Wenn das Laubwerk fällt ist so kühl die Welt. Wie ein letztes Scheiden, ist das bunte Treiben; pendeln sich im Schwingen hin zum Neubeginnen, Blatt für Blatt im Wind.
Ewig neues Leben ist der Schöpfung Streben. Geben, wie die Bäume tragen Frühlingsträume, Ruhezeit und Frieden – Menschen sei’s beschieden, denn der Herbst beginnt.
Ich sehe die Welt am Abgrund stehen, harrt dort aus mit wehenden Fahnen. Ich weiß, noch weiter darf sie nicht gehen, denn die Tiefe kennt kein Erbarmen.
Generationen liegen in ihr begraben, suchten Schutz durch weltliche Götter; gefallen sind nicht nur Krieger, es starben auch Fromme, Heuchler und Spötter.
Was gelebt, ist vergangen, zu Erde geworden - der Prozess ist nicht nur eine Fabel. Die Menschheit, im Elend neu geboren, baut auf Trümmern ein neues Babel.
Größer gebaut auf dem Friedhof der Welt, in vom Wind umkreisten Höhen; arglos sind sie, bis das Bauwerk zerfällt, begraben mit hämmerndem Dröhnen.
Machtkampf geht weiter – ein ewiger Krieg; Forschung schuf Selbsttötungsmaschinen. Atomenergie hat die Menschheit als Waffe besiegt und sie dafür als zu unreif beschrieben.
Wie die Lemminge stehn sie und warten darauf, dass zwischen Furcht und triebhaftem Verlangen der Erste über die Klippe geht, um Einsicht im Fall zu empfangen.
In ein Jahrhundert gehn von anno dazumal, das scheinbar schön und einfach war, das Tagwerk härter nur, mit wenig Lohn, ein müßig Ding, die Armut offenbar.
In tristen Hütten, strohbedeckt und klein erhellte Kerzenlicht das dunkle Heim; Geldadel, hoch zu Ross, einsilbig streng, beherrschte das Gesetz im Land allein.
Nach Notdurft stank es in den Städten, den Nachttopf leerte man auf Straßen, statt im Kanal, wie wir ihn heute kennen, roch es auf den urin-getränkten Gassen.
Das arme Volk ersann sich eigene Lieder, die Kinder tanzten fröhlich Ringelreihen; die Bauern hegten lang die reife Saat und fuhren, wenn das Laub fiel, Ernte ein.
So golden war die Welt gefärbter Felder, des Lenzes Blüten längst gereift und hin; der letzte Apfel war gepflückt und selber suchte man Wärme nach der Arbeit am Kamin.
Man schaffte sich an gelbbelaubten Plätzen im Herbst ein kleines Stück Gemütlichkeit; wenn vom Kastanienbaum die Früchte fielen, dann war das Erntedankfest nicht mehr weit.
Mensch sein, dessen Unvollkommenheit Aufgabe und Grund ist, hier auf dieser Erde und als Arbeit an sich selbst zur rechten Zeit groß im Wachstum sein des geistigen „Es werde!“.
Schwer passierbar sind so manche Werdegänge, steil bergauf fällt Atemholen schwer im Vorwärtsschreiten. Wer das Unvorhersehbare fürchtet in der Enge, droht auf großen, spitzen Steinen auszugleiten.
Durchzuatmen unter schweren Alltagslasten, und sie fortzuräumen, um den Blick aufs Glück zu schauen; neue Pfade finden und nach vorsichtigem Tasten diese hoffnungsfroh mit Blümlein zu bebauen.
Balkone brüsten sich gegen die Winde, die bald erzittern in stürmischer Zeit; sie rütteln an Bäumen, Wipfel und Rinde streifen sie eilig, mal rau und mal weich.
Der Staub der Felder, er ist längst verflogen, verwehte im gleißenden Hochsommerlicht, und dort, wo reife Feldfrüchte wogten, sind leer die Schollen mit Stroh vermischt.
Erste Schwalben ziehn Richtung Süden, trennen sich früh von der kargen Natur. Bald werden viele nach Afrika fliegen, folgen dem Flucht-Trieb auf uralter Spur.
