Es werde Licht

Den Gottlosen dieser Gesellschaft

Atheisten glauben an keinen Gott und auch nicht an eine geistige Welt. Das ist ihre Religion.
Deshalb wäre es vielleicht zunächst einmal wichtig, Gott zu definieren, wenn das überhaupt möglich ist. Ich kann nur sagen, wie ich ihn empfinde: Richtung weisend (daher richtend), in göttlicher, bedingungsloser Liebe, nicht linear. Wir Menschen beschränken ihn selbst durch unser Ego. Gott IST. Er gibt uns alle Freiheit und existiert außerhalb von Zeit und Raum. Der Heilige Geist ist ein unendliches Kraftfeld, das alles was existiert, in völligem Automatismus, von dessen angeborenen Bestimmung zu seiner ihm entsprechenden Ebene hinsteuert. Die göttliche Kraft herrscht absolut aufgrund ihrer alles durchwirkenden Eigenschaft und ist all-mächtig. Wir Menschen sind diesem Kraftfeld angeschlossen und justieren uns selbst zwischen Sein und Werden. Gott ist unendliches Bewusstsein in reinster Form. Unsere Handlungen, Gedanken und Entscheidungen sind eingeprägt in dieses göttliche Bewusstseinsfeld. Dies garantiert Gerechtigkeit.

„Die moderne Physik führt uns
notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort.
Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler.
Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen.“

Der englische Astronom und Physiker
Sir Arthur Stanley Eddington
(1882-1946)

Wer ist hier auf dieser Welt in der Lage, die ethischen und moralischen Werte aller Länder auf einen Nenner zu bringen? Was bei uns als moralisch verwerflich oder gar politisch gefährlich angesehen wird, ist in anderen Ländern sittlich vertretbar. Wir Menschen haben nicht die globale Sicht über das Weltgeschehen. Deshalb ist es schwer, wenn nicht unmöglich, hier allgemein gültige Grundlagen zu schaffen. Demut vor der Schöpfung und vor allen Wundern des Lebens wären hier erforderlich, um den gemeinsamen Nenner (für mich die göttliche Instanz) zu schaffen.

Und dann ist da noch das menschliche Ego, das sich selbst als oberster Herrscher fühlt und so den Zugang zur Wahrheit verhindert. Säkularismus hat wachsende Popularität. Jede Bezugnahme auf Gott und die geistige Wahrheit wird entweder verhindert oder zu entfernen versucht, und genauso ist man bemüht, die Grundlagen von Moral und Ethik abzuschaffen.

Die menschliche Entwicklung unterliegt einem langwierigen Prozess, der nicht von Heute auf Morgen geschehen kann. Auch die Kirchen machen diesen Prozess durch. Die Kirchen wollen alles besser wissen. Sie geben den Gläubigen „die Wahrheit“ vor. Jede Kirche hat da ihre eigene; manche drohen mit ewigen Höllenqualen, wenn sich die Menschen nicht nach ihren Dogmen richten. Die Kirchen sind allesamt weltlich. Jesus Warnung vor den Schriftgelehrten und Pharisäern hat auch heute noch Gültigkeit.

Lt. Bibel sagte Jesus: Mat 6,6: „Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich.“

Ich sehe die Kirchen als einen Weg zur Wahrheit. Der Geist Gottes führt zum geistlichen Leben. Ich baue auf dieses geistliche Leben – unseren Ursprung in Gott!

Hilfe für den Nächsten ohne Glauben an Gott sehe ich nicht als „platten Humanismus“. Indirekt dient auch ein Nichtgläubiger durch eine solche Handlung Gott, denn Gott ist in jedem Menschen zu finden. Ethik ohne den Glauben ist nichts, und damit meine ich, dass wir in allen unseren Handlungen das Wesentliche, Gott, nicht vergessen sollten. Man darf nicht nur Gutes tun, um dafür in den Himmel zu kommen oder einen Platz in Gottes Königreich (?) auf Erden zu erhalten. Man sollte gut sein, ohne Gegenleistung und ohne Aussicht auf Belohnung!

Spiritualität = Geistigkeit, Weg zum höheren Bewusstsein; Religion = Spirituelles Erleben und ethisches Handeln; Religion will zwischen „Himmel und Erde“ verbindlich sein.

