Feminismus und Genderwahn

Gleichberechtigung, JA – aber auf Augenhöhe
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Sie schreien und sie grölen, wie die Männer,
mit demonstrierter Stärke stehn sie ihren Mann.
Wenn sie geglaubtes Recht auf ihre Seite zerren,
befeuern sie den eignen Geltungsdrang. 

An maskulinen Substantiven und Pronomen,
geschlechtsneutral, auch femininer Form,
wird Sprachverunstaltung beschworen,
das Gendern wird zur weiblich neuen Norm. 

Dem Volk zu dienen und dafür zu sterben,
das war im Militär männliche Pflicht;
den Nachwuchs dazu mussten Frauen gebären,
doch ohne Zeugung geht’s auch heute nicht. 

Vom Gleichheitswahn getrieben, fallen Frauen,
befeuert von dem Drang zur Männlichkeit;
wo ist die Fähigkeit, dem eignen Sinn zu trauen,
er trägt den ganzen Reichtum Weiblichkeit. 

Schon immer wirkten Frauen mit an großen Werken,
auch, wenn sie nur im Hintergrund agierten;
der männlich schöpferische Geist trug Frauenstärken
in seine maskuline Welt, doch Frauen regierten. 

Sie waren ausschlaggebend, Zünglein an der Waage,
für manchen Mann, die stille Königin. 
Die Frau stellt unbewusst sich selbst in Frage, 
mit Mut zur Männlichkeit. Wo liegt der Sinn?

Im Himmel

Patrick Seidel (1981-2019) Foto: Gisela Seidel
Ich wünsch dir den trauten Engel
für deinen Weg und dein Ruhen,
in einem Bett in den Wolken,
in dem Himmel, wo’s Selige tun.

Gehüllt in Wünsche und Träume,
die Erfüllung verheißen im Glück;
von dem, was dir fehlte im Leben,
ein von Sonne beschienenes Stück.

Ein Ort, wo dich sanftes Streicheln,
wie ein Windhauch, zärtlich umströmt;
an dem wie ein Blätterrauschen,
deiner Seele ein Liedchen ertönt.

Es singt von dem ewigen Werden
deines Geistes, der niemals geboren,
wird wiedererwachen auf Erden,
wenn der Große Geist dich erkoren. 

Gedanken zum Tag der deutschen Einheit

Brandenburger Tor

Immanuel Kant formulierte für das Sittengesetz oder Vernunftgebot: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“ Jesus Christus sagte dies mit anderen Worten: „Ihr sollt den andern tun, was ihr wollt, dass man euch tue.“

Obwohl der Mensch frei geboren wird, legt man ihm sogleich, bedingt durch gesellschaftliche Normen, beschränkende Fesseln an. Alsdann erfolgt die Fütterung des „gemeinen“ Kleinkindes mit erzieherischem Einheitsbrei, und die Gesellschaft fordert mit strenger Stimme, pflichtbewusst und richtungsweisend: Tue dies und jenes lasse sein! Da gibt es Dinge, die erlaubt sind, weil sie dem Interesse und Geschmack der gesellschaftlichen Mehrzahl entsprechen. Andere wiederum sind verpönt und untersagt. Doch ist es ein steter Wandel, ein ständiges Ändern und Anpassen. Was heute akzeptiert und praktiziert wird, wird morgen vielleicht schon als schlecht entlarvt, verboten und abgeschafft.

Das kindliche, natürliche, den kosmischen Urgesetzen gehorchende Gemüt, das sich zu Beginn seiner Entwicklung noch alles Wahre und Schöne auszusprechen getraut, verbirgt mit fortschreitendem Alter das freie Wort hinter einer anpassungsfähigen Fassade der Höflichkeit, und die Gefühle geraten zusehends in die Dressur der Erwachsenenwelt. Schließlich versteckt der Heranwachsende seine wahre Natur hinter einem alltagstauglichen Pokergesicht, und er wird zwangsläufig ein „Mit-dem-Strom-Schwimmer“, der sich der jeweiligen Gesellschaftsform anpasst, um nicht in ein gesellschaftliches und wirtschaftliches „Aus“ zu geraten.

