Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin – bereit, und wehrt dem Wind und wächst entgegen der einen Nacht der Herrlichkeit.
Lausche in Dich hinein: Wahrhaftig ein Künstler zu sein, heißt, den heimlichen Klang zu ergründen, Seele und Geist im Eins-Sein verbinden.
ER wird die Stille durchbrechen, wird Dir singen und leis zu Dir sprechen, fortnehmen, die Dinge, die Dich quälen, Deine Beharrlichkeit wird er stählen. . Wirst Dich an den Ursprung zwanglos binden, gemeinsame Wurzeln wiederfinden, den fremden Lauten der Welt nachspüren, um die falschen Akkorde zur Lösung zu führen.
Bis Du selbst der Klang bist, den viele vernehmen, die sich nach höherer Einsicht sehnen. Fühle die Disharmonie der Welt. Gib ihr neue Prägung. Bringe sie geistig zu neuer Erhebung.
Kein deutsches Wort hab ich so lang gesprochen. Ich gehe schweigend durch das fremde Land. Vom Brot der Sprache blieben nur die Brocken, die ich verstreut in meinen Taschen fand.
Verstummt sind sie, die mütterlichen Laute, die staunend ich von ihren Lippen las, Milch, Baum und Bach, die Katze, die miaute, Mond und Gestirn, das Einmaleins der Nacht.
Es hat der Wald noch nie so fremd gerochen. Kein Märchen ruft mich, keine gute Fee. Kein deutsches Wort hab ich so lang gesprochen. Bald hüllt Vergessenheit mich ein wie Schnee.
Die Zeit scheint inhaltslos und schwer, ein Vakuum, dem Energie entzogen; von Regenstunden vollgesogen, sind Häuser sichtlich nebelleer.
Vereinzelt gehen schnelle Schritte vorüber an beschlag’nen Scheiben, verlaufen sich im Klang der Tritte, um sich dem Grauton einzureihen.
Ein dumpfes Dämmern fließt durch Adern, Melancholie zieht an den Schwachen. Vom Fluss des Herzens rinnt ein Hadern, dem Schlafen näher als dem Wachen.
Voll Schweigen geht des Jahres Gang, nach kleinen Schritten bleibt es stehen. Von ferne lässt geweihter Sang vom erdentrückten Land sich wehen.
So altvertraut klingt diese Melodie, die sich vor Zeiten an die Welt verlor. Ich war noch niemals dort, doch lieb ich sie. Die Welt ist hier und mein Zuhause dort!
Mein Engel warst du – hab‘s zu spät erkannt. War Mutter dir, musste auch Vater sein. Dein richt’ger, der im andern Land, längst fort für immer, er ließ uns allein.
Hab mich bemüht, wie’s jede Mutter tut, die ihren Schatz behüten will und muss. Stets Sorge trug ich. War das alles gut? Es bleiben viele Fragen, nach dem Schluss.
Dein Kindermund – er hat so gern gelacht! Er war mir alles, doch ich hab geschwiegen. Dass ich dich liebe, hab ich dir gesagt; ich wünschte, dich noch mal im Arm zu wiegen.
Stolz war ich, wo die übrigen Familienkreise nur abwertend über dich sprachen. Hautfarbe: braun, und nicht wie sie, die Weißen, als „Niggerkind“, den ‚Stab über dich brachen‘.
Du warst mein Augenstern! Die kleine Welt, die ich dir bot, war alles, was ich geben konnte. Ich war allein auf mich gestellt, als Gott mich mit dir reich belohnte.
Gelassenheit hast du mir vorgelebt, wo ich die Ordnung suchte und den Halt. Du bist mir voll des Lebens fort geschwebt, als man dich rief, ging die Gestalt.
Für welche Schuld ist meines Leidens Lohn? Ist sie bezahlt? Nun kommt geweiht, die Nacht! Feiere sie jährlich nur mit dir, mein Sohn. Schau, viele Kerzlein hab ich schon entfacht.