Beides trägt doch das Wesentliche in sich: den Glauben an Gott. Deshalb sollte weder das Eine noch das Andere verteufelt werden. Jeder Mensch ist durch seine göttliche Abstammung spirituell…der eine vordergründig, der andere hintergründig. Ob ausgeprägt oder nicht, letztendlich ist Spiritualität immer individuell, denn jeder Mensch treibt aufgrund seiner Lebensgeschichte und Tradition, in die er hineingeboren wurde, auf unterschiedlichen Strömungen und Religionen. Es gibt Menschen, in deren Leben ist Spiritualität überhaupt nicht wichtig. Sie lehnen es ab, weil sie sich ihrer Gotteskindschaft nicht mehr bewusst sind. Die Sinnsuche wird erst beginnen, wenn der Mensch sich seines göttlichen Ursprungs bewusst geworden ist. D. h., er wird Gott dann als transzendentes und immanentes Wesen sehen und eine Verbundenheit mit dem Göttlichen spüren.

Die meisten Atheisten sind es nur, weil sie sich die geistige Welt nicht vorstellen können. Manche haben Angst davor; anderen ist diese Denkweise zu abstrakt. Daraus kann man niemandem einen Vorwurf machen. Vielen ist der Glaube an Gott aberzogen worden. Diese alten Muster lassen sich nur selten löschen.

Die Zweiseitigkeit der Schöpfung existiert als männlich und weiblich, als Verborgenheit und Erscheinung, als unfassbar und fassbar, kausal und a-kausal, als Sein und Werden.

Wer keinen Gedanken an den Grund seines Lebens verschwendet, macht sich möglicherweise auch keine über den Tod. Der steht dem Leben völlig entgegengesetzt. Er ist quasi das Gegengewicht zum Weltlichen. Diese Welt zeigt nur die eine Seite der Medaille – die materielle Kausalität. Die meisten Menschen können nur diese Seite wahrnehmen. In dieser Welt herrscht das Gesetz von Ursache und Wirkung. D. h., wenn ich etwas ins Feuer werfe, verbrennt es, begieße ich etwas mit Wasser, dann wird es nass…etc. Das ist das Kausalitätsdenken, und es erzeugt auch das Lohn-Prinzip. Wenn jemand gut handelt, will er belohnt werden; handelt er böse, wird er bestraft. Dieses Denken überträgt der Mensch auch auf Gott. Er stellt seine Bilanz auf und will mit Gott ein Geschäft machen.

Durch den Tod kommt etwas ganz anderes in die Welt. Etwas, was sich der Kausalität entzieht. Darum ist der Tod ein Teil der Schöpfung. Er ist unberechenbar und mit ihm wird gleichzeitig das Prinzip des Vertrauens, des Glaubens und der Liebe in die Welt gebracht, die sich geben, ohne Lohn zu erwarten.

Ohne diesen Geist, ganz gleich wie wir ihn nennen, gibt es kein Leben in der Materie! Das ist die einzige HEILIGE EINFALTIGKEIT: GOTT! In Jesus Christus hat er uns sich selbst als Mensch offenbart, doch die weltlich gesinnten Menschen können nur die rein materielle Seite sehen. Von dem geistigen Wesenskern haben diese Menschen keine Ahnung. Sie wollen weder darüber nachdenken, noch darüber reden. Deshalb ist es ihnen nicht möglich, Christus zu empfinden und zu begreifen. Primitive weltliche Menschen haben Jesus körperlich getötet. Aber Christus in seiner Weitsicht und Güte lässt die unreifen Früchte am Baum hängen, damit sie „reif“ werden können!

©Gisela Seidel

Trübsinn und Zweifel

Baron Frederic Leighton (1830-1896) – Solitude

Wann wird es sich ändern, das unstete Treiben?
Das Sitzen und Warten – so kann es nicht bleiben!

Nur Trübsinn und Sehnen nach besseren Zeiten,
wie lästige Fliegen, die mich begleiten;

wohin ich mich wende, nur kreisende Stille,
ein Vakuum, luftleeres Zeugnis der Fülle;

es ist wie es ist, nichts bringt es zum Ende.
Es gähnt mir entgegen die Kahlheit der Wände

und treibt mir das Grausen in meine Gedanken:
Die Taten so gräulich, wer bringt mich zum Wanken?

Wer trübt mir im Innern mein blankes Vertrauen?
Auf welchen Menschen kann ich noch bauen?

Wo blieb meine Zuversicht und meine Stärke?
Welch‘ Dramaturg spinnt hier finstere Werke?

Oh Gott, füll’ mich mit christlichem Licht
und nehm‘ mir die Kälte aus Geist und Gesicht,

möcht‘ wieder fühlen die Wärme und Kraft,
erleuchte mit Liebe mein Dunkel der Nacht!

