Frühlingsspur

Edward Emerson Simmons ((1852-1931) – Frühling

Über die Schultern der Natur
schmiegen sich seidige Lüfte.
Blüten entlang der Frühlingsspur
beherrschen die lockenden Düfte.

Tulpenspitzen, verborgen im Grün,
wachsen und warten auf Sonne.
Öffnen die Krokusse in der Früh,
hinwendungsvoll, voller Wonne.

Rotkehlchen hinter Heckengesträuch
zwitschern die ersten Weisen.
In jedem Baum ein reges Geräusch,
es singen die Lauten und Leisen.

Die Meisen fliegen in Scharen umher,
erfreun sich am Nestbau im Grünen.
Manch‘ Zweiglein und vieles mehr
muss bald den Brütenden dienen.

Neue Brut schlüpft und wächst heran;
die Raben wollen sie holen.
Bei deren Suche wird sicher dann,
mancher Nestling gestohlen.

Wie bei Bäumen die Blüten verwehen,
zu tausenden fruchtlos verderben,
wird manches frühe Leben vergehn
und zum Nutzen anderer sterben.

Erwachtes Leben hilft uns verstehen,
das ständige Aufwärtsstreben.
Ein Werden, Blühen und Vergehen,
wie des Frühlings ewiges Geben.

Bittere Neige

Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski 1817-1900


Ich liebe dich so sehr, dass ich vergaß,
dass wir nicht Eins sind, sondern zweigeteilt.
Ich liebe dich so über jedes Maß,
dass mich die Trennung wie ein Todeskampf ereilt.
 
Ich habe nächtelang gelegen und gewacht!
Wer einst zusammenführend uns gelenkt,
der kann nicht Absicht haben und bedacht,
die Liebe hindern, weil er uns nun trennt.
 
So wie ein Leuchtturm steh’ ich, felsenfest;
du kennst den Weg zurück, er steht dir frei.
Noch schüttelt mich der Neige bittrer Rest,
des Daseins Kelch dir abgenommen sei.
 
Was fürchtest du? Du bleibst in deiner Welt.
Doch ihrer Ordnung dienst du nicht allein!
Der Seit an Seit uns zueinander stellte,
wird Planer unsrer Lebenswege sein.
 
Bringt dich die Liebe einst zurück zu mir,
gelenkt von ihm, der einzig weiß warum,
dann öffnet er uns Herz und Seelentür
und wandelt Tod in neues Leben um.
 

Wochenende

Herzweh statt Freude,
verhaltenes Warten,
Blick auf die Uhr.
 
Gedanken,
bedrückend, verharrend im Leide,
wartend und hoffend,
von Glück keine Spur.
 
Lösung?
Nicht dürfen,
nicht können,
nicht wollen!
 
Fragen ins Leere!
Steht Pflicht vor Gefühl?
 
Abwenden,
leugnen,
Achtung zollen,
Gefühle der Anderen –
ein bitteres Spiel.
 
Ausweg?
Bringt Trennung!
Auf steinigen Wegen,
Wandel,
der schmerzhaft
das Neue gebiert.
 
Zeit und Geduld?
Ein klagendes Streben,
das meine Tage
mit Trauer verziert.