Heilige Agnes im Kerker

Die ‚heilige‘ Agnes von Rom (237-250) soll mit ca. 13 Jahren den Märtyrertod gestorben sein, weil sie die Ehelosigkeit um Christi Willen und somit ihre Jungfräulichkeit verteidigte.

Mich hat die Legende um ihre Person erschüttert. Auch Heilige waren Menschen, die irrten und fanatisch in ihren Ansichten waren. Ob die vielen ‚heilig‘ gesprochenen Menschen dem auch entsprachen? Das mag Gott alleine entscheiden.

Frank Cadogan Cowper (1877-1958)

In meiner Not gibst Du mir Stärke,
ein schützend‘ Kleid aus Engelshand.
Durch Lichtgewand und Wunderwerke
reicht mir der stille Gott die Hand.

Wenn böse Energien durchdringen
den Bannkreis meines lichten Seins,
so können Flammen ihn nicht bringen,
den Tod, der mich mit ihm vereint.

Bringst mir, für meine letzte Stunde,
ein Unschuldskleid aus Himmelslicht.
Bringst bald der Welt die Todeskunde,
noch eh‘ der neue Tag anbricht.

Rosengarten

The soul of the rose – John William Waterhouse (1849-1917)

Erträumen wir ein Leben wie im Rosengarten,
ein Paradies der Phantasie,
verwandelt sich das Streben in ein Warten
und uns’re Träume werden Ironie.

Bald überdrüssig wird des Müßigganges Bürde,
denn fehlen uns des Lebens Tiefen,
als ob das Einerlei nie enden würde,
werden wir leid, was wir einst riefen.

So nehmet hin das Bittre und das Süße,
wenn ihr das eine liebt,
tretet das andre nicht mit Füßen.
Nur wer im Dunkeln steht, ersehnt das Helle;
wer nur im Glücke schwebt, tritt auf der Stelle.

Wer reinen Herzens sucht, sucht nicht vergebens.
Such nach den Quellen, tief in dir vergraben,
Du findest Quellen reinen Lebens,
so schöpf aus ihnen ihre heil’gen Gaben.

Sonne

Du güldner, großer Lichterkranz,
ich misse deine Strahlen.
Wann wirst du neuen, warmen Glanz
auf unsre Erde malen?
 
Ich friere ohne dein Gewand
aus goldnem, hellem Leuchten,
und weiter treibt das ganze Land
im Regen trüb, dem feuchten.
 
Streu deinen warmen Feuerschein
auf unsre dunkle Welt.
Hüll’ uns in traute Wärme ein,
die unser Herz erhellt.
 
Komm doch, oh Wind, treib fort von hier,
der Wolken Regenfülle,
und bring zurück das Strahlen mir,
in reinster Sonnenstille.

Blütenkranz

William Adolphe Bouguereau (1825-1905)

Möcht’ einen Blütenkranz dir binden für dein Haar,
mit wilden Wiesenblumen weiß und grün verschlungen;
er soll dein Antlitz schmücken, mild und wunderbar,
vom Frühlingsnahen wird schon leis’ gesungen.
 
Der Wind, er fegt mit kalter, starker Hand
den letzten Rest des Schnee’s über die Auen.
Schon ohne Frost, frei, ruht das weite Land,
die Blumenwelt darf aus der Erde schauen.
 
Die bunten Köpfe lugen keck hervor,
die Vögel ringsum fröhlich tirilieren,
die ganze Welt klingt wie ein großer Chor,
kein Herz will nun noch einsam sein und frieren.
 

Frühlingstraum

Frühling in Oberweimar – Johann Carl Buchholz (1849-1889)

Mit tausend Blütenblättern
hast du über Nacht
ein weißes Leuchten in die Welt gebracht.
Des süßen Kernes lockender Genuss
strömt in den lauen Tag –
ein stiller Gruß
von aller höchster Stelle,
denn von der Himmelsschwelle
leert Gott ein Füllhorn aus,
und die Natur,
sie malt mit bunten Farben
ein duftig‘ Frühlingsbild daraus.

Mein Halt

Seated Nude 1884 – William Adolphe Bouguereau 1825-1905

Mein Herz ist müd’ vom Weinen, Hoffen.
Nicht enden will mein schicksalsschwerer Gang
auf Wegen, steinig, zukunftsoffen –
weit fort von dir.
 
Ich schau den Himmel an!
Mir scheint, das Blau ist fahl,
wird nie mehr leuchten.
 
Ein Sonnenstrahl streift mild mein Angesicht.
Er trocknet meine Augen nicht, die feuchten;
an meiner Traurigkeit zerbricht sein Licht.
 
So lang schon bist du fort, und immer wieder
spür ich das Atmen deiner Seele um mich her.
 
Dein Geist ist bei mir! Schwer sind meine Lider.
Nur deine Augen sehend wandle ich umher.
 
Bin nicht mehr ich! Mein Sein ist gramestrunken.
Nichts und doch alles bindet mich an dich.
Wenn ich in Nächten tief im Traum versunken
mein Selbst verliere, halte mich.

Webe und erwache

Wie Goldfäden weben,
ist das Freudegeben,
des auf Erden ohnegleichen
beglückenden Wortes.
 
