Den Weg des Mühsals und des Leids zu gehen, sich auf dem Weg des Kummers selbst zu finden, die Dunkelheit, die um uns ist, erleuchtend sehen und ewige, spirituelle Wahrheiten ergründen. Das Leben plätschert oft dahin und lenkt uns ab und was es gibt, sind materielle Dinge, die zieht die Zeit ins dunkle Erdengrab; nie hat der Mensch gedacht, dass er verginge. In leeren Hüllen liegt der Menschheit Plan, war schmerzhaft Vorbereitung, ein Geschenk, und unter fremdem Wissen fängt man an, erfüllt zu sein, mit einer Kraft, die lenkt. In Harmonie lebt dann die Seele auf der Welt und drückt sich aus in Geistesgaben; kein Streben mehr nach Überfluss und Geld, nur ihr Geburtsrecht fühlt sie, kostbar und erhaben. Sie teilt den Reichtum ihres Wissens, denn wer will, kann gleich, wie sie, den Weg der Schönheit gehen, mit würdevollem Glanz geadelt sein, um die Gesetze Gottes zu verstehen.
Schlagwort: Dichtung
Fruchtbarkeit
Den Boden bereiten, die Fruchtbarkeit lösen, Bedingungen schaffen, die notwendig sind, damit auf den bloßen Häuptern des öden, die Schollen erwachen durch Sonne und Wind. Ist wie ein Mensch, der die Welt nicht versteht, damit den Geist und das Wachstum hemmt; sieht, wie auf Erden das Leben vergeht, wenn er sich gegen die Göttlichkeit stemmt. Der Ur-Keim ist da, vom Schöpfer gepflanzt - hat Wachstum nur in fruchtbaren Reihen; bestellt den Boden, dann wird hier mit Glanz und wachsender Schönheit das Blühen gedeihen.
Wetterleuchten
Durch fernes Leuchten brechen die Töne, wie tanzende Feen in die Nacht hinein. Changierende Kleider umhüllen die Schönen, in schwingendem Licht, mit den Sternen allein. Wo wird die Welt heut‘ in Stürmen getrieben, reinigen Wetter den Tag mit Verdruss? Wo wird sich Wohlstand verheerend verschieben, Schwächliche groß sein, im Überfluss? Wie schwarz der Abgrund, wer Bezwinger der Mächte? Der Tanz geht voran in den Himmel hinein! Auch in den dunkelsten Heimweh-Nächten, in todkranker Zeit wird Gott Retter sein. Das sind die Stunden, da wachsen die Taten, in denen edle Gedanken erwachen; die leidende Zeit wird ins Grübeln geraten, wird sich befreien und Frieden machen.
Winterwald
von Ernst Preczang (1870-1949)
Weiß steht der Wald. Du wandelst still und weltentrückt einsame Pfade. Der Himmel schüttet lichte Gnade auf alles, was hier funkeln will. Die Wipfel glühn, und Ast bei Ast entlodern in das große Schweigen; Sprühfunken rieseln von den Zweigen und ihrer silberschweren Last. Mit einer Riesenmütze schaut der Busch aus schneeverklärten Gründen, und alle Glockensternchen zünden den Märchenglanz auf Moos und Kraut. Breit fließt des Tages helle Macht, ein Meer, dahin in sanften Wellen, und aus den letzten Winkeln quellen siehst blitzend du die weiße Pracht. Es schweigt der Wald. Doch leise schwingt um dich ein Lied aus fernsten Auen. Du hörst es nicht. Du kannst nur schauen. Und hörst es doch: das Licht, es singt.
