Erwacht ihr müden Taggedanken, das Licht befreit euch von der Nacht; ward ihr im tiefsten Traum gefangen, fühlt ihr noch ganz benommen den Morgen kommen, mit aller Macht.
Du bist mir begegnet vor ewigen Zeiten, manch endlose Nacht hab ich Deiner gedacht. Dein Name wird mich in die Zukunft geleiten, Du hast manchen Sturm mir im Herzen entfacht.
Gesät hast Du Liebe in vielerlei Worten, gepflanzt wie die Rose – von Dornen befreit. Geleuchtet hast Du mir an finstersten Orten, warst Licht mir, hast Blüten auf Wege gestreut.
Durch brennende Welten hast Du mich getragen, gekühlt von des Windes balsamischem Hauch. Hast Dichterworte in Felsen geschlagen, bist Sonne mir und Morgenstern auch.
Du sendest Worte mit Wahrheit zum Herzen, versiegelst sie dort im göttlichen Innen, erhellst die Schatten mit himmlischen Kerzen, füllst dunkelste Nächte mit heiligem Schwingen.
Die Kindsmörderin – Gabriel Cornelius Ritter von Max (1840–1915)
Von Friedrich Schiller Die Schreibweise folgt nicht der Schreibweise des Originals
In diesem Gedicht nimmt Schiller Partei gegen den Erzeuger des Kindes, der die geächtete Mutter nach dem Beischlaf alleine ließ.
Horch – die Glocken weinen dumpf zusammen, Und der Zeiger hat vollbracht den Lauf, Nun, so sei’s denn! – Nun, in Gottes Namen! Grabgefährten brecht zum Richtplatz auf.
Nimm o Welt die letzten Abschiedsküsse, Diese Tränen nimm o Welt noch hin. Deine Gifte – o sie schmeckten süße! – Wir sind quitt du Herzvergifterin.
Fahret wohl ihr Freuden dieser Sonne Gegen schwarzen Moder umgetauscht! Fahre wohl du Rosenzeit voll Wonne, Die so oft das Mädchen lustberauscht;
Fahret wohl ihr goldgewebten Träume, Paradieseskinder Fantasie’n! – Weh! sie starben schon im Morgenkeime, Ewig nimmer an das Licht zu blühn.
Schön geschmückt mit rosenroten Schleifen Deckte mich der Unschuld Schwanenkleid, In der blonden Locken loses Schweifen Waren junge Rosen eingestreut: –
Wehe! – Die Geopferte der Hölle Schmückt noch jetzt das weiß-lichte Gewand, Aber ach! – der Rosenschleifen Stelle Nahm ein schwarzes Totenband.
Weinet um mich, die ihr nie gefallen, Denen noch der Unschuld Lilien blühn, Denen zu dem weichen Busenwallen Heldenstärke die Natur verliehn!
Wehe! menschlich hat dies Herz empfunden! – Und Empfindung soll mein Richtschwert sein! – Weh! vom Arm des falschen Manns umwunden Schlief Louisens Tugend ein.
Ach, vielleicht umflattert eine andre Mein vergessend dieses Schlangenherz, Überfließt, wenn ich zum Grabe wandre, An dem Putztisch in verliebten Scherz?
Spielt vielleicht mit seines Mädchens Locke? Schlingt den Kuss, den sie entgegenbringt? Wenn verspritzt auf diesem Todesblocke Hoch mein Blut vom Rumpfe springt.
Joseph! Joseph! auf entfernten Meilen Folge dir Louisens Totenchor, Und des Glockenturmes dumpfes Heulen Schlage schrecklich mahnend an dein Ohr –
Wenn von eines Mädchens weichem Munde Dir der Liebe sanft Gelispel quillt, Bohr es plötzlich eine Höllenwunde In der Wollust Rosenbild!
Ha, Verräter! Nicht Louisens Schmerzen? Nicht des Weibes Schande harter Mann? Nicht das Knäblein unter meinem Herzen? Nicht was Löw’ und Tiger milden kann?
Seine Segel fliegen stolz vom Lande, Meine Augen zittern dunkel nach, Um die Mädchen an der Seine Strande Winselt er sein falsches Ach! – –
Und das Kindlein – in der Mutter Schoße Lag es da in süßer, goldner Ruh, In dem Reiz der jungen Morgenrose Lachte mir der holde Kleine zu,
Tödlich lieblich sprang aus allen Zügen Des geliebten Schelmen Konterfei; Den beklommnen Mutterbusen wiegen Liebe und – Verräterei.
