Blätterfall

von Heinrich Leuthold

Bild von Rebekka D auf Pixabay

Leise, windverwehte Lieder,
mögt ihr fallen in den Sand!
Blätter seid ihr eines Baumes,
welcher nie in Blüte stand.

Welke, windverwehte Blätter,
Boten, naher Winterruh,
fallet sacht! Ihr deckt die Gräber
mancher toten Hoffnung zu.

Heinrich Leuthold (1827-1879)



Luftgeister

Quelle: Pinterest
Herbst nimmt von Zweigen das letzte Blatt,
rüttelt an Sträuchern und Rinden;
regenbeschwert fallen sie hinab,
löst auf, was noch immer sich bindet.

Bin wie ein Blatt, das getaumelt im Wind,
verweht, sanft zu Boden geflogen;
wo all die vielen gelegen sind,
die Frühjahr und Sommerzeit woben.

Luftgeister wirbeln durchs bunte Laub,
bis alle Zweige gelichtet;
meine Gedanken sind wie ein Hauch -
ein Windstoß nimmt fort, was gedichtet.

Glaubensbekenntnisse

Übersetzung:

Stell dir vor, es gäbe kein Himmelreich,
Es ist ganz einfach, wenn du es versuchst.
Keine Hölle unter uns,
über uns nur der Himmel.

Stell dir vor, alle Menschen
leben nur für das "Heute".

Stell dir vor, es gäbe keine Länder,
es ist nicht schwer, das zu tun.
Nichts, wofür es sich lohnt zu töten oder zu sterben
und auch keine Religion.

Stell dir vor, alle Menschen,
leben ihr Leben in Frieden.

Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
aber ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,
und die ganze Welt wird eins sein.

Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz mehr.
Ich frage mich, ob du das kannst.
Keinen Grund für Gier oder Hunger,
Eine Menschheit in Brüderlichkeit.

Stell dir vor, alle Menschen
teilen sich die ganze Welt.

Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
aber ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,
und die ganze Welt wird eins sein.

Die Wahrheit über Religion ist, dass keine Religion die ganze Wahrheit besitzt.
Sie ist leider im Laufe der Jahrhunderte verzerrt und von den Glaubensbekennern verfälscht worden.

Kein Bewusstsein, kein Geist ist durch die Taten der Kirchen spirituell gewachsen.

Gespaltene Lager, geschaffene Barrieren, unnötige Unterschiede in Ländern und Familien wurden und werden verursacht.

Religion ist das, was den Großen Geist in uns befähigt, sich in unserem Leben zu offenbaren; es stärkt die Verbindung zwischen ihm und jedem Menschen.
Religion ist Dienst, Dienst ist Religion. Alles andere ist nicht wichtig.

Menschen sind dazu geschaffen, nicht in Isolation zu leben, sondern in williger Übereinstimmung mit allen anderen.

Diese Sichtweise muss sich in dieser Welt ausbreiten, die Erkenntnis, dass alle miteinander verbunden sind, dass keine Individuen, Klassen, Kasten oder Länder für sich allein aufsteigen und andere zurücklassen können.

Alle müssen gemeinsam aufsteigen und fallen, nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere, denn alles Leben ist eins, und die gegenseitige Abhängigkeit zieht sich durch das ganze unendliche System.

Bild KI generiert

Kirchen sollten Aufbewahrungsorte vitalisierender geistiger Kraft sein.
Sie sind zu dem geworden, was der Nazarener „getünchte Gräber“ nannte, wo sie unfruchtbare, sterile, antiquierte, dogmatische Lehren predigen, die keine Beziehung zum menschlichen Leben, seinen Problemen und seinen enormen Möglichkeiten haben. Die Autorität der Kirchen, der Bücher, der Glaubensbekenntnisse, all das schwindet. Sie werden allmählich über Bord geworfen, damit die Wahrheit sichtbar wird.