Und bald hebt an das wundersüße Singen, wenn Gott es will, nimmt er mich mit. Hebt mich zu dir, auf unsichtbaren Schwingen… mein Traumbild flieht…muss noch ein kurzes Stück.
Das letzte Wegstück ist des Kreuzes Sinn, wird bitter auf mir ruhn – ein schwer Geschick. Doch Kreuzesträger sein, ist Menschenlohn, getragenes Leid wird allergrößtes Glück.
„Schließ die Türen, schließ die Fenster! Die Novemberluft-Gespenster drängen, drücken sich herein! Sag, wie soll ich sie vertreiben? Dunkelheit hockt vor den Scheiben wie ein sprungbereites Tier, um auf leisen Raubtiersohlen, seine Beute sich zu holen, schleicht der Wind – bald dort, bald hier. Reißt er tückisch eine Ecke vom Gesimse -, schnell, verstecke, schnell, errette mich vor ihm!“
Kind, mein Kind, du siehst Gespenster, weil du zwischen Tür und Fenster wie in einer Festung haust! Deine Seele geht gefangen zwischen Bangen und Verlangen, zwischen Mauern, die du baust, hin und her und auf und nieder, klingt dein Schritt gespenstisch wider. Ist’s das Echo nicht allein! Hinter feindlich starken Mauern hört sich Bitten an wie Lauern: „Sieh, mein Kind, das macht der Stein!“
Kann dich Wind und Dunkel schrecken und das Bröckeln morscher Ecken? Brennt dein Licht so trüb in dir? Kannst du nichts als Böses sehen, nur weil die da draußen stehen? Komm, mein Kind, und sprich mit mir: Fenster auf und auf die Türen! Wollt ihr Licht und Liebe spüren, Ruhelose kommt herein! Könnt am hellen Herd euch wärmen Und gestärkt ins Freie schwärmen, Gottes ist auch euer Sein!
Es glänzt nicht mehr im Licht, wo es die Tropfen tausendfältig bricht.
Wasser, das einst von Gott gegeben, fruchtbar, mehrend, unter urzeitlichem Regen, als starker Strom die Eiszeit überwand, flutend mit Leben ferne Welten band, wo‘s unermüdlich wuchs, gedieh in Güte, bevor das Land sich einst zu Tode blühte.
Der Wind streicht Wellen in den Sand, malt heißen Flächen ein Gewand, Todbringend, unverwüstlich scheint das Treiben, soweit das Auge reicht, ein sandig Bleiben.
Vom Wüstensand bedeckt, die alte Welt begraben, liegt sie im Grab der Zeit, bedeckt von Hitze-Narben.
Wo die Giganten einst die Welt durchstreiften, wie Dinosaurier auf kolossalen Märschen, wo Vielfalt und die Macht der Starken herrschte, und Schachtelhalme, groß wie Bäume, in den Wäldern reiften.
Dort leben heute noch die Recken in Legenden, die Urzeit-Riesen, die im Kampf vollenden, was dieses schwache Menschentum enthielt: Von David gegen Goliath ein Bild.
Auch heute scheint den Starken Leben dargeboten, sie nehmen Lebensenergie von andern, irgendwie. Doch nur EIN Schlag und sie erliegen ihren Stärken und auf des Daseins Grund versinken sie.
Bewusstsein wird die Zeiten überleben, in hohen Tönen wird es einst erklingen. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“, die Worte beben, der Geist der Wahrheit wird mit Engeln singen.
Vom Staub bedeckt – die alte Welt vergangen, liegt bald im Grab der Zeit. Göttlich das Bild vom steten Neu-Anfangen, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Dunkel wird’s schon frühe, Sonne dringt mit Mühe, durch den grauen Dunst.
Nebel wallen wieder, Kälte lähmt die Glieder. Schleierhafte Kunst!
Kalt ist es geworden, und vom hohen Norden ziehn die Winde ein.
Tanzen durch die Straßen, singen in den Gassen, säubern Feld und Stein.
Fegen durch die Schächte, einsam sind die Nächte; Seelen wachen müd.
Winter will es werden, und der Herbst auf Erden, singt sein Abschiedslied.
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