Seelenmediziner

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Nur ein kleines Licht entzünden
in den Herzen jener Vielen,
die in Dunkelheit verharren,
mit dem Leben anderer spielen.

Kriege wird es ewig geben -
streitbar sind die Menschenherzen,
denen, die hier friedlich lebten,
brachten sie den Tod und Schmerzen.

Leidvoll waren die Verluste,
doch am Ende stand der Sieger;
als bis dato unbewusster,
stand ein spiritueller Krieger.

„Geist“ nennt sich der treue Diener,
der Materie besiegte;
war der Seelenmediziner,
der die Welt harmonisch wiegte.

Ist der Meister hier auf Erden;
er beherrscht, befreit und siegt.
Töricht ist, dem Herr zu werden;
allzu groß die Kraft, die liebt.

Weisheit, Wissen, Offenbarung,
sind des Großen Geistes Kraft,
Wahrheit, Liebe und Verstehen
seine allergrößte Macht.

Fortschritt

Mann mit Geige am Fenster – Franz Otto Scholderer (1834-1902)
Mit der Fiedel in den Händen
wandert niemand mehr auf Erden;
Frohsinn strich zum Tanz der Sonne,
Saiten, dass es Frühling werde.

Stimmen aus dem Herzen sangen
hoffnungsvoll und freudig Lieder;
Kälteschmerz wich mit den Strophen,
wärmten wintermüde Glieder.

Frostig dampft auch heut der Atem,
und es knirscht unter den Schritten.
Trotz der Winterruhe Schein
ist der Frühling fortgeschritten!

Pentagramm

Ängste – August Friedrich Albrecht Schenck (1828-1900)
War es nicht des Eisbergs Spitze,
als ein Dreister, namens Fritze,
fordernd vor die Massen schritt,
der von Macht besessenen Leute;
unnachgiebig johlt die Meute,
als ihm letzte Anstandsmahnung,
wie im Raum verhallte Warnung,
achtlos durch die Finger glitt?!

Rücksichtslos des Redners Heischen -
dass sie nicht mehr außen kreischen,
als die Abwehrmauer bricht.
Übers Pentagramm geschlichen,
dessen Schutz fortan gewichen,
bringt des Bösen Drang ans Licht.

Neunzehnhundertdreiunddreißig
war’n des Satans Jünger fleißig,
brachten Kanzleramt und Tod;
sozial Ausgegrenzte jagen,
welche „Judensterne“ tragen,
brachte Holocaust und Not.

Machthungrig fraß sich die Ratte
durch die gestrige Debatte,
fraß den Stern des Pentagramms.
Wie in jenen alten Tagen
öffnet sich das Tor der Plagen,
nur mit anderem Gesicht –
„bitterböser Friederich“.

Die Dichtung

von Hoffmann von Fallersleben
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Die Dichtung ist des Lebens Immergrün,
sie ist des Strebens schönster Blüthenkranz,
sie lässt dir immer Freud‘ und Hoffnung blühn,
und schmückt dich immer mit der Jugend Glanz.

Die Dichtung lehrt vergessen dich dein Leid,
vergessen was du je verloren hast,
erneut dir die Erinnrung schönrer Zeit,
versüßt dir jede Müh‘ und jede Last.

So laß denn auch für dich die Dichtung blühn,
und freudig weih‘ ihr deine Seele ganz!
Sie bleibe deines Lebens Immergrün
und deines Strebens schönster Blüthenkranz!

Blüten unter Dornen

The soul of the rose – John William Waterhouse (1849-1917)
Die Zeit im wechselnden Gewand
bedeutungsvoller Unzulänglichkeiten,
die, konfrontiert mit harten Wirklichkeiten,
doch Rosenblüten unter Dornen fand.

Erinnerungslücken – löchrig‘ Kleid der Reue,
gespalten war der Zeitgeist zu Beginn;
erweckend zog Bewusstsein in den Sinn,
mit dem es Blüten über neue Wege streute.

Zu Trauerkränzen hat die Zeit geflochten,
die vielen Blüten, die die Spuren säumten,
denn alles, was die Massen sich erträumten,
war totgeweiht, weil sie kein Tun vermochten.

Es kommt ein neuer Frühling, neues Blühen!
Bald ist vorbei des Winters Bangigkeit.
Der Geist der Zeit wird neue Wege ziehen
und trägt ein neues, hoffnungsvolles Kleid.