Dann wird sie kommen, die Zeit der Raben, als würden sie krächzend Unheil bringen und mit den vom Herbst gefärbten Gaben die Zeit belasten mit unschönen Dingen.
Regengetränktes Herbstlaub wird fallen; der September vergeht, seine Zeit fast verstrichen. Golden, so sei der Oktober uns allen, wenn auch das Grün vielfarbig verblichen!
Die Sonne verstärkt noch einmal ihr Strahlen wie ein letztes Mal für längere Zeit. Mit milderem Licht kann sie herbstlich malen, streift ab das leuchtende Sommerkleid.
Die Wolken treiben anders am Himmel, geballt zieht‘s vorbei, vor Azurblau und Licht. Wie am Meer, so groß ist das Gewimmel, das schneller als sonst zerfließend bricht.
Ein Lila trägt der Aster erstes Blühen als Formation „Verwandlung“ im Gewand, und nach des Windes stürmisch wildem Ziehen, strebt sie als Zögling duftlos ihm voran.
Die Winterheide treibt in Nebelschwaden, in unermüdlich reicher Pracht, und auf noch sommerlich erhellten Pfaden ist längst der Herbst gekommen, über Nacht.
Der Mensch kämpft sich durch letzte Sommertage - die Sonne schneidet tief, mit heißer Klinge; drückend verweht im Nichts die Hoch-Zeitlage und reicht dem Herbst den Schlüssel zum Gelingen.
Bald schiebt der Himmel Schattenwände zu und über letzte Rosenblüten treibt der Wind; bald findet kühl umhüllt so mancher Ruh und Regen macht die Fensterscheiben blind.
Gemüter, die so gerne Blumen pflegen, werden dann ruhen und auf Astern sehen, die neben Heidepflanzen, Sturm und Regen den Übergang zum Dunkel überstehen.
Schon bald wird neuer Wind von Norden wehen, treibt vor sich her, was längst vergangen ist; er scharrt um sich die Blätter auf den Wegen und tritt verjüngt ins herbstlich kühle Licht.
Wie alles vergeht, wie alles verschwindet, was wir geliebt und was uns verhasst! Alles, was uns hier auf Erden verbindet, wird uns zuteil, weil’s die Seele erfasst.
Denn jedes Tun, jede Tat, die berührend, erhebt kurz das Denken und Fühlen ins Licht. Streift uns das Leid, im Schmerz, den wir spüren, zeigt sich des Lebenssinns wahres Gesicht.
Drängt uns zu neuem Denken und Handeln, entflammt Empathie mit heilender Kraft, erlöst uns selbst von Verwirrtheit mit Wandel, nährt die Materie durch geistige Macht.
Schlamm bedeckt wurd‘ einst der Böse, endete im tiefen Sumpfe, als sein Blut im Herzen kreiste, ethisch erbbelastet pumpte.
Schlimmer Erbteil rief und lockte seiner Herkunft zu entsprechen, führte seines Körpers sinnen hin zu Totschlag und Verbrechen.
Um den Hals zog‘s eng und enger, wie die schwere Eisenkette im Verlies der Blutsverwandten; war dort niemals der Adrette.
Sein verschwelter Docht erlosch, als man ihn gefangen bindet; war auf düstren Gaunerwegen niemand, der sein Lichtlein zündet.
Harte Fron ließ ihn erschaudern, wollte diesem Ort entschwinden - nicht zurück in seine Welt, wo ihn alte Flüche binden.
Er entkam, verließ die Mauern und die Fesseln, die ihn banden, hetzte in das Moor der Sümpfe, wollt‘ auf sicherer Seite landen.
Doch die schwere Eisenkette hing ihm noch an seinem Halse, zog ihn unsanft in die Tiefe, in den Schlamm, wie eine Walze.
Manchmal, wie ein holdes Wunder, sieht man sie im Sumpfe stehen. Rein und schneeweiß ist die Krone ihrer Blütenpracht zu sehen.
Schlamm bedeckt sind ihre Wurzeln und im Sumpf der Zeit versteckt, doch sie treibt in weißer Reinheit, die sich hin zur Sonne streckt.
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