Weib, wo ist mein Vater?, lallte Seiner Unschuld stumme Donnersprach, Weib, wo ist dein Gatte?, hallte Jeder Winkel meines Herzens nach –
Weh, umsonst wirst Waise du ihn suchen, Der vielleicht schon andre Kinder herzt, Wirst der Stunde unsrer Wollust fluchen, Wenn dich einst der Name Bastard schwärzt.
Deine Mutter – o im Busen Hölle! – Einsam sitzt sie in dem All der Welt, Durstet ewig an der Freudenquelle, Die dein Anblick fürchterlich vergällt,
Ach, in jedem Laut von dir erwachet, Toter Wonne Qualerinnerung, Jeder deiner holden Blicke fachet Die unsterbliche Verzweifelung.
Hölle, Hölle wo ich dich vermisse, Hölle wo mein Auge dich erblickt, Eumeniden-Ruten deine Küsse, Die von seinen Lippen mich entzückt,
Seine Eide donnern aus dem Grabe wieder, Ewig, ewig würgt sein Meineid fort, Ewig – hier umstrickte mich die Hyder; – Und vollendet war der Mord –
Joseph! Joseph! auf entfernte Meilen Jage dir der grimme Schatten nach, Mög mit kalten Armen dich ereilen, Donnre dich aus Wonneträumen wach,
Im Geflimmer sanfter Sterne zucke Dir des Kindes krasser Sterbeblick, Es begegne dir im blutgen Schmucke, Geißle dich vom Paradies zurück.
Seht! da lag es – lag im warmen Blute, Das noch kurz im Mutterherzen sprang, Hingemetzelt mit Erinnys Mute, Wie ein Veilchen unter Sensenklang; – –
Schrecklich pocht schon des Gerichtes Bote, Schrecklicher mein Herz! Freudig eilt’ ich in dem kalten Tode Auszulöschen meinen Flammenschmerz.
Joseph! Gott im Himmel kann verzeihen, Dir verzeiht die Sünderin. Meinen Groll will ich der Erde weihen, Schlage Flamme durch den Holzstoß hin –
Glücklich! Glücklich! Seine Briefe lodern, Seine Eide frisst ein siegend Feu’r, Seine Küsse! – wie sie hochan lodern! – Was auf Erden war mir einst so teu’r?
Trauet nicht den Rosen eurer Jugend, Trauet, Schwestern, Männerschwüren nie! Schönheit war die Falle meiner Tugend, Auf der Richtstatt hier verfluch ich sie! –
Zähren? Zähren in des Würgers Blicken? Schnell die Binde um mein Angesicht! Henker kannst du keine Lilie knicken? Bleicher Henker zittre nicht! – – –
Wikipedia deutet folgendermaßen: „Louise ist sich ihrer Schuld sicher, aber der wahre Mörder ist die Liebe, ein Paradox.“
Das sehe ich anders: Zeitgeist, Begehrlichkeiten und Leidenschaften dieser Welt sind die wahren Mörder. Liebe kann niemals Mörder sein!
Goethe war der Vorfall, den Schiller beschreibt, bekannt. Er arbeitete 1772 als Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., seiner Heimatstadt. Susanna Margaretha Brandt wurde wegen Kindesmord 1772 mit dem Schwert hingerichtet. https://www.youtube.com/watch?v=mm5ElyuPkHc
Goethe selbst nahm in „Dichtung und Wahrheit“ zu dem Vorgang nicht Stellung, sondern berichtete lediglich in knapper, distanzierter Form: „Bald setzte ein entdecktes großes Verbrechen, dessen Untersuchung und Bestrafung die Stadt auf viele Wochen in Unruhe.“ Er selbst nahm ihre Geschichte als Vorbild für den „Urfaust“.
Im Falle der im Jahre 1783 hingerichteten Dienstmagd Johanna Catharina Höhn, die ebenfalls ihr Kind getötet hatte, geht die Forschung mittlerweile davon aus, dass Goethe – gegen die Intention des Herzogs Karl August – die Todesstrafe befürwortet hat, die in Weimar vollstreckt wurde.
Wie gerne würd’ ich dich beschützen, dich weiter tragen durch dein Leben, doch würde es dir wirklich nützen, könnt’ ich dir ständig Hilfe geben?
Du drehtest aufstieglos im Kreise, weil du nicht wächst und nicht veränderst, und deine wohl bequemen Gleise nicht in die richt’ge Richtung wendest.
Kein Ehrgeiz drängt dich, keine Kraft, die dir die Stärke gibt zum Handeln; doch nur dein eigner Wille schafft den Aufstieg, wird dein Schicksal wandeln.
Ich wünsch’ dir Glück und Gottes Segen, für alle Schritte, die du gehst. Fang’ endlich an zu überlegen, wie du dein eig’nes Leben lebst!