Zu allen Zeiten hieß es: Fressen oder gefressen werden! Ein „Sich-Beugen-müssen“, ein „Alles-Hinnehmen“ nimmt dem Menschen nicht nur Anmut und Würde, sondern lenkt sein Empfinden von Moral und Ethik möglicherweise auf falsche Gleise, weil sein Selbsterhaltungstrieb über den Dingen steht und hier das Wort: „Jeder ist sich selbst der Nächste“ zu gelten scheint.

Doch ist dies Augenverschließen nicht auch eine Art von Freiheitskampf, nämlich ein Kampf um die eigenen Vorteile? Rücksichtslos wird noch um den kleinsten Gewinn gerungen. Man heult mit den Wölfen, aus Angst, als Lamm erkannt zu werden und aus Furcht, alle lebenslang erkämpften Freiheiten mit einem Schlag einbüßen zu müssen. Man tut alles, um sein kleines Paradies nicht wieder zu verlieren; notfalls geht man dafür über Leichen. Das ist purer Egoismus, der nur dem Einzelnen Freiheiten schafft und andere benachteiligt! Um Vergünstigungen zu erreichen, wird spioniert, denunziert, verraten und devot geschmeichelt. So herrscht in einer Diktatur gesellschaftliche Unfreiheit, und Freiheit wird Privileg der Herrschenden. Aber auch im Kapitalismus herrscht die Freiheit des Stärkeren, was nicht unbedingt Freiheit für den Einzelnen bedeutet.

Oft dienen Grobheit, Gefühlsarmut, Verrohung und Skrupellosigkeit den Mitteln der Macht und der eigenen Bereicherung, womit der Ausübende wiederum die Freiheiten seiner Mitmenschen unterdrückt und einengt.

Frei den Aufenthaltsort bestimmen zu dürfen oder das Land, in dem man leben möchte, frei wählen zu können, ist auch heutzutage noch nicht möglich. Die Welt, wird von Menschen begrenzt und regiert. Die reiche Welt wird längst nicht allen zugänglich gemacht. Jeder Fremde wird genauestens registriert und durchleuchtet. Es wird sortiert, nach Herkunft und Einreisegründen. Den Industrieländern geht es gut, doch sie jammern und klagen. Wie wird sich der Ausländer fühlen, der mit ein paar fadenscheinigen Begründungen wieder in seine Armut zurückgeschickt wird?

Auch er hat ein Recht auf Nahrung und Arbeit, auf körperliche Unversehrtheit seiner Familie. Er sieht unsere vollen Teller und Schaufenster und wird sich fragen: „Warum gibt es das hier und nicht in meiner Heimat? Bin ich weniger wert, nur weil ich aus einer anderen Kultur stamme?“ Der Freiheitswunsch unserer ausländischen Mitmenschen, begründet sich nicht alleine im Wunsche nach Wohlstand. Die Ärmsten kommen zu uns, heimatlos, ihrer Wurzeln beraubt, geflohen vor Verfolgung, Folter und Terror, mit einer tiefen Sehnsucht nach einer friedvollen Existenz in ihren Herzen. Brauchen wir Landesgrenzen, wenn wir doch alle freie Weltbürger sind? Doch schon Otto von Bismarck meinte: „Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann leisten kann.“

In seinen Don Karlos Briefen schrieb Friedrich von Schiller: „Die schönsten Träume von Freiheit werden im Kerker geträumt!“ Was würden wir tun, wenn der innere Ruf nach Freiheit täglich lauter und zwingender würde? Wenn die Seele rebelliert, sucht sie nach Möglichkeiten der Änderung und versucht auszubrechen! Was sich zunächst in einigen flüchtigen Gedanken oder wenigen dahingesagten Worten äußert, verlangt nach einer Umsetzung und Verwirklichung und rüttelt im tiefsten Innern die letzten Kraftreserven wach.

Maler: D.L. – Gefangener Freiheitskämpfer zur Zeit Napoleons 1806

Wann haben wir hierzulande zuletzt über Freiheit nachgedacht? Beim Fall der Mauer? Oder etwa beim täglichen Griff ins leere Portemonnaie, wenn wir die Reichen um ihr „finanzielles Freisein“ beneiden? Vielleicht wehte uns im Urlaub ein Hauch von Freiheit entgegen, und wir wandelten, losgelöst von der täglichen Pflicht, auf den Spuren eines legendären Abenteurers? Als Wanderer mittags zu entscheiden, wo abends geschlafen werden soll, könnte vielleicht ein kleines Stück Freiheit sein!?

