Vier Wände um dich, Mauern, meterdick, sie lassen mir kein Licht, nichts dringt zu mir, das Dunkel weicht mir nicht ein kleines Stück, verschlossen bleibt zum Herzen deine Tür.
Wo sonst Gefühl, klafft unverhüllt ein Nichts, ein Schweigen, das sich an den Mauern bricht. Wo sonst die Leidenschaft fast nie erlischt, treibt nun ein kühler Wind mir ins Gesicht.
Wie sehn ich mich nach deinem lieben Wort, nur sachlich schreibst du mir aus deiner Welt, als ob die Frau an deiner Seite ahnt, den fremden Ton, der auf die Tasten fällt.
Versteckt, verborgen in der Illusion, im Labyrinth des ewigen Verzichts, als ob die Liebe hier der Schlüssel ist, doch oft passt er zu deinem Herzen nicht.
Verschließt du dich vor mir geh ich zurück in mein verlass’nes Tal der Einsamkeit. Begleitet hast du mich ein kleines Stück, auf meinem Weg durch meine Dunkelheit.
Verweile lautlos am Zenit der Ewigkeit, begleitet nur vom Widerschein der Sterne, versunken tief im Meer der großen Einsamkeit, getrennt von Zeit und Raum, den Welten ferne.
Anfang- und endlos dreh’ ich meine Kreise, erhelle sanft die Nacht mit fahlem Licht; Mondengel leiten meine stumme Reise solange bis der nächste Tag anbricht.
Was lehnst du, Mensch, dich auf? Meinst du, du kannst entfliehn dem Gott in dir? Glaubst du, dich zu entziehn dem ehernen Gesetz, wenn du dich von ihm wendest, wenn du mit eigner Hand dein Leben endest?
Was deinen Körper trifft, trifft nur dein Kleid. Das Leben endet wohl, doch endet nicht das Leid, dem du nur wehrloser anheim gegeben und ausgeliefert bist im neuen Leben, weil ungerufen du betratst das neue Land!
Wer Gottes Ruf nur folgt, dem sind zum Trost gesandt erbarmungsvolle Engel, die ihn leiten, die seinem schwachen Fuß den Weg bereiten. Doch wer den eignen Willen nur gekannt auf Erden, wie kann der Wille Gottes ihm zur Hilfe werden? Die Hilfe ist ihm nah – allein er sieht sie nicht, des Eigenwillens Trotz beraubt ihn nun der Sicht. Sein Denken, nur auf sich gestellt, schließt ihn nun ein, Gefangner seiner selbst, empfindet er allein die eigne Not, die eigne Seelenqual; zu enden sie, versucht er tausendmal die gleiche Tat und wird sich tausendmal bewusst, dass er nicht töten kann das Fühlen in der Brust! –
Erst wenn die Qual die Mauern seines Kerkers sprengt, wenn tiefste Not ihm des Gebetes Gnade schenkt, wenn er aus grenzenloser Einsamkeit nach Gott, nach Hilfe, nach Erlösung schreit – ist er befreit!
Er sieht die lichte Schar, die helfend ihm schon lange nahe war. Sein aufgeschlossnes Herz ahnt nun, was Liebe schafft, und mit dem Ahnen wächst die eigne Liebeskraft. Das Ahnen wird ein Schaun, das Schaun Erkennen, den ew’gen Schöpfer lernt er Vater nennen.
So schreitet strebend er in seiner Brüder Mitte dem Lichte zu, und jeder seiner Schritte bringt näher ihn dem heiß ersehnten Ziel. Wie oft er es erstrebt, wie oft er fiel, schaut er erkennend nun im Spiegel seiner Leben. Sein letztes Erdenlos, das ihm nur Qual gegeben, wie klein es ist, – ach, eine Perle nur, den andern angereiht auf goldner Schnur, die ausging einst von Gott und kehrt zu Gott zurück.
Der Mensch sieht von dem goldnen Faden nur ein Stück, und seine Prüfung ist, ihn dennoch rein zu spinnen und eine klare Lebensperle zu gewinnen. Des Daseins Kreis zu schließen, ist er ausgesendet von Gott – und erst in Gott ist er vollendet.
Gehalten von des Mondes fahler Stille, erhellen sie die dunkle Schattennacht, in holden Häuptern ruht ein großer Wille, der Gottes Liebe zaubergleich entfacht.
Sie bringen Mensch und Welt den rechten Glauben, das Schwert der Wahrheit liegt in ihrer Hand; so wie der Wein entsteht aus reifen Trauben, streu’n sie die Blüte „Seligkeit“ aufs weite Land.
Sie legt sich bunt auf graue, triste Mauern, bedeckt das Übel dieser alten Welt; vorbei der Schmerz, vergessen ist das Trauern, wenn auf die Seelen helles Leuchten fällt.
Der Himmel lässt die Geigen hell erklingen, ein feiner Ton entrinnt dem stummen All. Hört ihr von fern die leisen, sanften Stimmen? Bald klingen sie gewaltig, überall!
Gott reicht uns durch die Engel tausend Hände, gibt Zuversicht, die unser Tröster sei; wer danach greift, die alte Wahrheit fände; sie wandelt Angst in Mut, den Tod in Gaukelei.
Mit weiten, unsichtbaren, goldnen Schwingen, entfernen sie den bösen Geist der Zeit, wenn sie der Welt Wahrhaftigkeiten bringen, sieht man durch ihre Augen Ewigkeit.
Sie sind dir nah; schließ deine Augen, spüre! Mit dem Geschenk der Liebe steh’n sie dort; warten schon lang auf Einlass vor der Türe, lass’ sie hinein, schick’ sie nicht wieder fort.
Sie bringen dir die Wahrheit deines Lebens, sie zeigen freudig dir den heil’gen Gral; suchtest du Lebenssinn bisher vergebens, wird die Erleuchtung folgen, überall.
Wo sich Geist und Geist berühren, rinnt das Öl ins Wasser. Fremdheit weicht, die du verspürt‘, Grenzen werden blasser. Cremig, der Zusammenschluss, fließendes Verbinden. Suchend wendet sich das Muss hin zum Wiederfinden.
Zeit an Zeit, gereift, gelebt – Göttern gleich geborgen. Sehnsucht hat ins Herz gewebt, was du einst verloren. Nun entdeckst du einen Drang, den du schon vergessen, und dein Herz wird still und bang: Hattest längst vergessen!
Endlose Zeit – willst nicht vorüber gehn, schaffst mit Sekunden Ewigkeiten, noch lange wirst du kleine Schritte gehn, mein Leben ruhelos begleiten. Und führst du mich hinaus aus der Unendlichkeit, dann werde ich dich brauchen – Zeit.
Zeitstrom
Sekunden zerrinnen wie Tropfen der Zeit, bilden ein Meer der Unendlichkeit, versinken dort im Alles und Nichts, geben dem Strom der Veränderung Licht.
Minuten sind die Schäume der Wogen, die an der Brandung der Ewigkeit toben, werden erwachen, werden vergehen, wie die Gezeiten des Mondes entstehen.
Stunden sie türmen zu riesigen Fluten alle Sekunden und Wellenminuten, erhoffte Zukunft – vergangene Zeit, zerfließende Gegenwärtigkeit.
Tage, Monate, Jahre vergehen, der Fluss der Zeit, er bleibt niemals stehen; so schnell geht die Zeit deines Lebens dahin, fülle sie aus mit göttlichem Sinn.
Wo sich die Zukunft mit der Gegenwart verbindet entsteht Vergangenheit. Wo man das längst Vergangne wiederfindet, da steht die Zeit.
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