Schlittenfahrt
Früher kannten wir noch Winter, und die Schneelast, die sich türmte; waren wild verspielte Kinder, die selbst draußen, wenn es stürmte, rannten durch die dichten Flocken - fuhren Schlitten, viele Stunden, um in weißer Pracht zu hocken und die Schneewelt zu erkunden. Hügel rauf und wieder runter, hei, die Luft war voll mit Lachen; rot die Wangen und darunter, unter unseren dicken Sachen, die von Mutter fein gestrickten Fäustlinge – sorgsam verbunden. Wenn sie uns nach draußen schickte, wär‘ sonst einer bald verschwunden. Frierend gingen wir nach Hause, weinend wärmten wir die Hände nach durchnässter Schlitten-Sause, doch der Schmerz schien nicht zu enden. Doch bereits nach Tagerwachen, hinter Eis beblümten Scheiben, ließ das schneebeglückte Lachen uns erneut ins Freie treiben.
Schneeluft
Hell strahlt die Welt! Vom Weiß bedeckt, glänzt freundlich kalter Himmelssegen. Der Schnee, der hinterm Haus sich streckt, liegt unberührt auf allen Wegen. So zierlich wirkt des Vogels Tritt, wenn er durchläuft die kalte Stätte; bald knirschen Füße, Schritt für Schritt, und reißen auf die weiße Decke. Bizarr und blattlos stehn die Bäume - die stets geduldig Schneelast tragen; die kühle Luft weckt Frühlingsträume, noch sind sie fern, die warmen Tage. Der Januar bringt Neujahresfrische, die Welt hält still den Atem an, bis alle winterleeren Tische die Frühlingszeit bedecken kann.
Verklärtes Bild
Wertvoll erscheint uns die Zeit, die wir mit Menschen verbringen; lieb uns die Gegenwart, die unser Herz bringt zum Klingen. Sind uns wie Heimat und Ruhe, erfüll‘n unsere Seele mit Licht; verbinden wie Brücken die Ufer, sehn die Tiefen darunter nicht. Wenn erste Risse beizeiten in wankenden Pfeilern entstehen, kann Achtung und Liebe entgleiten, die Freundschaft zu Ende gehen. Gepresst in die Augenblicke, die in langer Gemeinschaft verhüllt, wird aus Hoffen um ewige Liebe, ein verklärtes, vergangenes Bild.
Winterstille
von Johann Trojan (1837-1915)
(gekürzt) Nun hat der Berg sein Schneekleid angetan, und Schnee liegt lastend auf den Tannenbäumen und deckt die Felder zu, ein weißer Plan, darunter still die jungen Saaten träumen. Fried’ in der Weite! Nicht ein Laut erklingt ein Zweig nur bebt und stäubt Kristalle nieder, gestreift vom Vogel, der empor sich schwingt - und still ist alles rings und reglos wieder. In Winters Banden liegt der See und ruht, die Wellen schlafen, die einst lockend riefen. Nicht spielen mehr die Winde mit der Flut, kaum regt sich Leben noch in ihren Tiefen. Welch eine Stille! Kaum im Herzen mag ein Wunsch sich regen, dass es anders werde. Und doch, o Herz, du weißt, es kommt der Tag, der wieder schmückt mit blüh’ndem Kranz die Erde.
Seelensprache
Von Akkorden durchdrungen,
die wie Schwingungen klingen,
sind die Seelen verschlungen,
im ewigen Singen,
tanzt die Zeit in den Strömen,
die das Leben bedingen,
schwarz und bunt, wie sie tönen,
zum bewussten Gelingen.
Hammer und Meißel
Ein Leben lang bin ich der Bildner, der meiner Seele Form verleiht; am Anfang war ich wie ein Wilder, das Ungestüme brach die Zeit. Sie glättete die neuen Wege, machte sie gangbar, sandte Licht; das hell mir schien auf jene Stege, die zu mir raunten: „Geh sie nicht!“ Zeigten ein Bild der Menschenbrücke, die schnell zerbricht, bei jedem Schritt; ein Trugbild, das mit List und Tücke verleitet in den Abgrund glitt. Und plötzlich war ich erdentbunden, hob ab, ganz körperlos und frei, ich schwebte durch Jahrhundertrunden, sah meiner Seele Konterfei. Der Traum war mir ein milder Schimmer, in dem mir Gott den Meißel bot. Ich bilde jeden Tag noch immer mein Seelenbild – ganz ohne Not.