Möglicherweise ist es die Wahlfreiheit gewesen, oder vielleicht die freie Partnerwahl über die wir zuletzt nachdachten? Eventuell genießen wir im Moment die Freiheit des Ungebundenseins oder die Entscheidungsfreiheit beim Autokauf? Aber, denken wir über derartige Selbstverständlichkeiten in unserem Lande überhaupt noch nach?

Freiheitsgedanken entwickeln sich meist nur unter dem Druck der Gegebenheiten. So entgeht Freiheit leicht unserer Aufmerksamkeit, weil wir ständig darin leben. Aber wird sie uns entzogen, entbehren wir sie aufs Schmerzlichste und wären sogar bereit, dafür zu sterben.

Original Plattencover

Was geschieht, wenn man von den gesellschaftlichen Normen abweicht und seine eigenen Vorstellungen vom Leben verwirklicht? Als in den wilden 60er und 70er Jahren die Jugend zwischen Protest und Konsum neue Wege suchte, um sich frei zu machen von alten Klischees und dem Spießertum den Rücken zukehrte, herrschte in Deutschland Aufruhr. Jung rebellierte gegen Alt, verurteilte verstaubte Weltanschauungen, Traditionen und Gesetze. Der Vietnamkrieg war nach der Weltwirtschaftskrise und beginnenden Arbeitslosigkeit wichtigstes Gesprächsthema dieser Zeit. Aber auch der neue Zulauf bei der rechtsradikalen NPD beängstigte die Bevölkerung und trieb besonders linksgerichtete Studentengruppen auf die Barrikaden. Man wollte sich frei machen von den ‚ewig Gestrigen’ und gelangte zu einem neuen politischen Bewusstsein.

Unter dem Leitgedanken „Gleichberechtigung und Frieden“ schlossen sich immer mehr Bürger einer in den USA neu begründeten Bewegung an. Der Hippiekult, welcher der prüden Gesellschaft mit Flowerpower eine extreme Form von Freiheit in sexueller Hinsicht vorlebte, wurde von der älteren Generation kopfschüttelnd abgelehnt und als drogenverklärte Spinnerei empfunden. Die Jugend widersetzte sich der alten Ordnung mit freier Liebe. Erstmals standen sich die Neuen Linken und die NPD kampfbereit gegenüber.

Der in den USA verpönte und bekämpfte Putschist von Kuba, Che Guevara, wurde zum Held der Jugend und stand als Symbol für Freiheit und Kampf gegen konservative Wertvorstellungen. Man verweigerte sich der neu entstandenen Konsumgesellschaft und nahm sich die Freiheit, Kleider- und Körperpflege zu vernachlässigen. Protest und Widerstand, provokante Haarlängen, Parka und Jeans. Es war eine Zeit der Demonstrationen, Studentenbewegungen, Kommunen und des Rock’n Roll, aber auch eine Zeit, die den Menschen, durch Umsturz des Alten, neue Perspektiven bot.

Ernesto „Che“ Guevara (1928-1967)

“Unser Volk braucht wie jedes andere seine innere Ordnung. […] Solche demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen. Wir wollen mehr Demokratie wagen.“ verkündete Willy Brandt in seiner Regierungserklärung vom 28.10.1969 und öffnete der Freiheit damit weitere Türen.

Die Gesellschaft grenzt aus oder belächelt, verurteilt, richtet und verbietet. Wie auf einem Tribunal der Cäsaren entscheidet das Volk oder der Staat, mit dem Daumen nach unten oder oben, über Leben oder Tod, über Sein oder Nichtsein!

Als im Jahre 1933 in Deutschland die Nationalsozialisten regierten, brannten nicht nur die Bücher, die mit dem Makel des „undeutschen Geistes“ ausgesondert wurden, sondern auch die Herzen der im Deutschen Reiche unerwünschten Autorenschaft. Was geschah damals mit der Freiheit des Wortes? Die NS-Regierung übte Macht aus, besonders an den Wehrlosen, an denjenigen, die sie bereits mit dem Makel „Minderwertig“ abgestempelt hatte. Kritikern wurde so der „Mund gestopft“, Intellektuelle zum Schweigen gebracht. Jüdischen, aber auch christlich orientierten Schriftstellern wurde das Schreiben untersagt. Hitlers Angst vor der Gewalt des Wortes steigerte sich schließlich bis in den Wahn, Schillers „Wilhelm Tell“ könnte Auslöser für ein Attentat gegen ihn werden. Der Dichter der Freiheit passte nicht zum Diktat der Mächtigen von damals.

