Die Tage ziehn weiter, das Jahr geht dahin. Bald kommen die düsteren Tage. Ende Oktober ist Sterbebeginn, dann trag ich sie nochmal zu Grabe.
Nur manchmal hab ich am Rand gestanden, meinen Blick in die Tiefe gewandt, dort lagen sie, die sich im Sarge befanden. Haben sie meine Seele gekannt?
Mit ihnen verbrachte ich Lebensstunden, habe schweigend geweint und gelernt. Seit Jahren sind sie vom Erdball verschwunden, der Tod hat sie von mir entfernt.
Es war keine Bindung, keine Liebe zu spüren, meine Kindheit war tägliches Muss. Bis heute will sich keine Träne rühren, trotz des Dramas tragischem Schluss.
Die Gruft meiner Eltern belegt Mutter allein, Jahrzehnte konnten nicht binden. Nachdem sie starb, verkaufte Vater das Heim, konnte noch eine zweite Frau finden.
Auch sie sind schon fort; mein Vater liegt fern. Im Gedächtnis werden sie nicht schwinden. Dann starb mein Sohn – verloschen sein Stern, er ruht nun in friedlichen Gründen.
So weht des Lebens Hauch durch die Zeit, wie ein Atemzug unserer Erde, es erntet der Tod, macht den Platz bereit und spricht sein stilles „Es werde!“
2006 verliebte ich mich, trotz innerlich starker Gegenwehr, in einen Kollegen, der verheiratet war und zwei kleine Kinder hatte. Ich höre schon die Moralapostel, die sagen werden: „Mir wäre das nicht passiert!“
Es passiert einfach und lässt Gefühle frei, die bisher nicht existierten. Man will und darf nicht…auch nicht andere verletzen. Seine Frau wusste nichts davon.
Er schrieb die schönsten Briefe, hatte die zärtlichsten Gedanken und schien mich zu sehen, wie ich wirklich bin.
„Meine Liebste, ich denke nicht, dass unser Band eine schöne und auch keine tragisch, schöne „Geschichte“ ist. Ich bedaure sie nicht im Geringsten, auch wenn es weh tut und noch so schmerzt. Wir leben unser Leben, und Du gehörst für mich dazu. Du bist keine „Geschichte“, sondern meine Bestimmung! Wir müssen damit LEBEN, Du bist sogar bereit mich zu teilen, obwohl das gegen all Deine Prinzipien verstößt. Wir werden für uns einen Weg finden! Ich kenne ihn noch nicht, aber wir werden ihn finden! Und unsere Nähe wird noch größer werden, und Du wirst nicht traurig sein. Unser Band ist kein Traum! Wie sehr sehne ich mich jetzt nach Dir! Dein in Liebe! K.“
Er hatte geschrieben, ich würde zu seinem Leben gehören, und ich sei seine Bestimmung…wir MÜSSEN damit leben. Wie gerne würde ich das: mit ihm leben. Aber er hatte doch schon eine andere. Trotzdem schien uns das Schicksal zu bedrängen…oder war es mein Ego!? Auf jeden Fall las ich ‚Hoffnung‘ zwischen seinen Zeilen.
Dann träumte ich diesen Traum: Auf dem Kopfsteinpflaster einer Straße lag eine große, gelbe Boa-Constrictor.
Sie lag dort fast regungslos, als eine Postkutsche kam und direkt über ihren Kopf fuhr.
Das sagte mir das Traumbild: Die Schlange kann noch so schön aussehen, sie bleibt ein Ausdruck des Falschen, eines Fehlverhaltens. Ihr Tod zeigte mir, dass die Geschichte mit K. irgendwann ein ungutes Ende nehmen würde. Den Traum verstand ich als Warnung…wären da nicht die Begehrlichkeiten, die zum Greifen nah waren.
In der hebräischen Sprache hat jeder Buchstabe eine Schwingung, die in Zahlen ausgedrückt wird.
Selbstlaute a, e, i, o, u, werden nicht geschrieben, sondern lediglich durch Punkte ausgedrückt. Ändern sich die Punkte, ändert sich die Bedeutung.
Es gibt in der Bibel 2 Schöpfungsgeschichten. In der ersten Geschichte erscheint zunächst der Mensch, als er noch nicht in Mann und Frau geteilt ist. In der zweiten Geschichte kann der Mensch nichts ohne die Teilung tun. Danach ist er als Mann passiv, die Frau aktiv – sie spricht mit ‚der Schlange‘.
