Du stehst im Dunkeln – unerkannt, verborgen dein Gesicht. Nie wird dein Name mir genannt, und wie ein Schatten tauchst du aus dem Licht.
Wer bist du, unbekanntes Wesen, nach dem mein Herz so sehnend dürstet? Wartest du schlummernd, bis die Zeit gereift? Siehst du nicht, wie sie gnadenlos ergreift mein klagend Leben? So wird sich bange Sehnsucht in die Stunden weben und mich verzweifeln lassen an der Seeleneinsamkeit.
Ich bitte dich, oh Zeit, nimm mir die finst’ren Qualen und zeig im Licht, was du mir vorgesponnen!
Wird neue Liebe mir den Ausgleich zahlen, für das Vertrauen, das sie einst genommen?
Bildausschnitt „Das große Erwachen“ – Herbert Gustave Schmalz , bekannt als Herbert Carmichael nach 1918 (1856-1935)
Traurige Seele, wie bist du erwacht? Scheint doch der Tag noch so trübe. Gedanken haben zum Schlafen gebracht, was doch des Lebens längst müde.
Der Morgen ist kühl, der Kaffee schmeckt lau. Der Blick auf die Uhr bringt ein Schaudern. Draußen ist Kälte, so nebelgrau. Höre im Traum noch mein Plaudern.
Kein Mensch ist hier; bin immer allein. Im Albtraum sind viele Gestalten. Für das, was mir alltags fehlt, daheim, muss ich wohl dunkle Träume erhalten.
Wurde erschossen, mit zwei Kugeln gar; lag auf dem Bett…Hirngespinste. Ein Mann mit Pistole war noch da. Ich starrte ihn an, er grinste.
Dann lief ich auf unserer Straße umher, still, die Vergangenheit suchend. Da war nichts, nur Fremdheit und Verkehr. Ich wachte auf, leise fluchend.
Wie gerne wäre ich dort geblieben, mit Fetzen aus Taggedanken! Meine Zeit hier ist doch nur geliehen, meine Seele im längst Vergang’nen.
Die Katzen haben mir Püppchen gebracht, sie möchten Frühstück bekommen. Ich fülle die Schalen – es ist noch Nacht. Wandle still in den Tag, wie benommen.
Vier Wände um dich, Mauern, meterdick, sie lassen mir kein Licht, nichts dringt zu mir, das Dunkel weicht mir nicht ein kleines Stück, verschlossen bleibt zum Herzen deine Tür.
Wo sonst Gefühl, klafft unverhüllt ein Nichts, ein Schweigen, das sich an den Mauern bricht. Wo sonst die Leidenschaft fast nie erlischt, treibt nun ein kühler Wind mir ins Gesicht.
Wie sehn ich mich nach deinem lieben Wort, nur sachlich schreibst du mir aus deiner Welt, als ob die Frau an deiner Seite ahnt, den fremden Ton, der auf die Tasten fällt.
Versteckt, verborgen in der Illusion, im Labyrinth des ewigen Verzichts, als ob die Liebe hier der Schlüssel ist, doch oft passt er zu deinem Herzen nicht.
Verschließt du dich vor mir geh ich zurück in mein verlass’nes Tal der Einsamkeit. Begleitet hast du mich ein kleines Stück, auf meinem Weg durch meine Dunkelheit.
Was lehnst du, Mensch, dich auf? Meinst du, du kannst entfliehn dem Gott in dir? Glaubst du, dich zu entziehn dem ehernen Gesetz, wenn du dich von ihm wendest, wenn du mit eigner Hand dein Leben endest?
Was deinen Körper trifft, trifft nur dein Kleid. Das Leben endet wohl, doch endet nicht das Leid, dem du nur wehrloser anheim gegeben und ausgeliefert bist im neuen Leben, weil ungerufen du betratst das neue Land!
Wer Gottes Ruf nur folgt, dem sind zum Trost gesandt erbarmungsvolle Engel, die ihn leiten, die seinem schwachen Fuß den Weg bereiten. Doch wer den eignen Willen nur gekannt auf Erden, wie kann der Wille Gottes ihm zur Hilfe werden? Die Hilfe ist ihm nah – allein er sieht sie nicht, des Eigenwillens Trotz beraubt ihn nun der Sicht. Sein Denken, nur auf sich gestellt, schließt ihn nun ein, Gefangner seiner selbst, empfindet er allein die eigne Not, die eigne Seelenqual; zu enden sie, versucht er tausendmal die gleiche Tat und wird sich tausendmal bewusst, dass er nicht töten kann das Fühlen in der Brust! –
Erst wenn die Qual die Mauern seines Kerkers sprengt, wenn tiefste Not ihm des Gebetes Gnade schenkt, wenn er aus grenzenloser Einsamkeit nach Gott, nach Hilfe, nach Erlösung schreit – ist er befreit!
Er sieht die lichte Schar, die helfend ihm schon lange nahe war. Sein aufgeschlossnes Herz ahnt nun, was Liebe schafft, und mit dem Ahnen wächst die eigne Liebeskraft. Das Ahnen wird ein Schaun, das Schaun Erkennen, den ew’gen Schöpfer lernt er Vater nennen.
So schreitet strebend er in seiner Brüder Mitte dem Lichte zu, und jeder seiner Schritte bringt näher ihn dem heiß ersehnten Ziel. Wie oft er es erstrebt, wie oft er fiel, schaut er erkennend nun im Spiegel seiner Leben. Sein letztes Erdenlos, das ihm nur Qual gegeben, wie klein es ist, – ach, eine Perle nur, den andern angereiht auf goldner Schnur, die ausging einst von Gott und kehrt zu Gott zurück.
Der Mensch sieht von dem goldnen Faden nur ein Stück, und seine Prüfung ist, ihn dennoch rein zu spinnen und eine klare Lebensperle zu gewinnen. Des Daseins Kreis zu schließen, ist er ausgesendet von Gott – und erst in Gott ist er vollendet.
Caspar David Friedrich 1774-1840 – Frau am Fenster
Keine Stimme, die ruft, kein Herz, dem ich fehle, nur Einsamkeit, Stille, durch die ich mich quäle – aus der Ferne, der Klang der Motoren und manchmal will sich die Ruhe in meine Seele bohren.
Suche Beschäftigung, die diesen Bann durchbricht, doch wirklich finde ich sie nicht. Kann mich nicht fügen, nicht konzentrieren, möcht‘ manchmal den Verstand verlieren.
Ich schau die Wände an – es sind dieselben, die ich vor einer Stunde sah; verwandeln möchte ich die gelben in bunte, mit Punkten, die ich dann zählen könnte, um mich abzulenken, vom Denken.
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