Seele und Geist

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Wer ist der wahre Mensch? Jemand, der den Genius in sich trägt, mit seinem ewigen, höheren Selbst vereinigt zu sein. Ein Mensch, der nicht nur naturgeboren, sondern ein gottgeborener Mensch geworden ist. Man könnte auch sagen: ein Mensch².

Nicht alle werden zum potenzierten Menschen und bleiben auf der naturgeborenen Ebene haften, weil sie die nötige innere Reife nicht besitzen. Der ‚reifende‘ Mensch muss das Gottesbild in sich erneuern oder wiederherstellen. Dazu muss er Bilder des Lebens auf sich wirken lassen, die in seinem Innern das Schweigen seiner Seele brechen, sie zu Worten und Bildern erheben, was wiederum besondere Kräfte aufschließt.

Wir müssen lernen, dass es zwei Formen der Entwicklung gibt: die Entwicklung dessen, was der Seele angehört und die, die dem Geist angehört. Psychische Entwicklung oder Seelenwachstum. Selbstverständlich können wir die Entwicklung des Psychischen ohne das Spirituelle erreichen, haben dann jedoch eine niedrigere Schwingungsebene. Wir sollten also bestrebt sein, Körper-, Seelen und Geisteswachstum zu kombinieren. Nur so können wir Nachrichten aus dieser Verbindung heraus empfangen und die Leibeigenschaft der Glaubenssklaverei aller irdischen Religionen ablegen.

Das ist eine schwere Aufgabe, denn wenn man erst einmal von den Fesseln einer Religion beherrscht wird, ist es ein mühsamer Prozess bis zur geistigen Wahrheit, welche die dicken Mauern des Aberglaubens durchdringen muss. Wer sucht, wird sie finden! Die geistigen Wahrheiten werden die religiösen Falschheiten enthüllen. Diese geistigen Wahrheiten sind mächtiger als alle Revolutionen eines blutigen Krieges auf dieser Welt; die Revolution der Seele, die nach Freiheit dürstet, wird diese überall auf der Welt einfordern.

In der Bibel steht, Christus würde vom Himmel hinabsteigen. Diese Energie ist die große Macht des Geistes, der in unsere Welt der Materie hinabsteigen wird. In aller Welt wird sie zu spüren sein und den Egoismus und die Unwissenheit bekämpfen. Dieser Prozess wird viel Mühsal mit sich bringen. Die Welt wird nicht durch einen Blitz bekehrt werden, wie Saulus auf dem Weg nach Damaskus.

Unsere Seele denkt nicht nur in Bildern, sondern nährt sich von ihnen. Von Anbeginn der Zeitrechnung wird unsere Seele damit gespeist. Aus diesem Urgrund der Seele steigen manchmal erschütternde oder beseligende Bilder an die Oberfläche. Intuition erlebt und wiedererkennt das im Innenlicht einst Erfahrene. Die Seele der Menschen lebt nur liebend. Leben ist niemals mechanisch; immer wieder wird die Seele von irgendeinem Geist beflügelt, der seinen Schwingungen entsprechend, geliebtes Leben und Denken allem zuträgt, was ihm begegnet.

Der Mensch geht durch sein Leben, mit geistigen Führern an seiner Seite. Viele davon sind uns bekannt, die sich aus Liebe zu uns hingezogen fühlen, um uns dienlich zu sein. Nicht nur die, die durch Blutsbande mit uns verbunden waren, stehen uns hilfreich zur Seite, sondern viele Unbekannte, die ihre Geisteskraft zur Verfügung stellen.

Ein Mensch kann nur das offenbaren, was er selbst ist! – Entweder Knospe oder Blüte.
Die Knospe entspricht einem Geist, der sich noch nicht in seiner Vollkommenheit offenbart. Zwar ist die Blüte schon gegenwärtig, aber noch in vieler Hinsicht unbewusst. Sie wird sich öffnen, wenn es an der Zeit ist und sich ihr vollkommenes Wesen offenbart.