Die Macht des Geistes wird manifestiert, nicht durch Erzbischöfe, Bischöfe, Päpste, Priester, Imame und Rabbiner, sondern durch gewöhnliche Sterbliche, die mit der wunderbaren Aufgabe betraut sind, dem Großen Geist zu helfen, damit göttliche Liebe, Weisheit und Macht allen zur Verfügung stehen, die bereit sind, sie zu empfangen.

Den Kindern muss beigebracht werden, dass wahre Religion darin besteht, zu dienen, all die ausgefeilten Phrasen der Priesterkunst zu ignorieren und ein ehrliches, selbstloses Leben zu führen, in dem Wunsch, der Welt, in der es wohnt, zu helfen und so dem Großen Geist, von dem es ein integraler Teil ist, treu zu sein.

Hautfarbe, Klasse, Nationalität, Sprache – das sind nur physische Unterschiede. Geistig sind wir alle Glieder eines Kette, die ineinandergreifen. Wir bilden die große spirituelle Familie der Menschheit, weil das gemeinsame Band des Geistes uns alle mit seinem unzerstörbaren Band zusammenhält.

Die Niedrigkeit im Herzen

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Abseits stehen in Einsamkeit -
so scheint’s im Stillen;
an Freudenfesten stets den Leib
wie unsichtbar verhüllen.

Als Zuschauer nur unbeachtet sein,
von niemandem begehrt,
im schweigsamen Allein
Erkenntnis sammeln, anderen verwehrt.

Augen durchschauend jede Schwäche,
die sehen, wie ein Mensch im öffentlichen Licht
lächelnd die Oberflächlichkeit umspielt,
weil sonst der Schein am Sein zerbricht.

Menschen und Dinge sehen, wie sie sind;
in tiefste Schatten blicken, wird zur Qual.
Die Niedrigkeit im Herzen anderer schauen,
erinnert an das eigene tiefe Tal.

Plastikwelt

Lieber Stefan, ich habe Deine dramatische und kraftvolle Komposition gewählt, weil ich sie zum Thema passend finde. Ich hoffe, Du bist damit einverstanden.

In allen Seelen brennt ein Feuer,
ein Licht, mal ist es groß, mal klein;
treibt durch des Fährmanns Kraft am Steuer,
mit seinem Schiff ins Meer hinein.

Durch einen Ozean der Träume,
treibt‘s weit, bis einst der Kahn zerbricht;
stößt manchmal gegen Wellenschäume,
versperrter Blick durch Gegenlicht.

Es wogt das Schiff im Wellengang -
die Kraft, sie schwand; nach all dem Tun
will jedes Herz mit stillem Drang
auf einem Platz im Hafen ruhen.

Ich seh die Lichter dieser Erde –
ein jedes Licht, ein Mensch allein!
Als würd‘ das Schöpfungswort „Es werde!“
schon viel zu viel für alle sein.

Aus Kunststoff ist die Welt geworden,
Strände vermüllt, das Meer bedeckt;
das Licht des Menschen scheint verdorben,
das hinter Plastik sich versteckt.

Sie sehn kein Ziel, nur sich im Sinn!
Zerstören, was zu Noah's Zeiten
die Arche barg zu Anbeginn,
dem sie nun Kümmernis bereiten.

Beim nächsten Mal wird Feuer brennen -
das Klima ist längst aufgetan.
Mensch wird beim Flüchten erst erkennen:
der Fortschritt war sein Untergang!

1.Mose 9, 11 Und ich will meinen Bund mit euch aufrichten, dass künftig nie mehr alles Fleisch von dem Wasser der Sintflut ausgerottet wird, und dass auch keine Sintflut mehr kommen soll, um die Erde zu verderben.

Als Erinnerung an dieses Versprechen lässt Gott einen Regenbogen am Himmel entstehen.

