Die Hauswand bebte, als ich mit Kinderhänden, ballwerfend, das Spiel erlebte.
Aufprall und Takt, mit kindlichen Gemüt erdacht, bis Ballspiel schallend an den Wänden Geräusche macht.
Ein altes Spiel - geworfen, aufgefangen, die Bälle, die die Hauswand trafen. Niemals den Grund berühren, bloß nicht daneben langen!
Zehnmal das Werfen zu Beginn, zehnmal das Fangen; neunmal in nächster Runde, erhöhten Grad erlangen.
Mit einmal Händeklatschen oder zwei, mal hinten und mal vorne, im Stehen und im Bücken, unter den Beinen durch, zuletzt noch hinterm Rücken.
Schwierigkeitsgrad erhöht, bei immer kürzeren Runden, so scheint die Lebenszeit – verkürzt mit Jahr und Stunden.
Mir war es verboten, im Haus zu spielen. Um drin zu bleiben, musste es draußen regnen und stürmen. Also ging ich auf den Hof, meist alleine, und spielte stundenlang mit zwei Bällen gegen die Hauswand. Meine Mutter muss wohl starke Nerven gehabt haben.
Das Ballspiel ist alt und den Kindern heutzutage unbekannt. Ich hatte viel Spaß daran und kenne heute noch die Regeln. Das Spiel besteht aus zehn Schwierigkeitsgraden. Die Runden reduzieren sich, nachdem man das Ziel erreicht hat.
Ein Ball oder mehrere werden zehnmal hintereinander an die Wand geworfen und wieder aufgefangen. Dabei dürfen sie nicht zu Boden fallen. Hat das geklappt, geht es in die nächste Runde.
Vor dem Fangen muss einmal in die Hände geklatscht werden. Weiter geht es achtmal hintereinander mit einem doppelten Klatschen. Siebenmal muss man einmal vor und einmal hinter dem Körper klatschen und sechsmal muss der Ball unterm rechten Bein hindurch an die Wand geworfen und wieder aufgefangen werden und danach fünfmal unterm linken Bein hindurch. Viermal wird der Ball wieder mit den Fäusten, den Knien oder auch dem Kopf zurück an die Wand geprellt, bevor er gefangen wird. Dreimal wird der Ball von hinten gefasst und über die Seite an die Wand geworfen und in der vorletzten Runde muss man sich drehen, bevor man den Ball auffängt. Zu guter Letzt wird der Ball vom Rücken aus über den Kopf an die Wand geworfen und wieder aufgefangen.
Bei diesem Spiel werden Kindheitserinnerungen wach.
Unsterbliches Leben in der Umlaufbahn des großen Dienstes, mit den Mitteln, der Fähigkeit, den Talenten und der Macht, die Liebe des Großen Geistes auszudrücken, durch sterbliche Körper; erweckt, mit wahrem Fokus auf das Wesentliche, zweckerfüllend dem höchsten Ziel entgegengehend.
Die Kraft des Geistes, die frei durch uns fließt, die so schwach erscheint im Reich der Materie, wirken zu lassen, denn der Geist ist Herr und die Materie ist Diener. Der Geist ist König, die Materie Untertan. Der Geist ist Gott und du bist ein Teil von Gott.
Sie war'n voller Neugier, sie war'n voller Leben, die Kinder, und sie waren vierundvierzig an der Zahl. Sie war'n genau wie ihr, sie war'n wie alle Kinder eben im Haus in Izieu hoch überm Rhonetal.
Auf der Flucht vor den Deutschen zusammengetrieben, und hinter jedem Namen steht ein bitteres Leid, alle sind ganz allein auf der Welt geblieben, aneinandergelehnt in dieser Mörderzeit.
Im Jahr vierundvierzig, der Zeit der fleiß'gen Schergen, der Spitzel und Häscher zur Menschenjagd bestellt. Hier wird sie keiner suchen, hier oben in den Bergen, die Kinder von Izieu, hier am Ende der Welt.
Joseph, der kann malen: Landschaften mit Pferden, Theodore, der den Hühnern und Küh'n das Futter bringt, Liliane, die so schön schreibt, sie soll einmal Dichterin werden, der kleine Raoul, der den lieben langen Tag über singt.
Und Elie, Sami, Max und Sarah, wie sie alle heißen: jedes hat sein Talent, seine Gabe, seinen Part. Jedes ist ein Geschenk, und keines wird man denen entreißen, die sie hüten und lieben, ein jedes auf seine Art.
