Herbstlicher Spätsommer

Bild von Myléne auf Pixabay
Die Sonne filtert ihre Sommerkraft,
verflüchtigt sich im Irgendwo des Lichts.
Ihr Strahlenantlitz wirkt nun schattenhaft,
die Welt trägt schwer an sich und atmet nicht.

Die Schollen tragen morgens letzte Wärme,
wie feuchte Tücher über Nebelfelder.
Die Sommerträume flohen in die Ferne,
und diesig streift der Tau bis in die Wälder. 

Bald kommt die Zeit der abgebrannten Zweige,
wo altes Land noch in Parzellen schwingt.
Kartoffelfeuer, die zum Himmel steigen,
wo man von „stummen“ Hagebutten singt.

Die leuchten rot und feurig, wie der Abend;
die Hecke ist verwaist, die Nester leer.
Vorbei die Zeit, verwandelt und begraben,
wie ich sie kenne, gibt es sie nicht mehr. 

Ur-Energie

Fraktale Karin M.
Sprudelnde Quelle des Lebens,
kraftspendend und rein.

Du verdichtest den Staub der Erde
zu lebendigen Seelen,

pulsierst blutstromheiß
in den Herzen der Menschheit,
 
nährst Körper und Seele
wie Wasser in einer Oase,

treibst Blut durch die Adern,
als purpurnes Herrschaftszeichen.

Durchfließe die trocknen Leiber,
 
bring der verdurstenden Welt
den Strom deiner Liebe.
Bubbling source of life,
energizing and pure.

You condense the dust of the earth
into living souls,

pulsating bloodstream-hot
in the hearts of mankind,
 
nourishing body and soul
like water in an oasis,

driving blood through the veins,
as a crimson sign of dominion.

Flow through the dry bodies,
 
bring to the thirsty world
the stream of your love.

Spiel des Lebens

Königin Nefertari (19. Dynastie) beim Schachspiel
Das Spiel ist aus, doch leider nicht gewonnen.
So, wie die Chance hoch, war auch der Fall.
Verspieltes Leben, reich und doch verkommen,
die Hände lichtgestreckt, so manches Mal.

Den Grund des Daseins hielt der Schein verborgen,
der lockte und den letzten Zug gewann.
Nur, wer den Drang nach Irdischem verloren,
schaut irgendwann den inn’ren Himmel an. 

Das Licht in Seiten finst’rer Seelenkammern
war nur vom glamourösen Spiegelbild geschönt.
Die Kunstbeleuchtung dimmt den Erdenjammer,
wenn heller Schein des Heiligen getönt. 

Trotz Glanz und Glorie im Sehnsuchtsherzen,
nach Liebe, Anerkennung, kam Verdruss.
Als Bauernopfer lag die Welt in Schmerzen;
Schachmatt dem König! - liegt allein zum Schluss. 

Hoffnungsschimmer

Fraktale Karin M.
Erschaffe
in deinem Innern
blühende Gärten,
beseele sie mit dem Licht der Freude.
Denke dir Engelsflügel.
Tanze damit im Sternenglanztaumel,
husche mit windseligem Säuseln
durch die Schatten der Ewigkeit
und streue Hoffnungsschimmer
in das Dunkel des Lebens.
Create
within you
flowering gardens,
animate them with the light of joy.
Think of angel wings.
Dance with them in the starry glow,
flit with windy whispering
through the shadows of eternity
and scatter gleams of hope
in the darkness of life.

Altweibersommer

Rosenzeit – Ferdinand Georg Waldmüller (1793 -1865)
Des Sommerzaubers Üppigkeit vergeht;
noch treibt er Knospen, doch mit Langsamkeit.
Die letzten Rosen zeichnen ihren Weg
und ihre Blütenblätter deuten Endlichkeit.

Des späten Frühlings Wunderblumenband
ist nun zerrissen, durch den Wind der Nacht.
In Wald und Tal hat sich ein Netz gespannt
und der Altweibersommer weint und lacht.

Morbide übt die Welt den Abgesang;
die Sonne lächelt sanfter durch die Zweige.
Bis zum September ist’s ein kurzer Gang.
In Lüften schwebt ein Faden feiner Seide.

Die Farbenpracht des Herbstes ist bereit
sich auf das helle Sommerkleid zu legen.
Er taucht in Gelb und Braun das Blätterkleid
und kühlt die ausgebrannte Welt mit Regen.

Sommerplage

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Ich wünsche mir mein Büro zurück,
mit Klimaanlage und Kühle.
Ich sehne mich nach vergangenem Glück,
mit Schaukel und Gartenstühlen.

Dem Sommer bin ich abgewandt,
möcht‘ mich am liebsten verkriechen.
Mag nicht das Meer und den vollen Strand;
will nicht Schweiß und Sonnencrem‘ riechen.

Die Menschen laufen draußen umher,
so froh gelaunt und so munter,
als gäbe es keine Hitze mehr.
Ich lass‘ früh die Rollos herunter.

