Ameisen

Bild von Tiểu Bảo Trương auf Pixabay

Es wimmelt und es krabbelt,
geordnet und in Reihen.
Der Hügel ist schon aufgehäuft,
es gilt, sich zu befreien,
von einer allzu schweren Last,
die gar nicht auf den Rücken passt.

Ein flinkes Schaffen, stetig Regen,
ein in sich ständiges Bewegen,
weil man der Königin mit Macht,
ein angenehmes Leben schafft,
die ihre Art erhält,
und kommen neue Krabbler auf die Welt,
werden die unterwürf’gen Kreaturen,
beliebig eingesetzt, wie Schachfiguren.

So ist das Lebensdrama festgeschrieben:
Die Großen thronen oben,
und die Kleinen liegen
ihnen zu Füßen,
zum Dienen müssen.

Spektralfarben

So, wie ein Regenbogen prangt an Regentagen,
so kann ein Lächeln Leuchten bringen,
wie Sonnenstrahlen durch die Wolken fallen,
nachdem die Wasser müde sind vom Rinnen.

So, wie die Heiterkeit besonnt die Herzen,
bricht gute Energie durchs Himmelszelt,
gibt Hoffnung, nimmt so manche Schmerzen,
bringt Kraft und Heilung dieser Welt.

Umhüllt von Licht und milden Strahlen,
erscheint in hehrem, goldnen Glanz,
ein halbes Rund in sieben Farben,
im weißen Licht erstrahlter Kranz.

Gütige Hände

Historische Künstlergrafik
nach dem Ölgemälde von Bertalan Székely (1835-1910)

Du bist so hilfsbereit und voller Güte,
weil du die Andren nicht vergisst,
obwohl du einst in deiner Blüte,
die Liebe selber hast vermisst.

Dort stehst du, öffnest beide Hände,
nimmst voller Mitgefühl den Schmerz;
wer immer sich auch zu dir wende,
es leuchtet ihm dein edles Herz.

Du wirst das Christuslicht verspüren,
das tiefen Frieden um dich hüllt,
es soll dich in die Zukunft führen,
mit Freude, die dein Herz erfüllt.

Wirst immer dein Zuhause finden,
wo einst dein Heimatstern auch steht,
kannst du dich ohne Angst verbinden,
mit Gott, der ewig mit dir geht.

Böse Zeitgeister

Ivan Yakovlevich Bilibin (1876-1942)

Die schwarzen Reiter am Horizont,
sie wurden vom Zeitgeist empfangen,
blickten voll Gier auf das Erdenrund
und stillten dort ihr Verlangen.

Sie hetzten das Volk durch Stadt und Land,
damit war Geschichte geschrieben,
dem Bösen dienend, in satanischer Hand,
kaum jemand konnte entfliehen.

Länder verbrannt, die Stimmen verstummt,
die zuvor den Herzlosen zollten,
Millionen Tote im Erdengrund,
weil Zeitgeister es so wollten.

Die Taten grausam! Soldatenpflicht?
Wie wird denn Gott dies bemessen?
Gut oder böse? Menschliche Sicht?
Hat der Mensch den Maßstab vergessen?

Frühlingshafte Freudigkeit

Albert Samuel Anker (1831-1910)

Ein Hahnenschrei begrüßte meinen Tag,
als ich noch klein im Bettchen lag.

Ich war noch wie ein leeres Feld,
hineingeboren in die Erden-Welt.

Voll Neugier war ich einst als Kind,
für’s harte Leben unschuldig und blind,

vertrauensvoll, eifrig und klug,
sah nicht der Menschen Fehl und Trug.

Frühling war in mir und das Freuen
auf viele Stunden, die bunten, neuen.

Morgens zog’s mich in den Garten,
wo große Wunder auf mich warten.

Lief hin zu dem hölzernen Gatter,
entzückt vom Entengeschnatter.

Klangfroh war’n die Küken im Glück,
nichts wissend um ihr Geschick.

So, wie im Abendrot verborgen,
sah ich den neuen lichten Morgen,

der still im Sonnenglanz sich kündet,
mit dem so manche Angst verschwindet,

und was mich abends noch bedrückt,
im Tageslicht war’s längst entrückt.

Die Kindheitslieben sind verborgen
unter den tristen Alltagssorgen.

Dinge besser machen, statt bereuen,
unschuldig, dem Licht entgegenfreuen,

so, in diesem Hell geborgen,
eil ich hin zum nächsten Morgen

und genieß in dieser Zeit
frühlingshafte Freudigkeit.

Meinem Sohn

Mein Sohn auf meinem Arm im Dezember 1981


Wie gerne würd’ ich dich beschützen,
dich weiter tragen durch dein Leben,
doch würde es dir wirklich nützen,
könnt’ ich dir ständig Hilfe geben?