An ferne Ufer

Quelle: Pinterest / Tumbir
Zu den Gestaden ferner Ufer
treibt mich mein Kahn auf säuselnder Flut;
er folgt den unsichtbaren Rufern,
geleitet vom Lotsen, sicher und gut. 

Meer, durch dein brandendes Schweben
fließt mein Herz zu jenem Strand,
dessen Ort mir Heimat war, doch im Leben
nie erreicht und unbekannt. 

Schiff fahr‘ weiter noch ein Weilchen,
muss noch Erdenfracht bewahren!
Lass‘ mich achten Deine Zeichen,
führ‘ mich sicher durch Gefahren.

Wo die Friedenstauben fliegen,
ist mein ruhiger Seelenhafen;
wie ein Treibgut angetrieben,
will ich einst zu Hause schlafen. 

70

norwegische Künstlerin Lisa Aisato (*1981)
In der Bilderkiste kramen –
ist doch schon so lange her,
und die Stellen vieler Namen
bleiben trotz des Grübelns leer.

Wie herausgebrochene Szenen
meines Daseins Weggefährten,
die einst unter tausend Tränen,
mich den Ernst des Lebens lehrten.

Bilder, die den Glanz verloren –
schließ‘ den Deckel meiner Kiste.
Fotografisch eingefroren,
Menschen, die ich einst vermisste.

Das zeigt meinen Baum des Lebens,
den der Geist der Ahnen pflanzte,
dessen Pflege - oft vergebens,
Löcher in die Seele stanzte.

Wenn ich vor dem Spiegel stehe,
sehe ich ein zitt’rig Bild.
„Bin ich die, die ich dort sehe?“,
frag ich mich und lächle mild.

Lebenslicht

norwegische Künstlerin Lisa Aisato (*1981)
Wie durch eine Fontäne der Zeit,
machte das Licht den Weg uns bereit,
rinnen die Geister der Leben dahin,
in vielen Gestalten, seit Anbeginn.

In den dunklen Schollen der Erde
sind verwoben, das Sein und Werde;
es bietet den Boden für neues Leben,
dem alten folgend, dem Schicksal ergeben.

Nach Gottes Geheiß wachsen und werden,
das ist der höhere Sinn auf Erden.
Die eigene Hülle mit Weitsicht ertragen,
IHM danken, an guten und schlechten Tagen.

DU bist DER EINE in allen Gestalten,
DEIN Lebensfunke ist in jeder erhalten,
ob klein oder groß, ob in Mensch oder Tier,
in der Pflanzenwelt – DU bist in allen hier.

Täuschung und Wahrheit

Aufruf zum Kreuzzug von Papst Urban II- Gustave Doré (1832-1883)
Die Tempel aller Religionen dieser Welt
sind überbaut mit Falschheit und mit Lügen,
und Päpste, Priester, die betrügen,
sind Werk des Bösen und ihm unterstellt.

Das Böse wächst in manchem Herz und Hirn,
das lieblos auf sich selbst nur schauen kann.
Es fordert Menschenopfer dann und wann,
lässt blind und folgsam in die Irre führen.

Das Fundament des Glaubens war errichtet
auf Gottvertrauen, Wahrheit – liebevoll;
Scheinheiligkeit hingegen forderte ihr Soll,
die Kirchen sind sich selbst, nicht Gott verpflichtet.

Gigantisch, das System der Religionen,
es wird nie ungeschehen sein, was Lügen zeigen kann;
der Teufel „Mensch“, gefolgt von Hass und Wahn,
in einem Fegefeuer, wo sie selber thronen. 

Was Menschen vor Jahrtausenden erschufen:
Ein Schreckgespenst aus Opfern, Krieg und List,
und der mit päpstlich zugestandenem Maßstab misst,
der war zum Völkermord mit Glorie berufen. 

Des Menschen freier Wille kann zerstören,
verwirrt so manchen Geist in tödlicher Manier.
Doch das Gesetz des Großen Geistes hier,
wird dem Aspekt der Wahrheit angehören. 

Die Zeit der Theologen geht vorüber.
Was Religion bis jetzt verbarg, es kommt ans Licht;
was edel schien, erscheint in stumpfer Sicht
und Lichtgestalten werden zu Betrügern.

