Voll Sorge saß ich lang,
als Regentropfen unaufhaltsam
gegen meine Scheiben klopften.
Mein Herz wurd’ bang.
Ich schloss das Fenster, weil es stürmte.
Die Straßen waren leer, das Leben fort;
am Horizont sich schwarze Wolkenmassen türmten,
bedrohlich war die Stille hier am Ort.
Ich schaute, wie der Sturm die Bäume knickte,
wich einen Schritt zurück in Sicherheit,
und als ich wieder auf die Straße blickte,
war keine Seele dort zu sehen, weit und breit.
Der Regen kam in sintflutart’gen Bächen,
die sich vom Dach ergossen, wie ein Wasserfall.
Es war, als müssten alle Dämme brechen
und die Natur ertrinken, überall.
Der Sturmwind heulte um die Dächer,
nahm Ziegel sich als Opfergabe
und in der Ferne zwischen Wolkenfächern,
durchzuckten Blitze, grell, mit Imponiergehabe.
Weltuntergang – die Luft ist stickig schwer,
nachtschwarzer Tag, gefärbt in gelbes Licht.
Nur Donnergrollen ist zu hören ringsumher,
die Erde zeigt ihr zorniges Gesicht.
Es ist, als würden alle Englein Trauer halten,
beweinen heut’ der Menschheit missliches Geschick,
ermahnen sie durch die Naturgewalten,
zur Umkehr und zur Demut – einen Augenblick.
Wie vergänglich doch die Schönheit,
geht mit jedem Tag ein Stück,
und die Weisheit folgt der Jugend,
fort sind Liebreiz, Frühlingsglück.
Wenn der Herbst des Lebens kommt,
scheinen Uhren schnell zu gehen;
Leben treibt zum Horizont,
und das Alter bleibt nicht stehen.
Einmal mich in Schönheit denken,
unbekümmert und vertrauend,
ahnungslos den Schritt zu lenken,
tausend Leben überdauernd.
Kommt kein Frühlingstag mir wieder,
lenkt Erkenntnis meinen Schritt.
Auch, wenn alt und müd die Glieder -
Weisheit ist des Alters Glück.
Das Ziel ist alles, und der Weg ist nichts!
Hast du den rechten Weg, und dir gebricht‘s
an rechter Sehnsucht nach dem rechten Ziel,
so bist du ferner ihm als der, der fiel
und sich erhob und in die Irre ging
und sich besann, und stieg und steigend hing
an steiler Felswand, ringend mit dem Stein,
den Abgrund unter sich, und über sich allein
der Gipfel Schweigen und des Himmels Glanz,
und seine Seele hingegeben ganz
der Zielgewissheit und dem heil‘gen Ruf –
er siegt, weil er sich selbst die Wege schuf
im Unwegsamen, treu dem Ruf des Lichts!
Das Ziel ist alles, und der Weg ist nichts!
<Ephides>
Berauscht von der Vergangenheit
und Träumerei so mancher Stunde,
wo die Romantik ferner Zeit
erfüllte jede traute Runde.
Von Fern geseh‘n scheint alles gut,
so sauber und gediehen,
mit unschuldsreinem leichtem Blut
scheint dieses Bild zu fliehen.
Die Erdenbürger überwanden,
vom Muss getrieben, Leid und Pein.
Gebunden in des Tagwerks Banden,
schlich sich so mancher Notstand ein.
Die Männer fielen in den Kriegen,
wo keiner Sieger war, nur tot.
Die Frauen kämpften um die Kinder,
bettelnd um jedes Stückchen Brot.
Ihr Erdenkleid, zu Staub verweht,
die Qualen sind verwunden,
und doch erlebt so mancher Geist
astrale Weltenstunden.
In jedem Haus, in jedem Schmuck,
schlägt Puls der alten Zeiten,
ihr Dasein fühl ich und der Druck
will Demut mir bereiten.
Wie zwei welk geword’ne Rosen,
schließen sich die müden Lider,
sind des Blickes trübe Sehnsuchtslose,
fühl‘n des Wirkens Abschluss in den Gliedern.
