Mücken und Menschen

© Ingo Bartussek – Fotolia.com

Auf die alte Regentonne
fiel die erste Morgensonne,
wo sie schlafen,
die Mückenlarven,
bis zum Verpuppen,
in großen Gruppen.

Sie hingen nass,
im dunklen Fass,
erquicklich in der seichten Brühe,
erwachten sie in Herrgottsfrühe,
der Spaß vorbei
das Einerlei.

Der Wasserspiegel sank
im morschen Regentank,
bis man’s entdeckte,
es leckte.

Besser wär’s hinaus zu hüpfen
und zu schlüpfen,
dachten sich die Puppen
am Schuppen.

Mücken Mädchen war’n geboren,
Männchen hatten längst verloren,
saßen nur noch dumm
auf den Pflanzen rum.

Mädchen wetzten ihre Stachel,
und sie lernten Blut und Rache,
böse vor sich hin zu brummen
und beim Saugen zu verstummen.

Menschenblut auf ihren Fährten,
jagen spielend durch die Gärten,
fliegen durch die warme Luft,
durch den Sommerregenduft.

Finden wieder eine Tonne,
lockt sie in der späten Sonne,
und der lang ersehnte Regen
lädt sie ein zum Eierlegen.

Es gibt in verschied’nen Schichten,
die böse brummen und die schlichten,
und and’re gibt’s, die hängen rum,
zu dumm.

Süße des Lebens

Quelle: Pinterest
Ach, wenn doch alle es wären, 
so ehrlich, gelehrsam und rein,
dann würde es hier auf Erden
längst paradiesisch sein!

Was wäre, wenn ein jeder Mensch dächte,
sein Gegenüber ist Geist,
der mittels unzähl’ger Atome
das Universum bereist?

Wird denn das geistig Erfüllte
jemals zum Ziel kommen hier?
Der Weg führt doch ewig weiter,
ist von nicht endender Kür.

Ob die Sonne noch aufgeht
am Morgen über der Welt?
Bringen die Wolken das Wasser,
das erquickend vom Himmel fällt?

Fragen, Gedanken und Wünsche,
sie breiten wie Schickung sich aus,
als energetisches Streicheln
zieht Liebe die Süße daraus.

Festtag

KI generiert – Quelle: Pinterest
Einmal umflattert uns die Ewigkeit,
auf sanften Schwingen trägt sie uns davon;
sie schneidert uns ein neues Festtagskleid
legt unser altes in das Fach „Erinnerung“.

Doch unsere Seele öffnet ihre Gärten
voller Gedanken, bunt wie Tausendschön;
wird neu erblühen auf den Fährten,
die wir durchschwebend als Zuhause sehn.

Hier darf man sein, sich froh gebärden
und wachsen, sprossen bis zur Blütenfülle;
hier kann nichts Zeit und Raum gefährden,
hier wiegt die Schwingung Gottes in der Stille.

Zerplatzte Träume

Karl Pavlovich Bryullov (1799-1852)
„Ein Traum eines Mädchens vor Sonnenaufgang“
Die Lippen, die dich küssten in der Nacht,
die Lügen, die dich streichelnd „Liebes“ nennen;
bei Tagesanbruch ist dein Herz entfacht,
und dein Verlangen wird in Sehnsucht brennen.

Nach ‚Jauche und Levkojen‘ riecht das Zimmer,
nachdem der Nebel des Das-war‘s darüber zog.
Es war ein Irrtum! – So erscheint es immer,
wenn dir die Liebe hier nur Schrecken bot.

Zerbrechlich ist der alte Traum vom Glück,
die Liebe ein Gespinst der Fantasie.
Das Band hält dich doch nur ein Stück,
dann reißt es - ewig bleibt es nie.

Es schwebt davon in Dunkelheiten,
nachdem es unergründlich Leiden schuf,
ist dann ein Band der Einsamkeiten,
das die Verbindung ins Vergessen trug.

Wie im Ballon ein Luft gefüllter Raum,
den es zerreißt, wenn man mit Nadeln sticht,
so bleibt so manche Liebe wie ein Traum,
der ausgeträumt ist, wenn der Tag anbricht.

Zeichen und Wunder

Quelle: Pinterest
Wie sanfter Regen fiel Erkennen auf die Erde,
geflossen aus des Geistes Macht und Kraft.
Von alters her bewirkte es die Wunder des „Es werde!“,
gab Zeichen, das vorübergehend Wissen schafft.

Die Menschen aller Zeiten nahmen hin
die Geistesgaben jener, die dem Tod sie weihten,
und durch Verfall und Fälschung wurde Sinn
zu Unsinn jene Kunde des einst Mitgeteilten.

Theologie und Politik – von Macht beseeltes Handeln
zum eigenen Zweck, konträr den Idealen,
die es ermöglichen, den rechten Weg zu wandeln
und Gott mit Liebe Dank für unser Leben zahlen.

Dienende Kraft

Fraktale: Karin M.
Jede Kraft und jede Energie
dient der Welt und irgendwie
meistens unsichtbar, nicht laut,
wo sie Himmelsbrücken baut
und wie Wind durch das Getreide streift,
Wohltat ist dort wo es wächst und reift.

Spielend gehn die Kräfte um mit allen,
treiben sie in Höhen, bis sie fallen
und vom Untersten nach oben streben,
singend wallend alles Schwere heben.

Energie erweckt das Totgesagte wieder,
von den Höhen strömt ihr Geist hernieder;
lässt im Bild der Auferstehung sehen,
dass wir neu geboren in die Zukunft gehen.