Naturgesetze

Quelle: Pinterest
Gott ist Gesetz! Es herrscht auf dieser Welt.
Nichts, was Sein Auge nicht erfasst,
nichts, dass man Ihm verborgen hält;
Es ist in jedem Tun des Schauens stiller Gast.

Denkt an die Ewigkeit, nicht nur an dieses Leben;
beachtet Stoff und Geist, in ihrer Vielfalt Sinn,
denn sie sind Eins – ein unteilbares Streben,
Gesetz gemäße Reaktion auf Geist und Ding. 

Wer folgt der Kraft des Geistes, überwindet,
denn jede Hürde dieses Lebens ist genommen,
wenn man aus falschem Tun den Ausweg findet,
den Fortschritt sieht, mit dem man neu begonnen. 

Gott ist in uns, in jedem Menschenleben -
wo die Materie unbemerkt den Geist verdeckt.
Göttlich sind wir – nach der Idee gegeben,
die Ihm gemäß in allen von uns steckt.

Die Welt des Stoffes - „menschlich“ ist ihr Name,
die Welt des Schöpfergeistes – in Gesetzes Hand;
im Menschen selbst, des Großen Geistes Same -
die Ihn in Frage stellen, haben Ihn verbannt. 

Wir sind nicht von der Welt und unser Streben
soll wohl in ihr Gesetz im Glauben haben,
damit charakterfest wir danach leben,
göttlich zum Teil, mit Geist bewussten Gaben.

Ewiger Klang

Musik: Lament · Iftekharul Anam

Dort, wo die Sonne sinkt am Horizont,
gleitet der Wind auf Engelsflügeln,   
vertreibt des Scheines heißen Strom,
wird mit Vergänglichkeit ihn zügeln. 

Durchschweben alte Säulenhallen,
bis hin zum Anbeginn der Welt;
die Tempel dieser Erde fallen
und Frieden liegt auf Wald und Feld.

Das Herz der Welt pocht laut und lauter,
um alle Seelen schmilzt die Zeit.
Was wichtig schien entflieht den Sälen
des Tempels der Vergessenheit.

In allen Städten schweigt das Leben,
die Steine sind zu Staub zerfallen,
und jedes glockenhafte Beben
dringt ein in Gottes heil'ge Hallen.

Die Engel stehen an den Pforten,
sie singen tief in Harmonie,
empfangen, die an Weltenorten
treu lauschten ihrer Melodie.

Falsche Töne

Mihaly von Zichy (1827-1906), “Romantic Encounter”
Ein Engel küsste mich des nachts,
ich hab ihn fliegen sehen.
Beim Flügelschlag bin ich erwacht.
Er war so groß und schön!

Verloren war ich ohne ihn,
er war mir längst bekannt,
seitdem ich Fleisch geworden bin,
nimmt er mich an die Hand.

Geistig, wie im verbund’nen Traum,
lief ich durch Himmelswiesen,
ich hörte Stimmen, die im Raum
mit Lobgesängen priesen.

Die Welt versank in Harmonie,
kein Ton hat falsch geklungen.
Ein Missklang hat dann irgendwie
mit meinem Schlaf gerungen.

Ich wachte auf, mit wirrem Sinn
und wünschte mir mit Sehnen,
geliebt zu werden, wie ich bin,
mit allen falschen Tönen.

Warum lässt Gott zu, dass …

Bild: K. Milde

Wer dem Großen Geist Vorwürfe macht, zweifelt an dessen Vollkommenheit!

Sobald ein Mensch geboren wird, erhält er Beistand von seiner geistigen Führung. Aber manchmal ist es dem Geistführer verboten, zu helfen. Das tut ihm mehr weh als dem Leidenden. Aber es ist Gesetz, dass nicht immer geholfen werden darf. Es ist der Kampf des menschlichen Geistes, den er alleine durchstehen muss. Ansonsten wäre das ein Eingriff in den freien Willen des Menschen. Er muss selbst entscheiden, was er tun oder lassen will.