Die Luft wird mir knapp, ist zum Schneiden fast,
und nachts macht der Tag so weiter.
Ich wünsch mir herbei ein herbstliches Nass,
und der Winter macht dann weiter.

Zerflossen in dieser ‚Sommerlust‘
wünsche ich mir kühlere Tage.
Fühl‘ mich bedrängt von Wärme und Frust.
Der Sommer ist meine Plage!

Hochsommer

Edmund Blair Leighton 1852-1922
Es liegt die Glut des Sommers auf der Welt.
Die Wärme ist zum Greifen, Tag und Nacht.
Sie treibt die Dürrezeit schon früh durch Stadt und Feld.
Die Winde ruh’n und sammeln ihre Kraft.

Schon jetzt sah ich manch müdes, braune Blatt,
wie es mit letzter Kraft am Sommerzweige klebt
und schließlich herbstverloren, kraftlos, matt,
den Weg ‚Vergänglichkeit‘ zu gehen pflegt.

Die Nachtigall singt Abschiedsmelodien,
vertagt sind Frühjahrsträume bis ins nächste Jahr.
Wenn Vogelschwärme in den Süden ziehn,
dann ist der trübe Herbst zum Greifen nah.

Die Regensehnsucht schaut den Himmel an.
Kein Wölkchen hängt am tiefen Himmelblau,
und rinnt das Lebenswasser irgendwann,
entleert sich sanft das feuchte Wolkengrau.

Dann trinkt die Welt das langersehnte Nass,
füllt dürftig auf, was längst schon Staub geworden,
es grünt erneut das längst verdorrte Gras
und erste Winde kühlen unsren Morgen. 

Eitelkeit der Welt

Bild von David Mark auf Pixabay
Millionen Gedanken ziehn durch die Zeiten,
wie Flüsse zu neuen Ewigkeiten,
wie welke Seelen aus alten Tagen,
die einst geliebt, gelebt und begraben,
deren Körper nährten den Staub der Erde,
die dort verharren, zum neuen „Es werde!“

Die den ‚Jüngsten Tag‘ als Befreiung erlebten,
der den entrückten Seelen Körper gegeben,
sie wollten voll Hoffnung die Zukunft schauen,
doch hier sind nur Schatten, die Welt im Grauen.
Anheimfallen wird der Endlichkeit,
was Schatten wirft vor dem Licht der Zeit. 

In die See, dessen Tiefe Vergängliches birgt,
zieht hinunter, was falsch ist, verdorben und stirbt;
ihr Wellenspiel löscht den Trieb dieser Welt,
dem Eitelkeit und Selbstsucht vorangestellt. 
Doch die Tiefen der See-len bleiben bestehen,
denn der Geist in ihnen wird niemals vergehen.

Beginn und Ende

Hans Andersen Brendekilde (1857-1942)
Die Woche beginnen mit sanften Klängen,
die, wie Blumenwiesen auf grünen Hängen,
die duftigen Bilder und Töne uns zeigen,
die, wie wallende Nebel aus den Mooren steigen,

Mit freudiger Achtung den Tag beginnen,
ihn heilig machen, wie ein himmlisches Schwingen.
Und liebend empfangen die Sonne am Morgen,
die Stunden betrachten in Glück oder Sorgen.

Die Bläue des Himmels als Geschenk erachten;
auch im Alter den Körper als solches betrachten.
Mit goldener Flamme einst himmelan fliegen,
um schweigend in den Armen des Schöpfers zu liegen.

Einfach gut

Peder Mørk Mønsted (1859-1941)
Stockrosen schmücken das alte Haus
mit duftigen Blütenkleidern,
wie alte Damen sehen sie aus,
begrünt in samtigen Leibern.

Äcker und Felder sind dürr und erstarrt,
von Sonne verbrannt und in Schwere.
Abgeerntet so manche Saat,
in den Fluren schon Spätsommerleere. 

Sonnenblumen sind standhaft und wach,
wogen sanft in den flirrenden Gluten.
Das Grün der Kartoffeln liegt hitzeschwach,
gesenkt, über inneren Bruten. 
Der „Alte Fritz“ und sein Kartoffelbefehl – Robert Warthmüller (1859-1895)
Schon bald hebt der Bauer die Felder leer,
geborgen, die kostbaren Knollen,
die seit 300 Jahren, zu des Königs Ehr,
ihm und dem Volk Achtung zollen. 

Als damals der Hunger die Mägen schnürte,
war „Schmalhans Küchenmeister“. 
Wird heut‘ ein Koch mit Sternen gekürt -
da „scheiden sich die Geister“.

Die Gesellschaft liebt es mediterran,
exotisch sind fremde Genüsse.
Es jammert und giert der Größenwahn.
Isst man arm, wenn man deutsch essen müsste?

Die Hungersnöte sind noch im Land,
fort sind die einfachen Katen.
Wo stehen noch Stockrosen an der Wand? -
In meinem erträumten Garten!
Peder Mørk Mønsted (1859-1941)