Schlange heißt auf Hebräisch „nachasch“, geschrieben: Nun-Cheth-Schin und hat den Zahlenwert 50 – 8 – 300 = Gesamtwert 358
משיח (Maschiach – Gesalbter, Messias) = נחש (Nachasch – Schlange): Der Zahlenwert beider Worte ist 358
Das Wort für Fall oder fallen ist „nophal“, geschrieben: Nun-Phe-Lamed und hat den Zahlenwert 50 – 80 – 30
An den Zahlen-/Wortwerten sehen wir, dass eine Beziehung zwischen „Schlange“ und „fallen“ besteht. Fallen bedeutet: von einer höheren Ebene kommend auf einer niedrigeren enden.
Die körperlichste Seele, der Instinkt, heißt auf Hebäisch „nephesch“, geschrieben: Nun-Phe-Schin und hat den Zahlenwert 50 – 80 – 300
Wieder sieht man hier die gleiche Struktur des Wortes. Man erkennt sofort den Zusammenhang zwischen Schlange, Fall und animalischer Seele.
Die Schlange hat dem Menschen etwas zu bieten. Sie besitzt das Königreich der Welt, der unendlichen Entwicklung. Die Schlange ist der körperliche Messias. Sie ist quasi der Erlöser der Gegenseite, die dem Menschen rät, alles selbst in die Hand zu nehmen. Die List der Schlange ist, dass sie sich als Erlöser darstellt. Der Weg der Schlange führt in eine Katastrophe. Alles, was der Mensch sich aufgebaut hat, sieht er zusammenstürzen.
Die Rückkehr zum Ursprung setzt die Annahme einer anderen Welt voraus, die völlig andere Maßstäbe hat. Erst im tiefsten Unglück werden die Menschen den anderen, ihnen bisher verborgenen Weg erkennen. Der Weg zeigt, dass bereits in der Schöpfung die Erlösung der Menschen angelegt ist.
Lautloses Winden durch den Staub der Erde, wie keines sonst, Symbol für Falschheit und Verrat. Bietet den Menschen Vielfalt und Begierde, be-geistert sie für Sinn-Genüsse mancher Art.
Ein Tier, das stirbt, es ahnt, doch weiß es nichts, vom Werden und Vergeh‘n in dieser Welt. So lebt es jeden Tag im Gott gegeb‘nen Licht, zieht sich zurück, wenn schicksalhaft es fällt.
Doch Menschen suchen abseits der Instinkte, schauen der Schlange Lügen ins Gesicht; sie seh’n im Tod, das grässlich ungeschminkte, der Schlange Biss schmerzt unveränderlich.
Dem Boden zugewandtes Schlängeln, Kriechen, ist der natürlich schlangenhafte Grund. Wenn helle Strahlen über Schuppenhäute fließen, tut gold‘nes Glänzen nicht die Wahrheit kund.
Dualität ist weltlicher Konflikt ‚der Schlange‘, der Menschen Freiheit, die gespaltene Zunge. Polarität ist Miteinander, Einklang der Belange, sie bildet Einheit, schlangenfrei, in Schöpferstunde.
Im Traum stand ich alleine und schweigend in meiner Küche. Alles war still. Als ich zur Türe blickte, sah ich meine ‚große Liebe‘ im Flur zur Haustüre hinausgehen, wie in Nebel hinein.
Dann vernahm ich plötzlich eine weitere Person neben mir. Sie war groß, ohne Gesicht, mit einer braunen Kutte bekleidet, die Kapuze weit über den Kopf gezogen.
Wieder blickte ich zur Türe. Als die dunkle Gestalt dann meine Hand umfasste, gruselte es mich. Dann bin ich erwacht.
Dieses Traumbild machte mir Angst, denn ich empfand plötzlich eine tiefe Einsamkeit. Da ahnte ich, dass das Ende der Affäre kurz bevor stand. Und so war es dann auch. Der Geliebte verließ mich wortlos und ging in sein altes Leben zurück.
Der Kapuzenmann war das Bild des Eremiten, wie auf entsprechender Tarotkarte. Ein Symbol für Alleinsein, Ruhe, Selbstfindung aber auch für Einsamkeit, Antriebslosigkeit und Isolation.
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