Verlorene Stimmen

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Wie verlorene Stimmen zwischen den Welten
von Gut und Böse im Niemandsland,
gesprochene Worte, die nichts mehr gelten,
wie an Schicksalstagen von Unbekannt.

Gelebte Schwingung im Tanz durch die Zeiten
vergangener Leben im irdischen Klang.
Fern von Gedanken, gottsuchend und leitend,
ein Wort, das im verlorenen Frieden versank.

Harmonisch legt sich im Klingen des Windes
ein Dur und ein Moll in die höhere Form;
unschuldig, wie das Lächeln des Kindes,
ist der Wahrheit Schwingung in reinerer Norm. 

Gott lauscht den leisen und lauten Tönen,
ihre Fülle lebt in Ihm in Ewigkeit fort,
und mit denen, die Geist und Seele verschönen,
wird die Erde zu einem besseren Ort.

Anfang und Ende

Der Tod – Maxmilián Pirner (1854-1924)
Das Schicksal mäht mit scharfer Sense -
es geht der Tod durch alle Welt,
seh‘ ihn als stillen Geist der Wende,
wenn hier der letzte Vorhang fällt. 

Nimmt mit den Hoffnungen und Plänen
der Menschen Leid und Ängste fort,
und manche, die sich sicher wähnten,
trägt er an einen anderen Ort. 

So, wie auf abgemähter Erde,
der Pflanzen letzte Stoppeln stehen,
steht der Enttäuschung letztes Werden
und gibt dem Nicht-Sein ein Verstehen. 

Der kalte Wind weht über Felder,
der Geist des Wachsens liegt darin,
und wieder gibt es neue Ernten,
und wieder kommt ein Neubeginn. 

Herbstliche Gedankenwelt

Der Wind pfeift durch die Jalousien,
es stürmt der Herbst die halbe Nacht;
die heißen Sommerträume fliehen,
die Welt ist abgekühlt erwacht.

Die Muhme kehrt mit scharfem Besen,
und Oheim Frost deckt Blättergräber;
für das, was lebensvoll gewesen,
sind sie der Totenhemden Weber.

Die schwarzen Vögel kreisen wieder,
wenn feuchte Nebelschwaden ziehen;
krächzend lassen sie sich nieder,
um vor der Sturmgewalt zu fliehen. 

Ihr hohes Haupt bizarr entblößend,
stehen die Bäume ringsumher;
demutsvoll und Furcht einflößend
ist das sturmdurchheulte Meer.

Weist auf lange Winternächte,
wenn der Herbst das Land erfüllt -
will Reim an Reim zum Kranze flechten,
zum herbstlichen Gedankenbild. 

Wünsche

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Ich möchte dich in meinem Arm halten,
dich warm halten, damit du nicht frierst.
 
Ich möchte dich am Morgen wach küssen,
den ersten Gedanken fangen, den du verlierst.
 
Ich möchte dich an die Hand nehmen
und dich führen, auch auf dunkelstem Pfad.
 
Ich möchte dir stets der Weg sein, der bequeme,
den du gerne gehst, auch auf steinigem Grat.
 
Ich möchte, dass du Vertrauen setzt,
blind, in all meine Worte, mein Tun.
 
Ich möchte, dass dich niemals mein Wort verletzt,
du sollst immer am Herzen mir ruh’n.
 
Ich möchte dir Liebe sein, wie ein Gebet,
das dich mit den Himmeln versöhnt.
 
Ich möchte dein Trost sein, so quälend erfleht,
der dich streichelt und mit Sonne verwöhnt.
 
Ich möchte dein Tag sein, dein Abend, deine Nacht,
die Geborgenheit, die dich ins Bett gebracht.
 
Ich möchte dich tragen und streicheln im Leid,
keine Angst soll dich plagen, bis ans Ende der Zeit.

Vergleiche

 

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Bin ein Vulkan, mit Lava überströmt.
Mein Außen ist erstarrt, mein Innen glüht.
Es bettet mich die heiße Asche ein;
bringe das Unheil, wenn der Morgen früht.
 
Bin längst wie ein verglühter Stern im All,
der, obwohl tot,
sein Leuchten sendet in die Nacht.
Bin wie der Vogel, der frühmorgens sang,
bis ihn die Katze abends umgebracht.
 
Wenn mir der hellste Klang im Moll ertönt,
werd’ ich in diesem Ton gefangen sein.
Treib wie ein Holzscheit in der offnen See,
bin wie vom Fluch gebannt in einen Stein.
 
Bin einer neuen Wunde bittres Weh -
die tiefe Einsicht, bringe den Verzicht.
Bin das erfror’ne Pflänzchen unterm Schnee,
ein langes Schweigen, das man endlich bricht.
 
Als längst vergess’ne Illusion
in deinem Unbewussten treib ich hin,
treib fort von dir, räum hoffnungslos den Thron
der ungekrönten Königin. 

