeiger ruhn, sie zogen ihre Runden, als ich von Krieg und Frieden keine Ahnung hatte. Im Zeichen bittrer oder süßer Stunden drehten die Räder unter’m Zifferblatt.
Dem Ticken folgte eine ‚laute‘ Stille, war wie ein Zeitensterben dann. Die Uhr, nur schwarz und hölzern ihre Hülle, auf die ich nichts mehr lesen kann.
Ihr Schlagwerk musste lange schweigen, doch weiß ich noch den Klang zur vollen Runde, mit dem er prägte meinen Lebensreigen und manch durchlebte Kinderstunde.
Als Kind sah ich oft mahnend Omas Hand, wenn zaghaft sie den großen Schlüssel nahm und jedes Dreh’n die Feder wand, damit das Pendel in Bewegung kam.
Voll Übermut hät‘ ich gern aufgezogen, was meiner Oma lieb und teuer war. Doch ich war klein, Impuls bewogen, den Schlüssel wollt ich nehmen, unsichtbar,
und auf ein Bänkchen steigen, ungestört den Schlüssel drehen…bis die Feder sprang, den Dialekt in Omas Schimpfen hören… verklärt mein Blick zurück ins Irgendwann.
Die Zeiger stehen still, die Zeit blieb stehn. Für mich ein Zeichen von Vergänglichkeit. Als Kind hab ich die Raben fliegen sehn, als sie entkamen aus dem Uhrenkleid.
Gestern wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Schwere Blutvergiftung, ausgelöst durch einen Nierenstein. Ich bin zwar noch schlapp, habe aber Hoffnung auf Besserung, denn der Stein wurde beseitigt. Mit ihm weitere 12 kg. Seit Anfang Dezember hatte ich mit Schüttelfrost und Fieber herumgelegen. Erst dachte ich, es sei Corona. Es war ein Wink des Himmels, dass eine mir unbekannte Ärztin nicht nur den Test machte, sondern mir einen Urinbecher mitgab. Dann hieß es Noteinweisung. Eine falsche Bewegung und ich hätte tot umfallen können. Hiermit melde ich mich zurück, in der Hoffnung, dass es allen gut geht. Bei mir wird es noch eine Weile dauern, aber dann ist hoffentlich Frühling in Sicht.
Endlose Zeit – willst nicht vorüber gehn, schaffst mit Sekunden Ewigkeiten, noch lange wirst du kleine Schritte gehn, mein Leben ruhelos begleiten. Und führst du mich hinaus aus der Unendlichkeit, dann werde ich dich brauchen – Zeit.
Zeitstrom
Sekunden zerrinnen wie Tropfen der Zeit, bilden ein Meer der Unendlichkeit, versinken dort im Alles und Nichts, geben dem Strom der Veränderung Licht.
Minuten sind die Schäume der Wogen, die an der Brandung der Ewigkeit toben, werden erwachen, werden vergehen, wie die Gezeiten des Mondes entstehen.
Stunden sie türmen zu riesigen Fluten alle Sekunden und Wellenminuten, erhoffte Zukunft – vergangene Zeit, zerfließende Gegenwärtigkeit.
Tage, Monate, Jahre vergehen, der Fluss der Zeit, er bleibt niemals stehen; so schnell geht die Zeit deines Lebens dahin, fülle sie aus mit göttlichem Sinn.
Wo sich die Zukunft mit der Gegenwart verbindet entsteht Vergangenheit. Wo man das längst Vergangne wiederfindet, da steht die Zeit.
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