Der Gilgamesch-Epos beschreibt eine ähnliche Geschichte, in der ein Mann ein Boot baut, um mit seiner Familie und allen Tieren einer Flut zu entkommen. Götter überfluten die Erde, um die Menschen dafür zu bestrafen, dass sie zu laut sind und den Schlaf des Gottes Enlil stören. Diese Erzählung entstand um 2100-1200 v. Chr. und ist viel älter als die Geschichte Noahs in der Bibel. Es gibt Ähnlichkeiten aber auch Zeitunterschiede, was die Dauer der Sintflut anbetrifft. Die Epen sind im Kern verschieden; die Mythen erzählen Geschichten längst vergangener Flutkatastrophen.

Kernaussage beider Geschichten ist: Die Menschen tragen die Schuld am Untergang der Welt. Sie verstoßen gegen die Naturgesetze.
Die Ausübung der Gaben des Geistes ist mit einer großen Verantwortung verbunden. Die Wohlstandsgesellschaft verteilt ihren Müll auf der ganzen Welt und behauptet, der Klimawandel sei eine Lüge.

Es ist ein Teil des Naturgesetzes, dass man etwas nicht umsonst haben kann. Da helfen auch keine Gebete. Das Gebet kann nicht in die Abfolge von Ursache und Wirkung eingreifen. Der Mensch besitzt nicht die Macht, die mathematische Gewissheit zu unterbrechen, dass die Wirkung mit unveränderlicher Präzision auf die Ursache folgt.

Autumn Leaves

The falling leaves drift by my window
The falling leaves of red and gold
I see your lips the summer kisses
The sunburned hands I used to hold

Since you went away the days grow long
And soon I’ll hear old winter’s song
But I miss you most of all my darling
When autumn leaves start to fall

Since you went away the days grow long
And soon I’ll hear old…

Eva Cassidy
Komponist: Joseph Kosma

Oh, Mond!

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Oh Mond – jetzt ist es gut!
Lass deinen silbrig fahlen Glanz verdunkeln.
Du musst nicht heller als die Sterne funkeln.
Machst in mir Wut!

Du kleine Leuchte dort am Himmel,
besiegst den mächt’gen Arm des Schlafes,
kenn schon den Namen jenes letzten Schafes,
das ich gezählt, im Nachtgewimmel.

Tauche in Dunkel deine silbrig grauen Fäden,
spinn nicht mehr ein, was nur der Nacht gehört!
Der neue Tag klopft schon – du bist es, der ihn stört.
Die Helligkeit greift durch die Fensterläden.

König Herbst

Herbst – Jan Bogaerts (1878-1962)
Himmelsmächte – wie sie toben!
Kräftig schütteln sie an Zweigen,
reißen um, was tief verwoben.
Wie die Kronen sich verneigen!

Sendling Regen stets zur Seite
und die Kälte in den Winden,
so verweht des Laubes Breite,
denn kein Zweiglein kann es binden.

König Herbst fegt mit dem Besen
der Natur die Blättermeere;
baumbefreit und blattverlesen
tanzen sie ganz ihm zur Ehre.

Wieder wärmen die Kamine,
wo das Feuer singt und zischt;
hinter mancher Tüllgardine
flackert erstes Kerzenlicht.

Verwachsene Seelen

Entzweit sein, werden wir und einsam
verloren sein, uns fühlen wie ein Kind,
das Dunkelheit umhüllt verlassen,
sich fürchtet, als sei‘s plötzlich blind.

Blühendes Leben, golden war’s beschienen,
voll Lebensübermut und Zuversicht;
das innere Kind spielt zwischen den Ruinen,
sieht nur die Furcht im Dunkeln, ohne Licht.

Entreißt das Schicksal Menschen, was sie lieben,
verliert ihr wundes Herz den Lebenssinn.
Das, was verwachsen und im Geist getrieben –
mit Herzblut geht ein Teil verloren und dahin.

Das innere Kind, gebrannt in Seelenflammen,
ergab sich mit gebundenen Händen unter Tränen;
es glimmt ein letztes Glühen in den Herzenskammern,
ist wohlverborgen unter Asche reichem Sehnen.

Gesang der Geister über den Wassern

von Johann Wolfgang von Goethe

Die Welle – Carlos Schwabe (1866-1926)

Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.

Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen,
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.

Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.

Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.

Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!