Noch wiegt der Baum sein Blattgewand, das herbstlich bunte, schöne. Sein grünes Kleid ist braungebrannt – in hell und dunkle Töne. Regen beschwert die müde Pracht, lässt sie zu Boden gleiten. Der Sturmwind treibt die fahle Fracht hinab, hinauf, beizeiten. Die Straßen sind des Laubes voll – es raschelt auf den Wegen. Ein Jeder bringt der Mühe Soll dem Erntedank entgegen. Die Sonne scheint verhalten, mild; gar lang die Regenzeiten. Die triste Dunkelheit verhüllt das In-den-Winter-gleiten. Die Lebensgeister sind verstummt, nun herrscht ein dunkles Treiben. Die Erde ruht. Die Herbstwelt summt besinnlich, leise Weisen.
Schlagwort: Dichtung
Erwachsenwerden
Als ich noch Träume hatte vom Erwachsenwerden, fand ich den Weg nicht, hinter Barrieren und Pforten. Verschlossen blieb mir an manchen Orten die Erkenntnis um die bleierne Schwere auf Erden. Die Altklugen um mich kannten meinen Namen, mehr nicht, war doch nur ihr Kind, ohne Seele und Sinn. War nur ein Mädchen, aus nutzlosem Samen, das unerwünscht war, seit Anbeginn. Erwachsenwerden! War das ein Schämen vor der Wahrheit und der eignen Moral? Per Illustrierte peinliche Aufklärungsthemen. Der kichernden Mutter wars eine Qual. Heut‘ krame ich in der Vergangenheitsdose. Blätt’re in Alben, schau zurück: DAS war ich! Mein Lachen erfror, wie die Blätter der Rose, Lebenswahrheit schmeckte meist bitterlich. Über „Me too“ kann ich nur lachen, hatte doch nur ein recht hübsches Gesicht. Zu viele, die meine Aura durchbrachen – und zum bitteren Ende zerbrachen sie mich.
Herbst
Die Tropfen fallen, und ich bin froh, über den Regen sowieso, und über die herbstliche Milde, im braun-gelben Blättergebilde. Auf „Pause“ im Wachstum eingestellt, zeigt das Jahr die Reste der blühenden Welt. Schon raschelt es unter den Füßen; der Herbst lässt im Jägerwams grüßen. Mit Halali reitet er durchs Feld, verzaubert farblich die Heimatwelt, Alles bunt Bemalte fliegt mit dem Wind, vergangen, wie auch die Zeit verrinnt. Fuchs und Hase huschen geschwind in den Bau, wie Gewehre klingts im Gewitter Radau, man hört nicht das Sterben der Tage, und der Mensch, er stirbt mit, all die Jahre.
Gottvertrauen
Das Schicksal gibt und nimmt, in unbestimmter Weise. Wer gestern noch sich selbst bezwingt, verlässt die sich’ren Gleise. Wer heut’ auf Ruhmessockeln glänzt, in Himmel hochgehoben, der wird von dem, der ihn gekränzt, morgen gestürzt zu Boden. Was gestern noch der Liebe Macht dir tief ins Herz gesandt, das hat sich plötzlich über Nacht ganz wortlos abgewandt. Das Sichere versinkt im Grund, was immer währte, geht. Leben ist Wandel, Moores Schlund. Nichts bleibt! Was blüht, verweht. Erinnerung im Weitergehen. Sei der Narr, der mit leichtem Fuß Vergangenes, wie ein Tausendschön, in der Seele mitnehmen muss.
Neuerscheinung
Wahrlich, eine Sisyphusarbeit!
Immerhin ist es mir gelungen, sie fertigzustellen.
Endlich alle Gedichte in einem Buch.
Das Buch ist so, wie ich es mir gewünscht habe. Das Cover wirkt etwas altertümlich, was durchaus so gewollt ist und passend. Als Hardcover mit 393 Seiten, ist es innen und außen ansprechend. Ich bin zufrieden und hoffe, die Leser werden es ebenfalls sein.
Erhältlich bei mir oder beim Verlag.
Sternenreise
Im Weltall ist es stille, kein Ton dringt durch die Zeit, in der Materien-Fülle, Unendlichkeiten weit. Gedankenweit getragen, bis an den fernsten Punkt, vorbei an Götterwagen, wo Weltliches verstummt. Lichtjahre weitertreiben, von Stern zu Stern sich schwingen, in fremden Sphären weilen und mit den Winden singen. So ganz und gar verloren im stillen Sog des Gleitens; im Strudel neu geboren, in allen Ewigkeiten.
Himmlische Worte
Ich grüße dich von ferne, edler Geist! Oft fehlt mir deiner goldnen Worte Klang. Du bist es, der mir groß den Himmel preist, erschaffst aus kleinen Worten Lobgesang. Ich lausche still vor Glück der Poesie, sie klingt so filigran und Gold durchwoben, dringt tief ins Herz, wie eine Liebesmelodie, und meine Seele weiß, du wartest oben. Begleitest mich durch meine Lebensstunden, so wie ein blumig’ Band, gekränzt im Haar. Wir sind in der Unendlichkeit verbunden, füllst meine tausend Leben immerdar. Ich grüße dich von ferne, edler Geist und werd‘ in Nächten wieder an dich denken, wenn du im Traum in meine Seele reist, vereint uns Gott an allen Weltenenden.
Trockenheit
Vertrocknet bricht die Erde auf, wie raue Hände, die sich mit letzter Kraft gen Himmel richten. Bittend, fast flehend, schieden sie hinauf, die Seelen, die von Trockenheit vernichtet. Die Wolken sind verschlossen, schon so lang. Der Boden ist so hart, dass alle sterben; so groß die Not, der Heimat-Welt wird’s bang, die Vögel liegen tot in toten Gärten. Wo keine Nahrung mehr auf ihren Fährten, der Wurm im Boden nach Erlösung sucht, ihm bringt die Sonne Tod und den Experten ein regenloser Herbst den Klima-Fluch. Oh, Erdenschauer fließt! War doch genug von Hitze, Glut und langem Sommerwetter. Die Wende kommt, wenn ihre Stunde schlug; der Herbst, er wird sich farbenfroh entblättern. Die Regentropfen werden wieder rinnen, und jedes Tröpfchen Nass, das fließt und fällt, bringt Leben uns und stetes Neubeginnen, ermahnt uns an den Durst der ganzen Welt.
Lebenskraft
Was ist Leben? Kein Mensch kennt die Antwort, niemand die Wahrheit. Erklärungen enden im Nichts. Physik, Chemie, Wissenschaft können das Rätsel nicht lösen. Leben entzieht sich dem Materiellen, ist Spiritualität. Die Kraft des Geistes ist Lebhaftigkeit. Geist ist Leben.
Im September
von Erich Kästner
Das ist ein Abschied mit Standarten aus Pflaumenblau und Apfelgrün. Goldlack und Astern flaggt der Garten, und tausend Königskerzen glühn. Das ist ein Abschied mit Posaunen, mit Erntedank und Bauernball. Kuhglockenläutend ziehn die braunen und bunten Herden in den Stall. Das ist ein Abschied mit Gerüchen aus einer fast vergessenen Welt. Mus und Gelee kocht in den Küchen. Kartoffelfeuer qualmt im Feld. Das ist ein Abschied mit Getümmel, mit Huhn am Spieß und Bier im Krug. Luftschaukeln möchten in den Himmel. Doch sind sie wohl nicht fromm genug. Die Stare gehen auf die Reise. Altweibersommer weht im Wind. Das ist ein Abschied laut und leise. Die Karussells drehn sich im Kreise. Und was vorüber schien, beginnt.