Das Volk jubelte, weil es sich Wohlstand und Arbeit erhoffte. Was anfänglich wie ein trügerisches Bild von Pfadfinderromantik mit Sonnenzeichen auf braunen Hemdsärmeln aussah, entwickelte sehr bald ein mörderisches Eigenleben. Da verstummte mit einem Male der Jubel und das Volk suchte unter Trümmern und Leichenbergen den Ausweg, zurück zu einer freiheitlich gestalteten Gesellschaftsstruktur. Nun erst konnte das Wort wieder frei sein und man kehrte zu alten Werten, wie Selbstständigkeit, Eigenständigkeit und zur autonomen Selbstbestimmung zurück.

Auch Goethe wusste zu seiner Zeit: „Das Gesetz nur kann uns Freiheit geben!“

Deutschland weitete die Flügel, wie ein gefangener Vogel, dem man die Käfigtüre öffnet und versuchte zu neuen Ufern zu fliegen. Doch der Flug dauerte nicht lange, denn er endete mit gebrochenem Flügel. Im Osten ließ man nicht nur Federn, sondern auch sein halbes Herz zurück. Wieder politische und persönliche Unfreiheit, erneute Autarkie, Staatswillkür und Unterdrückung für die Hälfte der deutschen Bevölkerung! Aber in unseren Wurzeln blieben wir verbunden. Die Macht des Blutes war stärker, als die Macht des Diktats!

Fotograf unbekannt, Fall der Berliner Mauer – Am Brandenburger Tor, Quelle: Wikipedia

Als sich endlich 1989 nach all den langen Jahren der Entbehrung die Mauer öffnete, schlug das Herz der Freiheit stärker als je zuvor in deutscher Brust. Wir waren vereint, doch nur durch Nächstenliebe werden wir auch unsere Herzen gänzlich und ohne Vorbehalt füreinander öffnen und Bedenken endgültig beiseiteschieben können. Frei machen von altem Ballast heißt, frei werden von entwicklungshemmenden Vorurteilen.

Die Welt verändert sich, wenn wir uns verändern! Die Welt liebt uns, wenn wir uns entscheiden, die Welt zu lieben! „Die Liebe ist das Kind der Freiheit, niemals das der Herrschaft!“ schrieb einst Erich Fromm.

Jede klar denkende Person weiß, dass Hitler den Holocaust, mit all den furchtbaren Geschehnissen, nicht alleine vollzogen hat. Ohne die Hilfe und Unterstützung von Tausenden von Menschen wären seine teuflischen Visionen nicht umsetzbar gewesen. Wenn viele vielleicht auch nicht seine Ansichten teilten, so konnten sie doch nicht die moralische Kraft zu einem „Nein“ aufbringen. Auch wenn wir nicht garantieren können, dass nie wieder ein Hitler geboren wird, so können wir doch eine freie Welt erschaffen, in der, selbst wenn ein weiterer „großer Führer“ auftauchte, so viel Liebe herrscht, dass ihm kaum jemand zuhören oder sich gar mit ihm verbünden würde. Letztendlich hängt es von unserem eigenen Willen ab, wie frei wir zukünftig sein werden und wohin die menschliche Entwicklung führen wird.

Die Heilung des Geistes ist die Rückkehr zur Liebe!
Mögen wir alle unseren Weg in eine bessere Zeit finden: Vom Schmerz zum Frieden, von der Angst zur Liebe, von der Hölle zum Himmel und von der Unfreiheit zur Freiheit. Schaffen wir uns ein neues, schlangenfreies Paradies, in dem Erkenntnis-Äpfel süß und nicht bitter schmecken.

Diesen Beitrag habe ich erneut eingestellt, weil es dazu aktuelle Gründe gibt. 
Ein wichtiger ist die Ehrung des NS-Kriegsverbrechers, Jaroslaw Hunka (98), der in der Waffen-SS diente.