Das Leid ist eine Art von Problemlösung. Sie holt aus dem Menschen heraus, was in ihm steckt. Die Art, wie Probleme gelöst werden, unterliegt der geistigen Entwicklung, die im Laufe des Lebens immer weiter fortschreitet. Der Geist entwickelt sich nicht, wenn das Leben leicht läuft und reibungslos, sondern wenn man Hürden überwinden muss. Hürden können Süchte sein, wie das Rauchen oder die Trunksucht. Aber es gibt noch viele andere Dinge, die der Mensch voll Begeisterung erleben will. Jede Sucht ist eine große Hürde, die eine starke Willenskraft braucht, um sich davon abzuwenden, um frei zu sein. Wenn man damit aufhört, ist es, als hätte man selbst einen Film angehalten und ab dem Tag der Suchtfreiheit dessen eigenes Ende neu gedreht, weil sich alles änderte.

Die geistige Welt versucht uns die richtige Richtung zu weisen, wird jedoch niemals in die Entscheidungen der Menschheit eingreifen. Das wäre das Umgehen des Prinzips und Teil des Naturgesetzes „Säen und Ernten“.  Die Menschen müssen lernen, es zu akzeptieren und danach zu leben. Das göttliche Werk zeigt, dass alles in seiner geordneten Abfolge geplant ist. Die Gesetze des Großen Geistes sind unerbittlich und vollkommen in ihrer Bestimmung.

Das, was geerntet wird, zeigt das, was zuvor gesät worden ist. Das Saatgut wird immer seiner eigenen Art entsprechend sein. Es folgt dabei den Naturgesetzen. Die Wissenschaft versucht die Natur- und Pflanzenwelt ertragssteigernd zu manipulieren, indem sie ihr Gen-Technik aufzwingt und die Welt der Insekten zerstört. Alles hat Gott in Harmonie erschaffen. Töten wir das Eine, stirbt auch das Andere.

Das gilt auch für das menschliche Leben. Selbstsucht wird dessen Folgen tragen müssen. Wer sich an der Natur oder an anderen Menschen versündigt, muss die Folgen ernten. Wer intolerant ist, wird die Folgen der Intoleranz ernten.

Das Gesetz ist unumstößlich, das Gesetz ist unabänderlich. Es gibt keine religiöse Übung, keine Hymne, kein Gebet, kein heiliges Buch, das sich einmischen und die Abfolge von Ursache und Wirkung verändern könnte. Die Wirkung folgt der Ursache mit methodischer und mechanischer Gewissheit, und niemand hat die Macht, ob er Priester oder Laie genannt wird, diesen natürlichen Prozess zu stören. Wer das Wachstum des Geistes wünscht, muss die Art von Leben führen, die allein das spirituelle Wachstum gewährleisten kann.

Der menschliche Geist wächst durch Toleranz, Freundlichkeit, Sympathie, Liebe, Dienst am Nächsten und gute Taten. Um diesen Charakter zu bilden, ist es nötig, den göttlichen Geist im täglichen Leben zu manifestieren. Menschen müssen sich davor hüten, einen negativ handelnden Geist anzunehmen, der unfreundliche Gedanken hegt, Gedanken des Hasses, der Bosheit, der Rache und des Egoismus. Denn dann werden sie selbst Opfer sein und dafür den Preis zahlen.

Blütenzweige

August Malmström (Swedish, 1829–1901)
Sonne, hinter den Wolken versteckt -
die den Himmel leuchtend erhellt,
wenn sie hervortritt, die dunkel verdeckt,
löscht sie die Tränen der Welt.

Zweige, die prächtig im Lichte erstrahlen,
wenn tausend Blüten entstehen,
wie sie im Sonnenlicht weiß übermalen,
was bisher nur grün war zu sehen. 

Zartheit der Blüten – zerbrechlich und schön,
flüchtig, wie Federn im Wind;
im Luftzug ist es um sie geschehen,
sie folgen dem ‚himmlischen Kind‘. 

So viele Blüten schweben dahin,
bevor sie in Frucht stehn, zerfallen;
nur die Erinnerung bleibt uns im Sinn:
sie opfern ihr Dasein uns allen.