Des Glaubens Hüter

Betende Hände – Albrecht Dürer (1471-1528)

Gott, Du bist die Ewigkeit,
die endlos seit dem Anfang uns umschließt.
Der in seiner Herrlichkeit,
die Gnade „Leben“ in uns gießt.

Wenn unsrer Hoffnung Sicht zerbricht,
geb‘ unsrem Geiste Kraft und Licht.
Lass unsern Glauben Hüter sein,
beschütze unsrer Liebe Schein,
die von dem großen Himmelslicht
ein Abglanz ist. – Herr uns gebricht
die Kraft, der Mut –
mit Dir im Herzen sind wir gut,
doch gehen wir ein Stück allein,
herrscht Dunkel dort.
Denn unser Sein, es ist Dein Wort,

als dessen Klang Gestalt gewonnen,
wohl unter hohen, lichten Sonnen
in biblischer Vergangenheit,
die uns allein erscheint so weit.

Bist nur gedankenweit entfernt,
den Ton zu finden, den wir einst gelernt,
der die Verbindung spürt, die Gegenwart.
Zeitlos bist Du, der immer bei uns harrt.

Dein Wort, das einst durchs All geklungen,
es ist ein Ruf, der längst zu uns gedrungen.
Es ist ein langer Weg in reinem Sein,
ein Widerhall zurück zu Dir allein.

Der die Zeiten wandelt und sie lässt verwehen,
lass uns alle Deine Wunder sehen.
Öffne uns zu Hause Deine Tür,
dieses Wissen gib uns tröstlich hier.

Du klingst in uns, so lass uns für Dich klingen,
auf dem Nach-Hause-Weg will ich Dir singen!

Webe und erwache

Wie Goldfäden weben,
ist das Freudegeben,
des auf Erden ohnegleichen
beglückenden Wortes.
 
Wie ein Singen aus Sphären,
von himmlischen Chören,
in klanglosen Räumen,
aus Dornröschenträumen,
weckt die Stimme des Alls.
 
Wie die Schatten entfliehen,
flieht die Zeit. – Nur geliehen
sind der Menschheit Tage.
Wandle Leiden und Plage
auf den ewigen Stufen.
 
Reich dem Guten die Hände,
eil‘ entgegen der Wende.
Lass dich treiben vom Schönen
in Gedanken und Tönen,
bei dem Einen verbleibe.

Inspiration

Wiese mit Schmetterlingen – Olga Wisinger-Florian (1844-1926)

„Was nützt es dir, wenn du alle Schätze der Welt gewinnst und dabei Schaden nähmest an deiner Seele?!“ sagte uns Christus.

Das bedeutet, dass wir trotz eines äußeren Verlustes ALLES haben. Selbst bei Verlust unseres Lebens würden wir es nicht verlieren. Den Körper kann man töten, aber nicht die Seele.

Menschen behüten ihre Habseligkeiten im Außen, müssen aber vielmehr Hüter ihrer Seele sein. Dieses ‚Ich bin‘ in jedem Menschen ist für andere unsichtbar und bleibt stets im Verborgenen. Nur, wenn wir einen anderen Menschen lieben, öffnen wir unsere empfindliche Seele und lassen den anderen hineinschauen, damit er in Resonanz gehen kann. Dadurch werden wir verletzlich. Ein jeder muss das Schicksal über sich ergehen lassen, mit der inneren Sicherheit, dass sein Peiniger niemals sein HÖHERES SELBST schädigen kann.

So hat Gott den Menschen erschaffen: Ein lebendiger Geist in seinem wahren höheren Selbst.
Irgendwann wird er alle äußeren Hüllen und Masken ablegen und es wird nur ER SELBST übrig bleiben. Er wird nichts mehr besitzen, denn was er hatte war nur eine Leihgabe. Er hat es nur gebraucht. Die vielen Schätze seiner Lebenswanderung wird ein bewusster Mensch an seine Mitmenschen weitergeben, damit sie daran wachsen können: Zärtlichkeit und Trost, Verständnis und Liebe aber auch Mut und Kraft.

Ein bewusster Mensch hat die Blume seiner Seele geöffnet. Er ist kein Unbewusster mehr. Er hat sich selbst gefunden. In seiner ‚geöffneten Blüte‘ werden die höheren Wesen zu ihm kommen und sich in seiner Seele niederlassen, wie die Schmetterlinge auf offenen Blumen… wie die Engel zu Jakob beim Brunnen in der Wüste herniederstiegen, als Verbindung zu höheren Welten.