Der Parlamentspräsident Rota hatte am vergangenen Freitag beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Parlament einen SS-Veteranen geehrt und benannte diesen als einen ukrainisch-kanadischen Kriegsveteranen, der für die Unabhängigkeit der Ukraine gegen Russland gekämpft habe. Hunka diente während des Zweiten Weltkrieges in einer Einheit der Waffen-SS, was Rota jedoch verschwieg. Der geehrte Hunka wurde mit tosendem Applaus von der Kammer geehrt. Nachdem Hunka’s Vergangenheit bekannt wurde, trat Rota zurück. 

Immer wieder reiten Menschen auf der gleichen Welle und sind auf ‚dem rechten Auge blind‘. Nach den Kriegsjahren in Deutschland wurden ‚Böcke zum Gärtner‘ gemacht und saßen in den Regierungen von Ost und West. 

2. Weltkrieg: Opfer deutscher Massenverbrechen im Kriegsverlauf ca. 13.000.000 Menschen,
Kriegstote der Heere und Zivilisten ca. 60 – 65.000.000 Menschen. 

Es macht mich fassungslos, dass es immer noch Menschen gibt, die die Gewalt verherrlichen und gewissen Parteien beitreten, welche die Macht der Gestrigen anstreben. Wehret den Anfängen! 

Nebel der Nacht

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Die Nebel der Nacht, sie weichen,
vom Licht des Tages durchströmt,
zu Pan‘s verborgenen Reichen,
wenn der Weckruf des Morgens tönt. 

Morgenstunde, grau umfangen,
lichtvoll zeigst du dich und mild;
nebelhaft giert dein Verlangen
nach des Herbstes kühlem Bild. 

Schlummerschwer sind alle Augen,
wenn sie aus dem Schlaf erwacht;
weben in der Wahrheit Glauben,
Nebelschleier, jede Nacht. 

Vollmondnacht

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Der Mond hat meine Nacht zum Tag gemacht,
war voller Traum-Gespinste und Gestalten;
zeigte mich selbst in nachtdurchlebter Macht
und Menschen, die sich schemenhaft entfalten.

Trotz festgeschlossener Augen war mein Sehen,
wie eine Reise durch das Hirn im Augenblick,
und wie ein Fenster öffnete sich das Verstehen,
gab Szenen frei, die mir ein bös Geschick.

Sah mich als Retter vor Beschneidungstat,
umringt von dunklen Frauen, bösen Blicken;
sah die Kollegin, die schon lang verstarb
und Köpfe, die in Eimern, abgeschnitten.

Auf einem Friedhof ähnelnden Gebilde,
weinte ein kleines Kind, schmutzig, allein;
es lief zu mir und bettete um Milde,
wollte zum Wasser und gereinigt sein.

Ich wachte auf – die Sinne grauumnachtet,
war voll von dieser kurzen Nachterfahrung.
Von Wahn und Wirklichkeit befrachtet,
scheint mir der Vollmondnächte Offenbarung. 

Kopflos

Paul Delaroche (1797-1856) – Enthauptung Jane Grey
Wenn mal das Leben Hürden baut,
die hindern dich beim Gehen,
denk dir, nur der zu gehen sich traut,
kann Daseinsangst bestehen.

Wenn an der Ecke, nebenan, das Böse steht,
und du hast Angst, dass es dich hält
und nie mehr von dir geht;
fühlst dich gefangen, unbeweglich, taub,
von aller Freiheit, die im Kopf dir blieb, beraubt,
dann mach den ersten Schritt, 
hinaus aus diesem Geleis,
geh hin, wo dich kein dunkel-böser Geist
in seinen Klauen hält auf dieser Welt,
trag aufrecht deinen Kopf, bevor er fällt. 

Fühl die Besessenheit in deinem Lebensplan,
zweig ab von deinem Tun und deinem Wahn.
Das, was du suchst, liegt seit Geburt in dir,
zeigt dir den Ausweg, die gebotene Tür.

Sollst nicht den Kopf verlier‘n für eine Illusion;
leb‘ Eins mit Gott, nimm geistig reichen Lohn. 

