Zweck des irdischen Lebens

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Im Januar 2021 schrieb ich über das Neubeginnen, der Reinkarnation der Seele.

Der Geist ist die bleibende Substanz aller Ewigkeit und nichts anderes zählt. Auf diese Wahrheit sollte der Mensch aufbauen und nicht im treibenden Sand der Materie untergehen. In einer Welt der Materie zu leben, in der alles von Ihren physischen Sinnen gemessen wird, ist es sehr schwer, das Wesen der Realität zu erkennen. Sie droht immer wieder im Trubel des Lebens unterzugehen.

Es gibt keine Freude und keinen Dienst, der so gut ist wie die Hilfe für andere. Wir leben in einer Welt, die so voller Dunkelheit ist, in der Millionen von Menschen ihren Weg verloren haben, in der es zahllose Menschen gibt, die beunruhigt und verwirrt sind, mit Kummer im Herzen, die jeden Morgen in Furcht und Angst vor dem erwachen, was der Tag bringt. Es ist ein großes Werk, wenn man einer Seele helfen kann, etwas Gelassenheit zu finden, damit sie erkennt, dass sie nicht vernachlässigt, einsam oder vergessen ist, sondern von Armen unendlicher Liebe umgeben ist. Es ist wichtiger als alles andere.

Der ganze Zweck des irdischen Lebens besteht darin, schlafende, schlummernde Seelen zur Realität ihrer Existenz zu erwecken. Diese Welt ist voll von lebenden Schlafwandlern, die wie in einem Traum durch den Tag gehen. Sie sind nicht wach, und sie sind tot für jede Realität. Wenn man eine dieser Seelen berühren und die göttliche Glut entfachen kann, so dass sie sich allmählich zu einer lebendigen Flamme entwickelt, gibt es keinen vergleichbaren Dienst.

Wie schon des Öfteren betont: Ich bin ein normaler Mensch, der allerdings aufgrund seiner Erfahrungen sehr zurückgezogen lebt. Ohne diese innere Zurückgezogenheit könnte ich nicht schreiben. Ich brauche die Ruhe und den inneren Frieden. Einer bestimmten Religionsgemeinschaft gehöre ich nicht an. Missionieren finde ich falsch. Ich glaube aus mir selbst, durch die göttliche Kraft und die vielen guten Geister um mich herum, die mich durch den Tag und durch meine Träume begleiten. Dafür bin ich dankbar!

Letzten Endes gibt es kein höheres Privileg, keine höhere Religion, als dem Großen Geist zu dienen, indem man all seinen Geschöpfen dient, seien es Menschen, Tiere oder welche Form sie auch immer annehmen.

Manchmal scheint das eigene Talent eine Berufung zu sein, als kleiner Botschafter des Großen Geistes eingesetzt zu werden. Ob ich tatsächlich zu diesen Auserwählten gehöre, weiß ich nicht.
Es kann mich nicht wirklich glücklich machen, bei allem Elend um mich herum, das nicht sein muss, wenn Menschen sich anders verhalten würden.

In den Dienst Gottes stellen, bedeutet, dass die göttlichen Gaben genutzt werden. Es fließt die Kraft des Geistes durch den dienenden Menschen, mit ihrer wundersamen heilenden Berührung, um den Schmerz zu lindern, die Harmonie wiederherzustellen, schmerzende und blockierte Glieder zu befreien und den Menschen sich seiner selbst bewusst zu machen, wie er wirklich ist.

Dazu müsste man den Aberglauben verbannen und die Unwissenheit vertreiben. Durch Güte und Barmherzigkeit anstelle von Grausamkeit und Ausbeutung einen besseren Weg aufzeigen. Einen Weg des Zusammenhalts und der Freundschaft, der sich allmählich ausbreitet und dadurch der ganzen Schöpfung einen wahren Frieden gibt, denn der Frieden ist unteilbar. Die Macht des Geistes ist am Werk, und sie ist da, um zu bleiben. Kein kirchlicher Erlass, kein ärztliches Edikt wird ihre barmherzige Arbeit verhindern. Diese Kraft kann sich durchsetzen, wo alle anderen versagen.

Es gibt keinen größeren Dienst und keine größere Erfüllung, als zu sehen, wie die Kraft des Geistes ihre wohltuende Arbeit verrichtet. Seelen, die nicht wissen, wohin sie laufen sollen, werden geführt und mit Erleichterung und Gesundheit, Linderung und Trost, Führung und Nahrung versorgt. Dies ist ein Werk, das größer ist als das vieler Kirchen, Kapellen, Synagogen und Tempel, die mit trockener Theologie gefüllt sind, in denen aber die Kraft des Geistes fehlt.

Die Kranken, die Leidenden, die seelisch, körperlich und geistig Gequälten, die Hoffnungslosen, die Hilflosen, die Müden, die Ratlosen, sie wollen keine Worte, die die Seelsorger allzu oft selbst nicht mehr glauben. Sie wollen keine stereotypen Phrasen hören, die wie Papageien wiederholt werden und weder für den Sprecher noch für den Zuhörer eine Bedeutung haben. Was sie wollen, ist eine Demonstration, dass die geistliche Wahrheit eine Realität ist.