Wie ein Singen aus Sphären,
von himmlischen Chören,
in klanglosen Räumen,
aus Dornröschenträumen,
weckt die Stimme des Alls.
 
Wie die Schatten entfliehen,
flieht die Zeit. – Nur geliehen
sind der Menschheit Tage.
Wandle Leiden und Plage
auf den ewigen Stufen.
 
Reich dem Guten die Hände,
eil‘ entgegen der Wende.
Lass dich treiben vom Schönen
in Gedanken und Tönen,
bei dem Einen verbleibe.

Zauberschleier

Der Morgen – Caspar David Friedrich (1774-1840)

Verhüllt liegt unsre Zukunft, weltverborgen,
und um uns webt der lichte, helle Morgen,
die weißen Zauberschleier in den Tag.

Am Abend wirft die Nacht die langen Schatten
und legt sich auf des Tages Lasten nieder;
leise raunt die Natur die alten Lieder,
auf den Rabatten.

Die Weise, die erklingt, so fern der Nöte,
sie schwebt zum Wohle aller durch die Nächte,
als ob sie allem Übel Tröstung böte
und Freunde brächte.

Wer hoffend lauscht, den wird der Segen finden,
er eilt von Herz zu Herz, wie ein Gebet.
Den rechten Weg, wirst du ergründen,
wenn deine Seele es erfleht.

Wenn du die Liebe fühlst, so ganz durchdrungen,
dann öffnest du dich deinem Gott in dir.
Folge der Stimme, voll Vertrauen, unumwunden,
öffne die Tür.

Vergissmeinnicht

Foto: Gisela Seidel

Streust dich wie Himmel aus,
mit Zauberhand,
und wo du jemals hast geblüht,
da strahlst du immer wieder;
es legen sich mit dir die alten Lieder,
die mir aus meiner Kindheit wohl bekannt,
so adelsblau aufs frühlingsschwere Land
und bringen jedes Jahr
Erinnerungen wieder.
 

Inspiration

Wiese mit Schmetterlingen – Olga Wisinger-Florian (1844-1926)

„Was nützt es dir, wenn du alle Schätze der Welt gewinnst und dabei Schaden nähmest an deiner Seele?!“ sagte uns Christus.

Das bedeutet, dass wir trotz eines äußeren Verlustes ALLES haben. Selbst bei Verlust unseres Lebens würden wir es nicht verlieren. Den Körper kann man töten, aber nicht die Seele.

Menschen behüten ihre Habseligkeiten im Außen, müssen aber vielmehr Hüter ihrer Seele sein. Dieses ‚Ich bin‘ in jedem Menschen ist für andere unsichtbar und bleibt stets im Verborgenen. Nur, wenn wir einen anderen Menschen lieben, öffnen wir unsere empfindliche Seele und lassen den anderen hineinschauen, damit er in Resonanz gehen kann. Dadurch werden wir verletzlich. Ein jeder muss das Schicksal über sich ergehen lassen, mit der inneren Sicherheit, dass sein Peiniger niemals sein HÖHERES SELBST schädigen kann.

So hat Gott den Menschen erschaffen: Ein lebendiger Geist in seinem wahren höheren Selbst.
Irgendwann wird er alle äußeren Hüllen und Masken ablegen und es wird nur ER SELBST übrig bleiben. Er wird nichts mehr besitzen, denn was er hatte war nur eine Leihgabe. Er hat es nur gebraucht. Die vielen Schätze seiner Lebenswanderung wird ein bewusster Mensch an seine Mitmenschen weitergeben, damit sie daran wachsen können: Zärtlichkeit und Trost, Verständnis und Liebe aber auch Mut und Kraft.

Ein bewusster Mensch hat die Blume seiner Seele geöffnet. Er ist kein Unbewusster mehr. Er hat sich selbst gefunden. In seiner ‚geöffneten Blüte‘ werden die höheren Wesen zu ihm kommen und sich in seiner Seele niederlassen, wie die Schmetterlinge auf offenen Blumen… wie die Engel zu Jakob beim Brunnen in der Wüste herniederstiegen, als Verbindung zu höheren Welten.

Ein solcher Mensch fühlt sich nie allein, denn Gott ist immer bei ihm.

Anderen Menschen ein Wegweiser sein, erfüllt ihn, denn er sieht sie oft in völliger Finsternis umherirren. Zum „Salz der Erde“ werden, wie Christus es zu seinen Jüngern sagte und das Licht, das wir von Gott erhalten, weitergeben, obwohl wir nur winzige Moleküle des Großen und Ganzen sind.


DU bist es, der nach ewig langer Nacht
erweckte meinen Geist und meine Sinne,
der aus Gedanken schöne Worte macht,
der da ist, wenn ich zu Papier sie bringe.

DU bist es, der im Hintergrunde steht,
und wenn ich schreibe, doch ganz nahe ist,
der mit mir unerschöpflich bunte Reime webt,
weil DU Impuls für viele meiner Worte bist.

DU bist es, den ich nie vergessen werde,
wohin mein ferner Weg auch gehen mag,
und wenn ich einst verlasse diese Erde,
begrüßt DU mich zu einem neuen Tag.