Strom des Lebens

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Wie fließend Wasser sind die Jahre,
und manchmal hofft man, tiefbekümmert,
dass dieser Strom sich offenbare,
wenn tränenfeucht die Wimper schimmert.

So traurig mancher Wege Schritte,
sie gehen ziellos, nur im Kreis;
die Zeit, sie tilgt die Spur der Tritte,
wie Wasser, das sie mit sich reißt.

Und auf dem Grunde dieser Klarheit,
da ruhen sie im Bett des Lebens,
in Tränentüchern voller Wahrheit
und spüren: Es war nicht vergebens. 

Fruchtbares Land

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Es geht kein Same auf im unfruchtbaren Land,
Wasser verdampft auf heißem Stein,
und wo es jemals floss durch Wüstensand,
fehlt jede Spur von Wachstum und Gedeihen.

Doch lebt die Wüste noch an manchem Ort,
der in sich Kraft trägt, die aus Tiefen kommt;
Obdach gibt er, wie ein beseelter Hort,
in dem der Durst gestillt und Hoffnung wohnt.

So gibt es Menschen, die auf Sand gebaut,
die ackern, lebenslang und ohne Sinn.
Sie fühlen nicht in sich, was tief vertraut
mit leiser Stimme ruft, schon seit Beginn. 

Selbst fruchtbar werden für den Rest der Welt,
inmitten toter Oberfläche kargem Schein;
die Kraft im Land sein, auf das Samen fällt,
kann fruchtbar Zukunft und Oase sein.  

Kühle des Morgens

Johann Christian Kröner (1838 -1911)
Zugedeckt mit schweren Schauern
war die Welt – der Sommer ging;
wusch die Hitze aus den Mauern,
kühlte sie zum Herbstbeginn. 

In lebendig neuen Bildern
herbstlich wohlgewählter Farben,
wird er Sonnenkräfte mildern,
Sturm wird Wolkenfelder jagen.

Tief im Wald verstummt ein Röhren,
Hirsche von der Lichtung fliehen,
wenn sie Hund und Jäger hören,
ist die Schonzeit längst dahin. 

Letzte Früchte lasst den Bäumen
und dem Strauch der Nüsse Zier;
durch die Tage geht ein Säumen,
Winterzeit steht vor der Tür.

Vater – 23.09.1927

Schon sechs Jahre sind vorbeigegangen,
seit ich dich zum letzten Mal gesehen;
nur gedanklich kann ich heut zu dir gelangen,
bist längst abgerufen, musstest gehen. 

Hatte angstvoll meinen Blick auf dich gerichtet,
als Kind verehrt, dein Handwerk und Geschick.
Stets warst du dem Job im Werk verpflichtet,
der Wohlstand brachte, kein Familienglück.

Warst einst in eine Welt hineingeboren,
die hasserfüllt, barbarisch, voller Leid.
Kanntest nur das. - Vom Kriege auserkoren,
fiel dann dein Vater, führertreu, in dieser Zeit.

Du warst ein Junge von erst fünfzehn Jahren,
da rief man dich zum Dienen in den Krieg;
dort fing man dich, in seinen letzten Tagen,
in Frankreichs Lager gingst du, ohne Sieg. 

Als du heimkamst, war deine Welt verdorben,
der alte Sinn geblieben, doch er schwieg;
der Gleichgesinnten Hand hast du erworben, 
die dich dann liebend in die Ehe trieb.

Kinder mussten sein – so war es üblich;
allen zeigen, dass man’s machen kann.
Das Erziehen, lästig und verdrießlich,
man schlägt sie lieber, dann und wann. 

Im bürgerlichen Haus warst du Tyrann, 
der Dominanz verpflichtet, Ehefrau und Kinder.
Nicht in die Augen schauen, galt es dann,
wie einem Hund, der beißt sonst seinen Schinder. 

Du warst einst stark, doch Alter brachte Schwäche
und eine neue Gattin - das, was war, zertrümmert;
als wenn nur noch dein Schatten zu mir spräche,
unter Tränen: „Hab mich nie um dich gekümmert!“

Hab längst vergeben, doch vergaß ich’s nie,
hat viele Lehren mit auf meinen Weg gegeben.
Bin ich ein Stück weit nicht auch so wie sie?
So viele Fragezeichen stehn in meinem Leben.