Ziel und Ursprung

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Wenn ich in der großen Helle
eines neuen Tages stehe
und vom Ursprung meiner Quelle
ihres Laufs Gefälle sehe,

wird mein Wissen, hingerissen
nochmals ihren Weg begleiten,
niederstürzen von den Bergen,
um in Tälern sich zu breiten

und gesänftigt einzumünden
in das Meer der Ewigkeiten.
Wiederkehrend soll es künden
meinen Gang durch alle Zeiten. 

Aber nicht auf gleichen Pfaden
kehrt mir fernes Wissen wieder
von des Urmeers Lichtgestaden:
Schimmernd taut es auf mich nieder,

seinen Regenbogen schlagend
und mein Sein zum Kreise schließend,
Ziel und Ursprung in sich tragend,
ewig neu und ewig fließend. 

Ephides

Und manchmal…

Tranquillo Cremona (1837 – 1878)

Und manchmal ist er noch da.
Dann füllt sich die Traumwelt mit Licht.
Obwohl schon so fern… doch so nah.
Und manchmal seh’ ich sein Gesicht.
 
Ich seh’ seine Lippen, so stumm,
und Hände, die greifen nach mir –
fühl’ seine Gedanken. Nur dumpf
dringt’s durch die verschlossene Tür.
 
Wie ein Reim, der harmonisch sich schließt…
War verbunden im Gleichklang mit ihm.
Wenn Moll Melodien durchfließt,
halte ich still sein Requiem.
 
Kein Gefühl dieser Welt füllt mein Herz,
kein Vers reimt sich wieder auf ihn.
Aus Harmonie wurde Trauer und Schmerz,
Erinnerung bleibt! – Wo der Sinn?

Siegel der Poesie

William Adolphe Bouguereau 1825-1905

Ich fühle euch, ihr Seelen der Vergangenheit,
ihr schreibt aus mir, astral sind wir verbunden;
 
habt abgelebt vergang’ne Erdenzeit,
wie die Gefühle längst vergess’ner Stunden.
 
Ihr füllt mit eurem Geist den meinen,
mit fremden Worten, alt und nie gekannt.
 
Ihr seid das Siegel, das von unbekannten Orten
die Poesie mir in mein Herz gebrannt.
 
Würd’ ich euch einmal gegenüber stehn,
versenke ich in Demut meinen Blick.
 
Ich möcht’ euch danken,
für die tiefe Liebe, die mein Herz gesehn,
ein’ Teil davon geb ich an euch zurück.

Gericht

Hochmittelalterliche Darstellung der Hölle im Hortus-Deliciarum-Manuskript der Herrad von Landsberg (um 1180)
Wie soll ich in poetischen Worten schreiben,
über das, was unbeschreiblich ist;
was wird auf der geistigen Ebene bleiben,
wenn der Mensch nicht mehr Körper nur Seele ist?

Wird Gottes Gericht die Bösen richten,
die Leib und Leben Anderer nahmen?
Wird er sie im Feuer der Hölle vernichten,
bis sie im Rauch aufgehen, ohne Erbarmen?

Wie sollen sie körperlos verbrennen,
in einer Sphäre im luftleeren Raum?
Ein Ort, den die Kirchen mit „Hölle“ benennen,
ist kirchliches Denken, voll Folter und Grauen. 

Die Konfrontation ihrer Taten und Folgen -
für manche Seelen verheerendes Schauen;
sich selbst begegnen, ihrem eigenen Bösen,
dem Egoismus, der Schlechtigkeit auf denen sie bauten. 

Das ist ihre Hölle, die sie selber sich wählten,
wie im Spiegel erscheint dort ihr eigenes Gesicht,
wie die Gemälde der Künstler erzählten,
nur zerstörender, ist diese Ansicht im Licht. 

Zündender Funke

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Sind es gottgewollte Schranken,
die uns zügeln und regieren;
aufgestaute Wut der Mengen,
deren Seelen leidend frieren?

Hass schwingt zwischen den Parolen,
Unterdrückung schafft sich Raum;
wo Gewalt und Armut herrschen,
hält kein Mensch sich mehr im Zaum. 

Hindern Menschen hinter Grenzen,
frei entwickelt ‚Mensch zu sein‘,
unterdrückt durch Staat und Glauben,
hört man sie in Fesseln schreien.

Sehen die eigne Welt zerfallen
und darin sich selbst vergehen,
ihre hasserfüllte Sprache
können nur sie selbst verstehen. 

Durch das Leiden ihrer Seelen
zieht das Unglück durch das Land;
morden die, dies besser hatten,
sind für sie der Fesseln Band. 

Auch die leidbeschwerten Tage,
tragen volle Segensschalen;
wenn der tiefe Sinn sich öffnet,
scheint die Welt in hellen Farben. 

Platz ist in der kleinsten Hütte,
wenn man liebt und wenn man teilt;
nimmt man denen, die nichts haben, 
schürt man Feindschaft alle Zeit.