Ich fühle, wie Gestalten im Dämmerschatten stehen, sind unsichtbar verknüpft mit meinem Zeitgeschehen, zeigen hilflose Momente, warnend und wohlbekannt, von denen ich mich trennte – vernarbtes Lebensband.
Möcht’ ich mich auch entziehen, in wilder, langer Flucht, so kann ich nicht entfliehen, aus dieser Lebensschlucht. Schau mutig ich hinüber, mit ungetrübtem Blick, bringt dieses Schau’n doch wieder Erinnerung zurück.
Sind’s dunkle Lebensflecken, die dort im Nebel stehen, die mir aus finster’n Ecken tief ins Bewusstsein gehen. Die vielen off’nen Wunden – sie heilen wird die Zeit – sind noch nicht überwunden, obwohl Vergangenheit.
Kastanienbaum in Oberursel – Hans Thoma (1839-1924)
In seinem Garten wandelt er allein; in alle Bäume gräbt er immer wieder gedankenschwer den einz’gen Namen ein, und in dem Namen klagen seine Lieder.
Sanft blaut der Himmel, milde Rosen webt die Sommerzeit durch mächt’ge Blättermassen. Er schaut sie nicht; die Zeit, in der er lebt, ist alt, verblüht, von allen längst verlassen.
Die Seele öffnet ihre Flügel, wenn sie liebt. Hebt alle Erdenanker, treibt im Meer des Sehnens, und so, wie Sommerwolken über Wellen schweben, treibt sie bis an die fernsten Weltenenden im Strom der Leichtigkeit dem Liebenden entgegen.
Der Ruf der Seele sucht das Ohr des andern, der einsam und allein am fernen Ufer stehend wartet und voller Angst den Weg zurück nicht findet. Dazwischen sucht die Woge des Vergessens im Strom verflossener Zeit Vergangenes zu lösen.
Die Seelenflügel sind im Liebesfluge weit gebreitet. Sie suchen Herzensbrücken über Abgrundtiefen auf neuem Grund zu bauen, in Liebe fest verankert, den bodenlosen Strudel fliehend. Nur, wenn man liebt, dann hat die Seele Flügel.
Du bist, als ob du segnen müsstest wen die Madonnen längst vergaßen; und oft, im Sommer, wenn du wüsstest: da kamst du von den Abendstraßen so klar, als ob du Kinder küßtest, die traurig wo am Saume saßen.
Und jeder Rhythmus, der verschwiegen aus stillen Wiesen aufgestiegen, schien innig sich dir anzuschmiegen, bis alles Winken, alles Wiegen nur in dir war und nirgends mehr. Und mir geschah: die Welt verginge – und das Vermächtnis aller Dinge, ihr letztes Lied, bringst du mir her.
Die Finsternis haust in den Ecken voll Armut, zwischen Schmutz und Kot. Das Elend wächst, muss nichts verstecken, die Welt schaut weg, will Spaß, nicht Not.
Die Kinder wälzen sich im Müll, mit ihnen spielt Armseligkeit. Touristenreich durch das Idyll flaniert der Spaß im neuen Kleid.
Wo neues Leben reift heran, wächst neuer Hass auf Wohlstandländer. Der Urlaubsspaß von nebenan, beschallt die europäischen Ränder.
Über die im Mittelmeer ersaufen, fährt derweil unsre Kreuzfahrtflotte. Sind doch nur junge Männer-Haufen, schwarz noch dazu: Lasst sie verrotten! (Ironie aus)
Was will Europa denn mit denen? Geht wieder nur auf unsre Kasse! Müssen wir Christen uns nicht schämen? Sind Kirchen, Menschen ohne Klasse?
Betrüger, Schlepper, Waffenhändler, sie schröpfen, töten ohne Skrupel, die Hoffnung heimatloser Pendler mit Blut bezahlt. Es rollt der Rubel!
„Und ewig grüßt das Murmeltier.“ Es scheint so fern, was doch so nah. Der Mensch gleicht einem wilden Tier – hier wird das Böse offenbar.
Das Gedicht der Seele; Der böse Weg. Gemälde von Anne Francois Louis Janmot (1814-1892)
Wir binden uns an Menschen, die wir still verehren, vertrauen blind den Worten, die sie uns bescheren.
Und keine Schatten, die Vertrauen töten, nehmen wir wahr und Vorsicht wird vonnöten.
Manipuliert, von Falschen oft bekehrt, folgen wir dem, was keinen Glauben wert.
Den Wolf im Schafspelz gilt es aufzufinden; nur schnelle Umkehr führt uns dann zu sich’ren Gründen.
Enttäuscht und traurig wird uns manchmal klar, dass das vermeintlich Gute doch das Böse war.
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