Sind verbraucht, ein winzig Licht in ihnen,
bis ihr letzter Lebenshauch verlischt;
schlafen hinter blassen Traumgardinen
wo ihr eigner Himmel Richtung ist.
Letzter Kampf streckt hin die Glieder,
gegenwärtig Abschied und Verzicht.
Ihrem Antlitz spielt ein Lächeln wider,
doch gelöst und geistlos ist der Blick.
Nebelgeister schweben durch die Räume,
ziehn wie graue Schleier durch die Schwere,
trennen sanft die Silberschnur der Träume,
füll‘n mit goldnem Licht die Grabesleere.
Die Luft um uns hängt voller Geigen,
der leise Wind ist ganz erfüllt
von Glücksgefühl. Ein Strahlenreigen
umspielt dein liebes, trautes Bild.
Der Zweige sanftes Auf und Nieder
klingt rhythmisch, wie ein Flügelschlag,
es schwingt in unsren Herzen wieder,
der golddurchwirkte, heitre Tag.
Wie Flüstern hebt das Blätterrauschen
von Baum zu Baum sich, wie ein Chor.
Es singt und klingt – wir stehn und lauschen
und Seligkeit durchströmt das Ohr.
Wir fühlen Harmonie und Frieden,
der unsre Seelen sanft erfasst,
vereint mit der Natur, getrieben
von Liebe, fern von aller Last.
Dein Gesicht, wie es strahlt!
Einzig das Anschauen malt bunte Bilder
in mein graues Denken.
Wie deine Sonne von innen dich malt!
Sie weiß dir göttlichen Schimmer
zu schenken.
Wie dein Herz mich erhellt!
Deine Blicke halten mich fest, sie zügeln
den unruhigen Geist.
Es scheint nicht von dieser Welt,
wenn das Gefühl des Schwebens
mich dem Hier und Jetzt entreißt.
Wie sehr du mich erfüllst!
Worte, sie führen zusammen, verbinden
Geist und Körper im Fluss.
Charismatisch ist das Empfinden!
Die Anziehung, wie ein
nicht endendes Muss.
Sweet Summer – John William Waterhouse (1849-1917)
Der Himmel malt ein lichtes Funkeln,
leuchtend und glänzend, wie ein Stern,
was vormals farblos und im Dunkeln,
strahlt nun mit buntem Seelenkern.
In Seidenglanz gehüllter Morgen,
ersetzt die schlafengeh’nde Nacht,
mit Sonnenschein, der große Sorgen
jetzt kleiner und erträglich macht.
Was lange Zeit im Erdeninnern,
zeigt nun die volle Blütenpracht;
Flora und Fauna, sie erinnern,
was uns erschuf die Schöpferkraft.
Genießen wir die warmen Stunden,
gestreute Vielfalt, buntes Land,
legen mit hellen Glückssekunden
das Leben uns in leichte Hand.
Vorbei das Frieren und das Warten
auf eine lang ersehnte Zeit,
das Leben ist ein großer Garten,
die Welt erscheint im Sonntagskleid.
Einst reiner Geist,
im Reich der Glückseligkeit.
Frei war dein Wille,
ummantelt vom Willen des Schöpfers.
Du strebtest nach gänzlicher Freiheit
und Schöpfung im eigenen Reich.
Dein Hochmut
zahlt Tribut an den Tod,
denn dein Körper ist sterblich.
Ewig dein Sehnen
nach deiner geistigen Heimat.
Liebe ist Leitstrahl
zurück zum Hause des Vaters.
Steinig und leidvoll der Weg
durch die Dualität.
Leitet Verstand und Gefühl
zu göttlicher Harmonie.
Ideen wachsen wie Blumen in Träumen,
sind zarte Gebilde auf dem Zeitstrahl des Werdens.
Blühende Felder, genährt von der Ur-Pflanze,
füllen die Körbe mit neuen Eingebungen,
sind samenvoll für leere Tage;
aus dem Nichts herauswachsende Gedanken,
wie Blätter und Blüten. Sind Träger des Ursprungs,
entzünden in sich Funken des Lebens,
aus erfahrenen Impulsen für neue Ideen,
gepflückt auf den Feldern der Träume.
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