Menschen sind leider allzu oft voller Schwäche und Gebrechlichkeit, Stolz und Eitelkeit, Vorurteile und Eigensinn. Zu wenige stellen den Dienst an sich selbst, das Prinzip, über die Person. Wenn ich zurückblicke, kann ich klar und deutlich sehen, wie der Finger des Geistes den Weg gewiesen hat und mir gezeigt hat, wohin ich gehen soll. Diese Kraft, die sich ohne Zweifel und Frage bewährt hat, ist fähig, durch alle Mühen in die Zukunft zu führen.

Es ist immer gesegneter zu geben als zu nehmen. Gesegnet sind die, die nicht gesehen und nicht gehört haben, die sich aber weiter bemühen. Ihr habt die Wärme, die Ausstrahlung, die Zuneigung und die Liebe erleuchteter Wesen, deren einziges Ziel es ist, denjenigen zu helfen, die weniger Glück haben als man selbst.

Jede Seele weiß, was sie tun wird, bevor sie auf der Erde inkarniert, sie kennt jedoch niemals jedes Detail. Es ist eine freie Entscheidung, die das höhere Selbst trifft, weil es weiß, dass seine irdische Reise genau diejenige ist, die es braucht, um die notwendigen Qualifikationen für die Entwicklung des höheren Selbst zu erfüllen und zu erlangen. Seelen erkennen das Leben, das sie leben werden.

Die Härten werden gewählt, weil sie zu ertragen und zu überwinden jene latenten Qualitäten des Selbst ins Spiel bringen wird, die der Entwicklung bedürfen, um ihren Anteil am wirklichen, höheren, wahren Selbst beizutragen. Mit diesem Hintergrund gibt es keinen Grund etwas zu bedauern, oder sich über die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten des irdischen Lebens zu wundern. Die geistige Welt ist die Welt, in der das Gleichgewicht hergestellt wird. Die materielle Welt ist die Welt, in der die Vorbereitungen getroffen werden.

Es ist alles eine Frage der Zeit und des Zusammenspiels verschiedener Kräfte, wann die Seele zu sich selbst kommt und sich ihrer selbst bewusst ist. Manchmal geschieht nicht einmal das, und so kommt die Seele immer wieder zurück, bis sie jene Qualifikationen erreicht hat, die notwendig sind, damit ihr Fragment zum größeren Selbst, zum Ganzen, übergehen kann.

Die Zeit steht still

von Mascha Kaléko (1907 – 1975)
Die Zeit steht still. Wir sind es, die vergehen.
Und doch, wenn wir im Zug vorüberwehen,
Scheint Haus und Feld und Herden, die da grasen,
Wie ein Phantom an uns vorbeizurasen.
Da winkt uns wer und schwindet wie im Traum,
Mit Haus und Feld, Laternenpfahl und Baum.

So weht wohl auch die Landschaft unsres Lebens
An uns vorbei zu einem andern Stern
Und ist im Nahekommen uns schon fern.
Sie anzuhalten suchen wir vergebens
Und wissen wohl, dies alles ist nur Trug.

Die Landschaft bleibt, indessen unser Zug
Zurücklegt die ihm zugemeßnen Meilen.

Die Zeit steht still, wir sind es, die enteilen.

Mascha Kaléko (1907-1975)

Paradiesäpfel

Afrika Karte 1914 – Europäische Kolonien
Die Strauchelnden, die sterben,
im Lebenskampf verderben,
die in Verzweiflungstaten
den Wohlstandsstaat verraten.

Die vielen Heimatlosen,
die aus den Ländern flossen,
die einst im Krieg verdarben,
die durch Europa starben.

Die Reichen und die Braven,
stets selbst vor vollen Tafeln,
die immer aufrecht gehen,
Gesetze kleinlich sehen.

All jene Tugendhaften,
die über andere lachen,
nie falsche Wege gehen,
die nur sich selbst verstehen;

wohltätig sind die Satten,
die immer alles hatten,
die ‚Glorienkronen‘ tragen
und nie am Boden lagen,

die überlegen reden,
nur eigene Werte pflegen,
selbst unentbehrlich klingen,
verdienstvoll ihr Gelingen,

womit sie glanzvoll prahlen,
ihr Gut-sein untermalen.
Die Kleinlichen und Harten -
wurmiges Obst in Gottes Garten.
Vladimir Kush

Der Mai

von Erich Kästner
Im Garten – Peder Monk Monsted (1859-1941)
Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.
Erich Kästner (1899-1974)

Wetter

Gewitter am Niederrhein – Ulla Genzel *1960
Die Silberwölkchen, die vorüberschwebten,
die längst in eine ferne Himmelheimat zogen,
die munter treibend unseren Tag belebten,
sind unergründlich in die Dunkelheit geflogen.

Der Himmel hat sich umgefärbt in dunkel,
mit Wolken, die dranhängen, regenschwer;
durch erst erwärmte Lüfte trieb ein Funkeln
von fernen Blitzen, tief im Wolkenmeer.