Du drehtest aufstieglos im Kreise,
weil du nicht wächst und nicht veränderst,
und deine wohl bequemen Gleise
nicht in die richt’ge Richtung wendest.

Kein Ehrgeiz drängt dich, keine Kraft,
die dir die Stärke gibt zum Handeln;
doch nur dein eigner Wille schafft
den Aufstieg, wird dein Schicksal wandeln.

Ich wünsch’ dir Glück und Gottes Segen,
für alle Schritte, die du gehst.
Fang’ endlich an zu überlegen,
wie du dein eig’nes Leben lebst!

Dieses Gedicht habe ich geschrieben, als mein Sohn ca. 20 Jahre alt war.
Er entzog sich gerne der deutschen Ordnung. Das war nicht sein Naturell. In einer Welt des ständigen Drucks wollte und konnte er nicht leben. Er war hochsensibel, nahm immer Rücksicht auf andere, und als er Ende 2019 mit
37 Jahren starb, ging er auf ‚seine‘ Ebene zurück.

Als ich Ende des letzten Jahres im Krankenhaus war, träumte ich von ihm
und dieser Ebene zum Jahreswechsel. Ich hatte noch nie einen Traum, in dem
alles eine schwarze Färbung hatte. Jede Straße, jedes Haus, ja sogar der Himmel
waren schwarz. Ich kam an ein großes, offenes Tor. Dahinter existierte mein Sohn.

Er trug schwarzes Leder als Mantel, Hose und Hemd. Um ihn herum waren große Blütengesichter, ebenfalls schwarz, die sich öffneten und dann wieder
verschwanden. Es gab dort viele Tiere. Mein Sohn war allen bekannt und
guter Dinge. Ich sah, wie er mit einem schwarzen Panther spielte. Den hatte
er sich zu Lebzeiten immer gewünscht.

Dann erschien eine Art Spielbrett. Darauf sah ich zum ersten Mal in diesem Traum eine farbige Position, als kleine Filmeinlage: Eine Frau, die damit beschäftigt war, Ordnung in ihren Unterlagen zu schaffen. War ich diese Frau? Plötzlich zerplatzte das Bild und mir wurde bewusst, dass Ordnung eine Lernaufgabe für meinen Sohn gewesen ist.

Auf seiner Ebene brauchte er das nicht mehr. Alles war für ihn gut.
Dann verabschiedete er sich von mir, und wir standen noch lange am Tor und
umarmten uns. Es gab einen Abschiedskuss, und ich ging den schwarzen Weg
entlang, zurück in meine Welt, wo ich erwachte.

Dieser Traum hat mir sehr gut getan, weil ich weiß, dass es meinem Sohn an
nichts fehlt. Meine Liebe hat er gewiss!

Trübsinn und Zweifel

Baron Frederic Leighton (1830-1896) – Solitude

Wann wird es sich ändern, das unstete Treiben?
Das Sitzen und Warten – so kann es nicht bleiben!

Nur Trübsinn und Sehnen nach besseren Zeiten,
wie lästige Fliegen, die mich begleiten;

wohin ich mich wende, nur kreisende Stille,
ein Vakuum, luftleeres Zeugnis der Fülle;

es ist wie es ist, nichts bringt es zum Ende.
Es gähnt mir entgegen die Kahlheit der Wände

und treibt mir das Grausen in meine Gedanken:
Die Taten so gräulich, wer bringt mich zum Wanken?

Wer trübt mir im Innern mein blankes Vertrauen?
Auf welchen Menschen kann ich noch bauen?

Wo blieb meine Zuversicht und meine Stärke?
Welch‘ Dramaturg spinnt hier finstere Werke?

Oh Gott, füll’ mich mit christlichem Licht
und nehm‘ mir die Kälte aus Geist und Gesicht,

möcht‘ wieder fühlen die Wärme und Kraft,
erleuchte mit Liebe mein Dunkel der Nacht!

Verwoben

Fotograf unbekannt

Der Raum – erfüllt von dir,
und wenn ich meine Augen schließe, bist du hier.

Ich fühle deinen Atem noch an meiner Wange,
und deine starke Hand hält mich noch lange,

auch wenn es nicht in Wirklichkeit geschieht,
du bist noch hier, doch deine Schwingung flieht,

und schon nach kurzer Zeit geht sie dahin,
doch bleibst du tief in Seele mir und Sinn.

Das Schicksal hat uns für die Ewigkeit verwoben,
es scheint, als hätten Engel uns ins Licht gehoben.

Ein Teil von mir bist du, das ich nicht missen will,
an deinem Herzen werd ich ruhig und still.

So gern würd‘ ich die Zukunft für dich sein,
denn nur ein Tag mit dir fängt mir die Sonne ein.