Saat und Ernte

Der Sämann bei untergehender Sonne – Vincent van Gogh (1853-1890)

Einst streute ich Samen auf Himmelswiesen,
gar prachtvoll und bunt war das Blühen,
und zwischen den wachsenden Paradiesen,
sah ich Engel Freude versprühen.

Auch streute ich tote Saat auf die Fluren,
der Wind trug sie in dunkle Welten.
Verloren das Leben in all ihren Spuren;
nichts konnte zum Keimen verhelfen.

Ich säte Samen der Liebe auf Äcker,
die karg und verdorben mir schienen.
Doch seht nur, die Saat war ihr sanfter Erwecker,
denn die Liebe ging auf in ihnen.

Dem Hass und der Wut war das Feld bereitet
durch mich; fegte fort das mit Liebe Gesäte.
Wie Unkraut wuchert das Übel, verbreitet
sich tückisch, verdarb Saaten und Beete.

Manch bittere Saat konnte Wurzeln schlagen,
war in meinem Lebensacker das Amen.
Nun leb’ ich auf ihm, ernte all seine Plagen
und weiß, ich selbst legte den Samen.

Mit dem, was ich säte in vergangenen Zeiten,
bin ich in dies Leben gegangen.
Meinen Lohn für Saat und Ackerarbeiten
werde ich einst zur Ernte empfangen.

Nach dem Frühling

Fotograf: James Gregory / Quelle: Pinterest
Die Frühlingswetter sind vorbeigezogen,
nun glüht die Sonne über Feld und Stille
und legt ein braunes Kleid über die Wogen
des Korns, in durstig trockener Ackerfülle.

Das Blühen ist vorbei an allen Bäumen,
die Blüten längst verweht und fortgeflogen.
Was haften blieb, ruht unter Blättersäumen;
bald spricht die Herbstnatur in Epilogen.

Der Wald gibt Raum im Blättermeer der Bäume,
denen die Schatten suchen, sich zu kühlen,
und Vögel nässen freudig ihr Gefieder
zwischen Sonnenschirm und Gartenstühlen.

Das Heimchen ‚grillte‘ lange noch im Grase,
dort, wo der Bach durch Schilf und Steine trieb,
vorbei an bunter Wiese Traumoase,
nahm er das Treibgut mit sich wie ein Dieb.

Die Rosen blühen wieder in den Gärten,
das Gold des Ginsters ziert die Ackerraine,
durstig ist die Natur, sucht Wasserfährten
zwischen Himmel und Erde - findet keine (?).

Auferstehen

Webgrafik: Pinterest
Wenn du auf tiefster Stufe angelangt,
von Leiden und Erdulden schwer geprägt,

wenn dich der Sturm der Falschheit fasste
unverwandt und unsanft dich mit Härte schlägt,

wenn du versinkst in Trübnis, die wie Wasser tief,
in tränenreichem Leid dein Haupt verhüllst,

wenn dich die Angst ins Bodenlose treibt,
wo du die Furcht in dir mit Drogen füllst,

wenn du dich stürzen siehst in Bitterkeit,
gestolpert über eignes oder fremdes Tun,

wenn dir zum Essen kein Geld übrig bleibt
und Hunger wacht über dein Ruhen.

Die schlimmen Zeiten, sie vergehen;
auch sie sind Phasen und des Lebens wert,

wie neu geboren wirst du auferstehen,
wenn Unheil sich in dir in Heil verkehrt.

Weiße Gräber

Jesus streitet mit den Priestern – William Brassey Hole (1846-1917)
„Ein Verbrechen!“, rief da Einer,
"Evangelien zu lehren."
„Missionierte Teufelsstücke,
fremde Völker zu bekehren!“

Die Kulturen auszulöschen,
wenn sie eigenen Göttern dienen,
dienen sie doch nur dem Einen,
wenn auch unähnlich beschienen.

In dem kalten Licht der Tage
nutzten sie die Emotionen,
die Verbundenheit nach ‚oben‘
kappten sie mit Illusionen.

Unvernünftig klingt so vieles,
was die Kirchenleute sagen,
und die Frommen, die vertrauen
glauben, was die Lehrer klagen.

Inbrunst zollen ihre Lieder
in der Andacht. – „Wie sie singen!“
„Lauscht nur dem Brimborium
und den priesterlichen Stimmen.“

Jeder, der den Geist empfangen,
der die Schöpfung ist auf Erden,
in des Zweifels Finsternissen
muss ihn niemand erst bekehren.

Trägt er doch das alte Wissen
in des Lebens Neubeginn
und kein Widerstreit der Kirchen
beugt das Haupt vor dem „Ich bin!“

Die Macht des Geistes wird manifestiert, nicht durch Erzbischöfe, Bischöfe, Päpste, Priester, Imane und Rabbiner, sondern durch gewöhnliche Sterbliche, die mit der wunderbaren Aufgabe betraut sind, dem Großen Geist zu helfen, damit göttliche Liebe, Weisheit und Macht allen zur Verfügung stehen, die bereit sind, sie zu empfangen.

Die Arbeit aus Nächstenliebe, die diese Menschen leisten, kann man nicht messen. Das ist eine Aufgabe, die die Kirchen erfüllen sollten. Aber anstatt Aufbewahrungsorte vitalisierender geistiger Kraft zu sein, sind sie zu dem geworden, was der Nazarener „übertünchte Gräber“* nannte, wo sie unfruchtbare, sterile, antiquierte, dogmatische Lehren predigen, die keine Beziehung zum menschlichen Leben, seinen Problemen und seinen enormen Möglichkeiten haben.

*Matthäus 23:27 :„Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr gleich seid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totenbeine und alles Unflats.“