Ein solcher Mensch fühlt sich nie allein, denn Gott ist immer bei ihm.

Anderen Menschen ein Wegweiser sein, erfüllt ihn, denn er sieht sie oft in völliger Finsternis umherirren. Zum „Salz der Erde“ werden, wie Christus es zu seinen Jüngern sagte und das Licht, das wir von Gott erhalten, weitergeben, obwohl wir nur winzige Moleküle des Großen und Ganzen sind.


DU bist es, der nach ewig langer Nacht
erweckte meinen Geist und meine Sinne,
der aus Gedanken schöne Worte macht,
der da ist, wenn ich zu Papier sie bringe.

DU bist es, der im Hintergrunde steht,
und wenn ich schreibe, doch ganz nahe ist,
der mit mir unerschöpflich bunte Reime webt,
weil DU Impuls für viele meiner Worte bist.

DU bist es, den ich nie vergessen werde,
wohin mein ferner Weg auch gehen mag,
und wenn ich einst verlasse diese Erde,
begrüßt DU mich zu einem neuen Tag.

Abenteuer Leben

Gustave Doré (1832-1883)

Wenn des Lebens Abenteuer
noch an jeder Ecke warten,
fühlt man langer Wagnis Feuer,
durch das viele Pläne starten.

Wo der Weg bereitet liegt,
frei von Steinen oder Stufen.
Wo Barrieren frei er biegt,
hin zu unbekanntem Rufen.

Wie ein Blinder vorwärts geht,
ohne Licht, doch zielbewusst.
Geht ein jeder, und er strebt
froh ergeben und mit Lust.

Fühlt und tastet sich voran,
sieht sich schicksalhaft geführt.
Stolpert er auch dann und wann,
bleibt sein Streben unberührt.

Ohne Ende scheint der Weg.
Vor ihm liegt ein fernes Ziel?!
„Gib nur alles, und du bleibst!“,
wird für ihn ein Pflichtgefühl.

Wund gelaufen ist der Fuß,
muss bald kleine Schritte gehn.
Ihm entzieht sich manches Muss
und die Zeit um ihn bleibt stehn.

An der Schwelle angelangt
zögernd noch der letzte Schritt.
Lauscht des Liedes Abgesang,
nimmt den Glanz des Himmels mit.

Bis zum Abschied von der Welt
blüht ein jeder in der Zeit.
Erst wenn Blatt und Blühte fällt,
vereint uns Gott und Ewigkeit.

Wahrheit im Glauben

Bild von Albrecht Fietz auf Pixabay

Es ist der Glaube keine Blüte,
die dir ein andrer reichen kann.

Und wär sie lauter wie des Spenders Güte
und rein und unberührt, auch dann
wird sie bei dir das kurze Dasein fristen,
das eine Blume lebt im Wasserglas.

Der Glaube ist ein Baum, in dem die Vögel nisten,
und mächtig liegt sein Schatten auf dem schwanken Gras.

Greif‘ nicht nach fremder Bäume Blüten,
den eignen zarten Glaubenskeim nimm wahr
und zieh ihn auf und such zu hüten
ihn vor des Zweifels Frostgefahr.

Dass einst der Baum hoch in die Lüfte trage
sein Haupt und dir’s mit Blüten lohne,
und dass sein Stamm, den Stürmen trotzend, rage
und seine Arme schirmend breite in der Krone.

<Ephides>

Geisterschiffe

Der Untergang der Titanic – Willy Stöwer (1864-1931)

Vergessen auf dem Grund des Ozeans.
Zerbrochen, irgendwann, im Rad der Zeit.
Die Strömung wiegt das Wrack des alten Kahns;
es scheint lebendig durch sein Algenkleid.

Zig Meilen tief, auf dunklem Meeresgrunde,
liegt die Geschichte längst vergess‘ner Tage.
Es traf ein Schlag das Schiff zur Unglücksstunde,
trug alle Seelen fort in Angst und Klage.

Zur Zierde Muscheln und Korallen kränzen
den morschen Rumpf und Heck behang’ne Streben.
Wo einst in Leben Hoffnungsbilder glänzten,
erlosch das Licht für manch‘ geplantes Leben.

Nach nie erfülltem Glück manch Dasein trachtet,
das in Vergessenheit herabsinkt auf den Grund.
Mit Menschen ist so manches Schiff befrachtet;
so mancher Hilfeschrei im Sturmgebraus verstummt.