Das helle Lied der Vögel ist verklungen,
es liegt Gewitterluft auf ihren Kehlen;
mit schwerem Atem hat die Stadt gerungen,
denn unberechenbar wird er sie quälen.

Die Menschenaugen, die verblendet schauen,
sehn nur die dunklen Wolken vor dem Licht,
sehn, wie sich Unwetter zusammenbrauen,
doch die Erkenntnis daraus sehn sie nicht.

So nutzlos scheinend, wie dem Meer der Regen,
das doch längst alles Wasser in sich hat,
erscheinen der Naturgesetze Fluch und Segen,
die richten werden blinde Menschentat.

Seelentanz

In mir ist Stille,
Ruhe geht in Resonanz,
als Echo aller leisen Töne,
die in mir sind –
die Seele tanzt,
folgt sanft dem Takt,
dem schwingend schönen,
der in der stillen Nacht verklingt
und wiederkehrt im Morgenlicht,
das mir die Taggedanken bringt,
trotz noch verschlossener, dunkler Sicht.

Weckt mich hinein in Raum und Zeit,
lässt meinen Tag ein Lächeln sein,
gibt mir zurück ein Frühlingskleid,
das bunt und schön im Sonnenschein.

Was ist der Sinn?

Bildausschnitt „Birth of love“ – Vladimir Kush *1965
Die Jahre voll vom ruhelosen Wandern,
vom Tun, das meinen Tag wohl füllte,
doch leer die Welt mir ließ, wie all den Andern,
denen sich Sicht und inneres Bild verhüllte.

Nichts konnte meine tiefe Sehnsucht stillen,
die Tag für Tag nach Sinn und Liebe strebte,
nichts, nur mein starker Daseinswille,
der tot für jede Lebenswahrheit lebte.

Inmitten all der scheinbar nutzlosen Erfahrung,
die Leid und Schmerz in meinen Alltag brachte,
war es mir plötzlich wie ein Hauch von Wahrheit,
die mich berührte, wach und fühlend machte.

Es konnte sich die Glut in mir entfachen,
lebendig alles Falsche niederbrennen,
die Flamme, die mir Halt und Wahrheit brachte,
allmählich Lebenssinn und Ziel benennen.

Schlafende Seelen - wandert nicht durchs Leben
mit toten Augen, die nicht sehen;
lasst uns gemeinsam vorwärtsstreben,
zur Göttlichkeit, um zu verstehen.

Gottes Trost

Göttlicher Schutz – Sulamith Wülfing (1901-1989)
Es tröstet den die ewige Liebe,
der glaubt und hofft trotz schwerem Los.
Wenn Tröstung aller Welt zerstiebe,
‚hört‘ er in sich den Gottestrost.

Wenn Menschentröstungen versinken
und untergehn in Euphorie,
wenn sie im eignen Tun ertrinken,
durch nicht verstandene Empathie.

Dann übertönt der Schwall der Stimme
den eigenen inneren Rückzugsort
und überhört durch laute Dinge,
das „Weine nicht!“ und Heilands Wort.

Feinhörig sein, trotz Drang des Lebens.
Wortreicher Menschentrost vergeht!
In Leidenschaft sucht man vergebens
den inneren Gott, der uns versteht.

Vergänglichkeit des Augenblicks

William Adolphe Bouguereau 1825-1905

Zukunft wird gegenwärtig und vergeht.
Flüchtiger Augenblick des Jetzt,
ein Lidschlag macht aus dir Vergangenheit.
Nichts kann dich halten,
nichts zurückholen.
Du wirst durchlebt und bist sogleich verloren,
und die Erinnerungen, die du trägst, sind folgenschwer.

Die Dimension der Zeit – ein trügerisches Bild.
Verbirgt sie doch die Polarität des Lebens vor unseren Herzen.
Aus Glück wird Unglück,
aus Liebe – Hass,
aus Leben – Tod.
Oft trennt uns nur ein Augenblick von diesem Wandel.
Wie ein winziges Atom ein Teil des Ganzen,
so ist der Moment des Seins der Schlüssel zur Ewigkeit.

Himmlische Heerscharen

Dem dunklen Haus des Menschen Licht zu geben,
die gute Tat zu sein, auch wenn sich der Erfolg verhüllt,
ist wie ein Strahlen auf den Erdenwegen,
das uns umgibt - ein unsichtbarer Schild.

So ist kein einziger Versuch vergeblich,
denjenigen zu helfen, die in Nöten stehen
und keine Anstrengung zu klein und kläglich,
dem Guten Pionier zu sein im Vorwärtsgehen.

Die Kraft des Geistes trägt die magischen Momente,
gilt uns als Ausdruckskraft, die unsere Welt beseelt,
sie drückt sich aus in menschlichen Talenten,
verschleiert ist die Sicherheit, die niemals fehlt.

Ist so, wie eine Bürgschaft hier auf Erden,
die unveränderlich, unwandelbar erstellt,
die ihre Form behält im Sein und Werden,
auch wenn Materie in Staub und Asche fällt.

Von einer Heerschar Leuchtenden umgeben,
die unser Los begleitend, helfend stehen;
als unerschütterliche Basis stets zugegen,
unmessbar durch Geräte dieser Welt zu sehen.