Doch es schwebt über jedem Spiel längst eine böse Ahnung, die Angst vor Entdeckung über jedem neuen Tag, und hinter jedem Lachen klingt schon die dunkle Mahnung, dass jedes Auto, das kommt, das Verhängnis bringen mag.
Am Morgen des Gründonnerstag sind sie gekommen. Soldaten in langen Mänteln mit Männern in Zivil. Ein Sonnentag - sie haben alle, alle mitgenommen, auf Lastwagen gestoßen und sie nannten kein Ziel.
Manche fingen in ihrer Verzweiflung an zu singen, manche haben gebetet, wieder andre blieben stumm. Manche haben geweint und alle, alle gingen den gleichen Weg in ihr Martyrium.
Die Chronik zeigt genau die Listen der Namen, die Nummer des Waggons und an welchem Zug er hing, die Nummer des Transports mit dem sie ins Lager kamen; die Chronik zeigt, dass keines den Mördern entging.
Heute hör' ich, wir soll'n das in die Geschichte einreihen, und es muss doch auch mal Schluss sein, endlich, nach all den Jahr'n. Ich rede und ich singe, und wenn es sein muss, werd' ich schreien, damit unsre Kinder erfahren, wer sie war'n.
Der Älteste war siebzehn, der Jüngste grad vier Jahre. Von der Rampe in Birkenau in die Gaskammern geführt. Ich werd' sie mein Leben lang sehn und bewahre ihre Namen in meiner Seele eingraviert.
Sie war'n voller Neugier, sie war'n voller Leben, die Kinder, und sie waren vierundvierzig an der Zahl. Sie war'n genau wie ihr, sie war'n wie alle Kinder eben im Haus in Izieu hoch überm Rhonetal.
Zwischen grünen Hecken lag mein Garten - längst ist er in fremder Hand und fern; war Bewusstseinsträger und mein Warten auf das Helle in „des Pudels Kern“.
Angelegt war er in Fleiß und Arbeit, zwischen Stahlwerk und 12 Stunden Last. In der Laube: kurzes Glück zu zweit, seltenes Lachen, Aufbruch nach der Rast.
Foto: privat – Meine Großeltern Helene und Robert Nicolay, 5oer Jahre
Plumpsklo Inhalt auf die Beete tragen - gelbe Kleckse säumten Weg und Ziel; übel roch ‚der Dünger‘ vorm Vergraben, bis er erdbedeckt vom Spaten fiel.
Opa richtete, veredelte und pflanzte Stangenbohnen und ein Erdbeerfeld; bis ich unter vielen Bäumen tanzte - wohl behütet war die Gartenwelt.
Flüchtete hinaus so manche Stunde, lauschte dort den Vögeln, dem Gesang; staunte über die Insektenfunde, die ich hüpfend in der Wiese fand.
Wachsend, das Bewusstsein jedes Lebens - auf dem Fundament des ewigen Gartens; Leid gedüngt, in Liebe um das Streben, groß der Preis, den erntend wir erwarten.
Im Namen der vielen Menschen, die nach Vertreibung aus Österreich dort Heimat fanden und im letzten Jahrhundert wieder das Land verlassen mussten, habe ich dies Gedicht auch im Andenken an Immanuel Kant im Jahre 2004 verfasst. Obwohl ich nie dort gewesen bin, habe ich mich aufgrund der Erzählungen meiner Oma immer verbunden gefühlt. Geschichten mysteriöser Vorkommnisse einer kinderreichen Bauernfamilie, mit einem Hauch Melancholie behaftet, der immer noch durch meine Tage schwebt.
Ostpreußen
Östlicher Geist lässt mich nicht ruhn, verwurzelt tief in mir, erfüllt mein Herz, und als entfernte sich von dort mein Tun, trieb all’ mein Denken dennoch heimatwärts.
Konnte nicht lassen von den alten Plätzen, rief doch die Heimat tief in meiner Brust. Melancholie spricht hier aus diesen Sätzen, und weckt in mir die alte Sinneslust.
Du fernes Land, vertraut war mir dein Duft, in großer Weite bis zum Horizont der Blick, herb war dein Klima, rau die Küstenluft, gern denke ich an Königsberg zurück.
Wo dunkle Wälder sich in lichten Breiten erstrecken bis zum Memel Strand, wo Störche stolz durch weite Sümpfe schreiten, dort treibt der kalte Wind durchs flache Land.
Du, meines Wirkens Stätte, ach, so fern, längst wächst das Gras über die alten Mauern, wird die vergang’ne Zeit in meiner Seele Kern doch alle Ewigkeiten überdauern.
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