Die Geister treiben mahnend durch die Stille
und wo die Brandung schäumend Land berührt,
verlassen sie den Schein der reichen Fülle,
weil nur der Weg zu Gott ins Leben führt.

Ein Neubeginnen…

Hieronymus Bosch (1450-1516)

Für mich ist es schwierig, mich in so manche Glaubensansichten hinein zu denken.

Atheisten glauben demnach an nichts. Ein sinnloses Leben, das irgendwann endet und im Nichts verläuft.

Anhänger des Christentums findet man in der katholischen und in der evangelischen Kirche, obwohl deren Glaubensrichtungen völlig auseinander laufen. Ob Heilige Schrift und deren Überlieferungen oder lediglich die Heilige Schrift, vieles ist nicht vergleichbar.

Beide beten „Dein Reich komme…“. Was ist das für ein Reich? So wartet man die Wiederkunft Christi, obwohl Jesus zu Lebzeiten sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
Demnach soll Gott die Menschen der Endzeit für die neue Welt auswählen. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen? Zunächst der Schlaf bis zum ‚Jüngsten Tag des Gerichts‘, dann das Erwachen im alten Körper des längst Verstorbenen, das Urteil, die Verdammnis und möglicherweise Vernichtung?

Das stellt nicht den liebevollen, gerechten Gott dar. Da hat Gott eher menschliche Züge, die sich in den Kirchen widerspiegeln.

Wer sündigt, kommt in das Fegefeuer und in die Hölle. Hinzu kam die Erbsünde, die den Gläubigen ein schlechtes Gewissen machen sollte. Die alten Glaubenssätze mussten Platz machen vor neuen theologischen Grundgedanken und den weltlichen, wirtschaftlichen Überlegungen der Priester.

Daran soll ich glauben? Das ist Willkür! Das ist Sünde! Sünde ist immer eine Tat, die bewusst begangen wird, um anderen zu schaden und um sich selbst zu bereichern.

Die größtenteils ungebildete Volksmasse der frühen Zeitalter wurde ohnehin dumm gehalten. Sogar das Lesen der Heiligen Schrift war dem Normalsterblichen des Mittelalters unter Todesstrafe verboten. Die Lehre von der Wiedergeburt passte ganz und gar nicht zur Katholischen Schriftauslegung, denn sie entschärfte deren ‚Druckmittel‘ der Angst machenden ewigen Höllenqualen, der Verdammnis und des Gerichts. Für den Verkauf der Ablasszettel, mit dem der Bau des Vatikans und die Inquisition finanziert worden sind, brauchte man keinen gerechten Gott. Den konnte die Kirche nicht für ihre Zwecke einsetzen. Ein ungerechter, strafender, blutrünstiger und böser Gott wurde erfunden, der seine „Kinder“ tötet und nicht liebt – genau wie im Alten Testament.

Der Klerus führte die Beichte ein und zog dem ohnehin armen Volk den letzten Heller aus der Tasche, mit der Lüge, die Priester könnten im Namen Gottes Sünden vergeben. Welch perfides, teuflisches Unterfangen! Eine Anmaßung, die noch heute praktiziert wird.

Der mittlerweile heiliggesprochene Hieronymus war Werkzeug des Papstes Damasus I., der ihn zu seinem Sekretär machte, der selbstverständlich gehorchen musste, auch wenn es Hieronymus nicht gefiel. Dieser hatte sich in vielen asketischen Jahren zunehmend in theologische Werke vertieft, machte Abschriften, verfasste Briefe und lernte Hebräisch. Im Jahr 379 wurde er zum Priester geweiht und kehrte dann nach Rom zurück. Dort übersetzte er im Auftrag des Papstes die Bibel ins Lateinische. Diese Texte, die sogenannte „Vulgata“, sind immer noch für die Katholische Kirche verbindlich. Bis vor einigen Jahren kamen ungetaufte Kinder in die Hölle; daraus wurde dann Anfang der 50er Jahre die Vorhölle gemacht, was nicht weniger schauderhaft ist.

Viele Menschen, die Anhänger der Kirchen sind, warten auf das ‚Jüngste Gericht‘ und auf ein Weiterleben in ihrem alten Körper in einer neuen Welt.
In Luk 17, 20 antwortet Jesus dem Pharisäer auf dessen Frage „Wann kommt das Reich Gottes?“
„Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: Da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“

Michael Leopold Lucas Willmann (1630-1706)

Wenn man sich beispielsweise das Bild der Bibel „Jakob und die Himmelsleiter“ ansieht, sieht man ein Traumbild, das aufzeigt, dass alle Menschen dazu in der Lage sind, sich Gott zu nähern oder sich weiter von ihm zu entfernen. Die Engel sind demnach hilfreiche Kräfte, die unterstützend zur Seite stehen.