Dieses Gedicht habe ich geschrieben, als mein Sohn ca. 20 Jahre alt war. Er entzog sich gerne der deutschen Ordnung. Das war nicht sein Naturell. In einer Welt des ständigen Drucks wollte und konnte er nicht leben. Er war hochsensibel, nahm immer Rücksicht auf andere, und als er Ende 2019 mit 37 Jahren starb, ging er auf ‚seine‘ Ebene zurück.
Als ich Ende des letzten Jahres im Krankenhaus war, träumte ich von ihm und dieser Ebene zum Jahreswechsel. Ich hatte noch nie einen Traum, in dem alles eine schwarze Färbung hatte. Jede Straße, jedes Haus, ja sogar der Himmel waren schwarz. Ich kam an ein großes, offenes Tor. Dahinter existierte mein Sohn.
Er trug schwarzes Leder als Mantel, Hose und Hemd. Um ihn herum waren große Blütengesichter, ebenfalls schwarz, die sich öffneten und dann wieder verschwanden. Es gab dort viele Tiere. Mein Sohn war allen bekannt und guter Dinge. Ich sah, wie er mit einem schwarzen Panther spielte. Den hatte er sich zu Lebzeiten immer gewünscht.
Dann erschien eine Art Spielbrett. Darauf sah ich zum ersten Mal in diesem Traum eine farbige Position, als kleine Filmeinlage: Eine Frau, die damit beschäftigt war, Ordnung in ihren Unterlagen zu schaffen. War ich diese Frau? Plötzlich zerplatzte das Bild und mir wurde bewusst, dass Ordnung eine Lernaufgabe für meinen Sohn gewesen ist.
Auf seiner Ebene brauchte er das nicht mehr. Alles war für ihn gut. Dann verabschiedete er sich von mir, und wir standen noch lange am Tor und umarmten uns. Es gab einen Abschiedskuss, und ich ging den schwarzen Weg entlang, zurück in meine Welt, wo ich erwachte.
Dieser Traum hat mir sehr gut getan, weil ich weiß, dass es meinem Sohn an nichts fehlt. Meine Liebe hat er gewiss!
Es ist so still geworden um mich her, des Lebens Enge drückt, wie Einzelhaft. Bin eine alte, unsichtbare Kraft, ein kleines Ich, bin Flamme nur, nicht mehr.
Entzünden mag ich nur Gedankensplitter; bin irdisch, Energie, mit Licht getauft, nur noch ein feines Glühen, das verbraucht, bild‘ ‚Schwarze Löcher‘ im Gefängnisgitter.
Vergangenheit ist leere, hohl geword‘ne Form, die Schatten wirft, obwohl sie lange fort. Ihr Einfluss folgt mir bis zum Zukunftsort, wo Gegenwart beständig wird zur Norm.
Erkenntnisse, ich trag sie durch mein Leben, obwohl befreiend, nehmen sie mir Kraft. Wie Einer, der sich auf den Heimweg macht, bin ich der Wanderer hier auf fremden Wegen.
Doch eines Tages bin ich Heimgekehrte, was mich hier hindert, bin ich selbst. Setz‘ Schritt an Schritt, auch wenn du fällst! Erkenntnis ist Befreiung, seid Belehrte!
Erhabenheit im Augenblick des Glücks ist das Erkennen unsres Geistes Licht. Dann huscht ein Leuchten über das Gesicht; im Reich des Lichtes gehn wir dann ein Stück.
Fahl wirft der Vollmond Schatten in die Zimmer. Groß steht er, Stern umringt, in stiller Wacht. Hat mich geweckt durch seinen Zauberschimmer. Nun lieg’ ich lang schon, lausche in die Nacht.
Die Grillen geigen monotone Partituren. Das Blattgewand, es rauscht im nahen Baumgeäst. Ein Schlag fährt durch die müden Weltenuhren; die Mitternacht hält magisch alle Zeiger fest.
Mein Engel singt mir Nachtwindmelodien. Gott streut ein lichtes Ahnen in die Zeit. Die Wesen aus den Schattenreichen fliehen vorbei wie trüber Nebelhauch…so weit.
Der Schlaf, der gnädige, ist mitgegangen. Gedanken treiben wie das Wasser an den Strand. Sie kommen und sie gehen… Traum verhangen zieh ich mit ihnen ins verklärte Niemandsland.
Dort liegt mein Tränensee und auf dem Grunde verlorene Träume, dicht an dicht, wie Stein an Stein. Ich treib hinab, versink in sonnenferner Stunde, spinn’ neue Träume, losgelöst vom Sein.
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