Es ist so still geworden um mich her, des Lebens Enge drückt, wie Einzelhaft. Bin eine alte, unsichtbare Kraft, ein kleines Ich, bin Flamme nur, nicht mehr.
Entzünden mag ich nur Gedankensplitter; bin irdisch, Energie, mit Licht getauft, nur noch ein feines Glühen, das verbraucht, bild‘ ‚Schwarze Löcher‘ im Gefängnisgitter.
Vergangenheit ist leere, hohl geword‘ne Form, die Schatten wirft, obwohl sie lange fort. Ihr Einfluss folgt mir bis zum Zukunftsort, wo Gegenwart beständig wird zur Norm.
Erkenntnisse, ich trag sie durch mein Leben, obwohl befreiend, nehmen sie mir Kraft. Wie Einer, der sich auf den Heimweg macht, bin ich der Wanderer hier auf fremden Wegen.
Doch eines Tages bin ich Heimgekehrte, was mich hier hindert, bin ich selbst. Setz‘ Schritt an Schritt, auch wenn du fällst! Erkenntnis ist Befreiung, seid Belehrte!
Erhabenheit im Augenblick des Glücks ist das Erkennen unsres Geistes Licht. Dann huscht ein Leuchten über das Gesicht; im Reich des Lichtes gehn wir dann ein Stück.
Fahl wirft der Vollmond Schatten in die Zimmer. Groß steht er, Stern umringt, in stiller Wacht. Hat mich geweckt durch seinen Zauberschimmer. Nun lieg’ ich lang schon, lausche in die Nacht.
Die Grillen geigen monotone Partituren. Das Blattgewand, es rauscht im nahen Baumgeäst. Ein Schlag fährt durch die müden Weltenuhren; die Mitternacht hält magisch alle Zeiger fest.
Mein Engel singt mir Nachtwindmelodien. Gott streut ein lichtes Ahnen in die Zeit. Die Wesen aus den Schattenreichen fliehen vorbei wie trüber Nebelhauch…so weit.
Der Schlaf, der gnädige, ist mitgegangen. Gedanken treiben wie das Wasser an den Strand. Sie kommen und sie gehen… Traum verhangen zieh ich mit ihnen ins verklärte Niemandsland.
Dort liegt mein Tränensee und auf dem Grunde verlorene Träume, dicht an dicht, wie Stein an Stein. Ich treib hinab, versink in sonnenferner Stunde, spinn’ neue Träume, losgelöst vom Sein.
Verschlungen ist das Band der Poesie, im kurzen Rausch erstickt der Schwall der Worte, und wer mit Andacht lauscht, erhebt sie still zu hoheitsvollem Orte, nur Einfalt senkt herab sie in die Tiefen; beschwörend, heilig, wen die Musengeister riefen, mit Tönen wohl aus purem Moll und Dur.
Verliert sich zwischen Ewigkeiten ihre Spur, so schwingt das Band sich eng um Reim und Vers, zieht aus den Orten des Vergessens die Gedanken und leitet sie vom Herzen himmelwärts.
Karoline von Wolzogen: „Schiller war von großer, wohlgebauter Gestalt, „der größte Mann“ in Weimar, 6 Fuß und 2 Zoll hoch. Seine Haltung war militärisch von der Karlsschule her. Schon dort deutete sein sicherer Schritt ein starkes Gefühl des eigenen Wertes an. Eine alte schwäbische Bäuerin, die ihn in einem Gange der Karlsschule gehen sah, meinte: „Der denkt auch, er sei der Herzog!“
Dazu drückte sich die Freiheit des Geistes, das lebendige Gefühl für das Edle, erhaben über alles Kleinliche und Gemeine, auch in seinem Äußeren aus.
Sein Kopf war wohlgeformt, der Hals schlank und etwas stark, die Stirn hoch und breit, die Brust zwischen den Schultern gewölbt, der Leib schmal, Arm und Fuß in rechtem Ebenmaß zur ganzen Erscheinung. Die Farbe der Augen war unentschieden zwischen blau und lichtbraun. Der Blick unter den hervortretenden Stirnknochen und den dichten, blonden Augenbrauen warf im Gespräche helle Lichtfunken oder drang tief ins Herz, wenn er sich auf jemanden richtete; gewöhnlich war er sinnend und beschaulich nach innen gekehrt. Seine Nase war gebogen und ziemlich groß. Er scherzte, dass er ihr auf der Schule durch stetes Ziehen eine Spitze gebildet habe.
Sein Haar war lang, fein und spielte ins Rötliche, die Haut weiß, das Rot der Wangen zart, das Kinn von angenehmer Bildung, sein Lächeln anmutig, seine Stimme meist belegt und nur ergreifend, wenn er gerührt war.
Sein Gang war nach seiner schweren Erkrankung etwas nachlässig, spannte sich aber straff bei innerer Bewegung. Seine Kleidung war einfach, aber gewählt, seine Wäsche stets sauber, sein Schreibtisch wohlgeordnet. Er liebte Blumen um sich, besonders Lilien. Sanfte Musik steigerte seine Arbeitslust, ebenso die rote Farbe der kurzen Fenstervorhänge. Lila war seine Lieblingsfarbe. Spinnen waren ihm widerwärtig.“
An Friedrich von Schiller
– zum Gedenken an seinem Todestag am 09. Mai 1805 von Gisela Seidel
Fort bist du lange schon, doch hier noch so präsent, dass deine Gegenwart zu spüren augenschließend ich vermag; lässt mir das große Schweigen, das niemals meinen Namen nennt. So plötzlich kam der Schmerz, verfinsterte den Tag; suchtest den Weg in ferne Dimensionen, gabst von der Ewigkeit, die du versprachst, mir nur ein kleines Stück; wo Seraphinen in Traumwelten wohnen, dorthin brachte dein Todesengel dich zurück. Gewährte Zerberus dir Einlass in sein Reich, so zahle ich heut’ noch dafür Gebühr; erscheint dein Antlitz vor mir engelsgleich, streck’ ich in manchem Traum die Hand nach dir. Werde ich niemals deiner Stimme lauschen und niemals deinen warmen Atem spür’n? Wie könnt’ ich mich an deiner Gegenwart berauschen, wie sehr möcht’ ich mit dir den Himmel sanft berühr’n! Vergangen und vorbei – vergessen nie so ganz; am Ende meines Weges sei bereit, reich’ mir die Hand zum eig’nen Totentanz auf dem Parkett durch die Unendlichkeit.
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