An Reinkarnation wurde im Judentum schon immer geglaubt, wenn auch in anderer Form, als bei Hindus und Buddhisten. Den alten Kirchenvätern war die Tatsache der Wiedergeburt durchaus bekannt. Das aufstrebende Christentum verlor jedoch die alten Glaubenssätze.
Bibelstellen, die die Reinkarnation ‚beweisen‘ sollen, sucht man weitestgehend vergebens.
Zu sehr hat die Katholische Kirche diese in den Schriften ausradiert, um den armen, gläubigen Menschen ein schlechtes Gewissen vor Gott zu machen.

Hat der Mensch nur ein Leben, für das er am Ende der Zeit Rechenschaft ablegen muss? Wenn es beispielsweise um mich geht, lebe ich garantiert als „Gisela Seidel“ nur ein einziges Mal. Aber was ist mit Seele und Geist? Beim Tod löst sich die Seele vom Körper; durch ihre Unsterblichkeit ermöglicht sie die individuelle Fortexistenz der Ur-Person. Doch erst der göttliche Geist macht aus der toten Materie eine lebendige. Wiedergeburt liegt demnach ganz und gar in Gottes Hand.

Niemand weiß, was er früher einmal gewesen ist, und ob er einst auf der guten ober der bösen Seite gestanden hat. Jeder von uns war schon mal in einer Situation, in der er sich gefragt hat: „Warum passiert gerade mir das?“

Geschieht das Leben in einem unendlich langen Zeitraum, wie zu einem Kreis geschlossen, ohne Anfang und Ende? Gott existiert in einem zeitlosen Raum. Kann ein Mensch so etwas denken, ohne Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft…ohne Zeit? Ein schweres Gedankenkonstrukt!

Christus hat uns durch seinen Tod die Türe zum ewigen Leben geöffnet. Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten! In Joh 11, 25 sagt Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.“ Er hat aber auch gesagt, dass Glauben alleine nicht reicht. Der Mensch muss danach leben!

In der Bibel sind die meisten Spuren ausgelöscht, die auf Reinkarnation hinweisen könnten. Doch wenn man genau liest, lassen sich noch einige dieser Stellen finden.

Der Thomasevangelium enthält keine Passions- und Auferstehungsgeschichte und wird daher nicht zur literarischen Gattung der Evangelien gezählt. Es ist nicht im Kanon des Neuen Testaments (NT) enthalten. Dennoch möchte ich auf das Kapitel 84 aufmerksam machen:

Jesus sprach: Wenn ihr eure Ebenbilder seht, werdet ihr erfreut sein. Aber, wenn ihr eure Ebenbilder seht, die vor euch existierten, die nicht sterben, noch sich offenbaren, wie viel werdet ihr dann ertragen?

Hiob 33, 28-30: „Er hat mein Leben bewahrt vor der Grube, und meine Seele schaut mit Lust das Licht.“ Siehe, dies alles tut Gott zweimal oder dreimal mit dem Menschen: Er holt seine Seele zurück aus der Grube, dass er sich freue am Lichte des Lebens.

Ich freue mich am Licht des Lebens…auf den neuen Frühling und auf jeden Strahl der Sonne, die ihre Wärme in alle Welt schickt.

Gleichklang

Die Sterne, die die fernen Himmel tragen,
sie neigen sich allabendlich der Welt.
Erdachte Gott den Sinn für unsre Fragen,
als er die Zeit erschuf, die steigt und fällt?

Was er erdacht, war Gleichklang, wie ein Reim,
der seine Ähnlichkeiten wie im Lied verbindet.
Zerstörend war des Lebens bitteres Sein,
weil niemand mehr nun Sinn und Wahrheit findet.

Ein Leben lang nach süßem Gleichklang sehnen,
wo doch zum Eigennutz vergeht die Welt.
Erst, wenn Er, Licht erfüllt, in trauten Tönen,
den Klang bereitwillig an deine Seite stellt,

dann schwingst du mit den tausend Harmonien,
fühlst ihren Sinn so schöpfungsnah verwoben.
Und Seine Größe ahnend, gehst du auf die Knie,
und weißt, es trägt ein Reim dich einst nach oben.