Keine Wahl

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Erwacht ist das Dämonische im Menschen,
in ihren Augen funkeln Eigennutz und Gier,
zu nehmen nur - sie geben nie ein Quäntchen;
das Kreisen um sich selbst ist ihre Kür.

Mit alten Sprüchen fangen sie die Vielen,
die fasziniert sind von der Leichtigkeit,
wie sie mit Freiheit andrer Menschen spielen.
Gut ist nicht der, der nur polemisch schreit!

Folgt nicht dem Ruf zur nächsten Diktatur,
die gegen Alles steht im Volksbegehren,
nur Hass und Lügen pflastern ihre Spur.
Treibt Böses aus - der Anfang ist zu wehren!

Zeit der Uniformen

1. Reihe links: mein Großvater väterlicherseits (1944 gefallen)
Es war die Zeit der ‚feschen‘ Uniformen,
die Lockerheit in enge Normen presst,
die, exerziert nach Militärreformen,
im Drill gelernt, wie es sich Morden lässt.

Das Töten einfach so als Lust empfinden,
ein Macht-Erlebnis der erlesenen Art;
beim ersten Mal ist es ein Überwinden,
doch später wurd’s zur Gott verwandten Tat.

So stark, mit Waffe in den Händen,
ein Druck nur und ein Leben ist dahin;
man wäscht das Blut der Vielen von den Wänden,
doch niemals aus der Seele, aus dem Sinn.

Die Ordnung ist ein tugendhaftes Streben,
doch Buch zu führen über Massenmord
ist so pervers, wie heut noch danach leben
und leugnen, wie bestialisch mancher Ort.

Die ewig Gestrigen, sie leben,
sind auferstanden, stehn zur Wahl bereit.
Die, die aus eingesunkenen Grüften streben,
soll man nicht neu erwecken hier und heut.

Ruhezeit

Nils Hans Christiansen 1850 – 1922
Wenn schwarze Wolkenschatten ziehn,
so dunkel schwer, als würd der Himmel fallen,
dann scheint sie leer, die Stätte unter ihm,
es ruht die Welt und Ruhe ist in allem.

Über den hohen Bäumen kreisen Raben,
auf kargen Böden lugen sie nach Bissen;
die Welt scheint an sich selbst zu darben,
verliert an Fortschritt, ohne es zu wissen.

Sie gleitet hin auf rutschigem Gefilde
und niemand hilft ihr wieder aufzustehen.
Die Menschheit scheint ein sterbendes Gebilde,
das sanft verblutet nach dem Untergehen.

Der fahle Mond scheint durch die Zweige,
aus den Kaminen steigt der kalte Rauch;
bald geht das Feuer aus, der Mensch zur Neige,
und frostig treibt der Tod den Winter aus.

Materialismus

Lukas Cranach d. Ältere (1472-1553)
 
Albrecht von Brandenburg (1490-1545), der mächtigste Kirchenfürst seiner Zeit, Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt, wurde 1514 zum Erzbischof und Kurfürsten von Mainz und 1518 zum Kardinal ernannt.
Aus Christen wurden Katholiken,
das war vor langer, langer Zeit.
Die zogen Gelder der Abbitten,
als Ablass der verarmten Leut‘

und deren ängstlichen Gemütern,
um sich im Himmel einzukaufen.
Die Kirche schaffte alle Sünden
auf einen großen Ablasshaufen.

Sie bauten Kirchen und Paläste
mit prunkvoll ausstaffierten Hallen,
und ließen auf so manchem Feste
die Taler in die Beutel fallen.

Verdienten an dem Los der Schwachen,
die glaubten, Gut-sein kann man kaufen.
Man hörte nicht des Teufels Lachen -
saß oben auf dem größten Haufen.

Frühlingssehnsucht

Eichen im Schnee – Eugen Bracht 1842-1921

Gar freudig ist das Schauen!
Verwandelt ist der Regen,
es liegt ein zarter Flaum
auf Puderzucker-Wegen.

 Der Vogelsang verklungen –
Schneestille fließt so weiß;
im Herzen wurd’ gesungen
von Frühlingssehnsucht leis.

Foto: Gisela Seidel

Es wird noch lange dauern,
bis die Natur erwacht
und vor den tristen Mauern
 die helle Sonne lacht.
 
Doch einmal wird er kommen,
der Lenz nach langer Nacht,
bringt das Gefühl der Wonnen,
das alle glücklich macht.