Sieger und Besiegte

Verdict of the People – George Caleb Bingham (1811-1879)

Nur einer kann der Sieger sein!
Des Einen „Ja“, des Anderen „Nein“.
Doch wer die Menschenwahl erfüllt,
ist nur des Wunsches Abziehbild;

verwaschen ist es schon nach Stunden,
denn wieder scheint nicht der gefunden,
der führend, mit beherzter Hand,
die Menschen schützt in diesem Land.

Raubritter gibt es lang nicht mehr,
modern ist heut‘ der Geldverkehr.
So manches ‚Huhn ist schon gerupft‘,
wenn es noch auf der Wiese hupft.

Die Hintergründe sind verzerrt,
der Weg zur Wahrheit bleibt versperrt.
Sehr ausdrucksvoll sind ‚große‘ Worte,
„zurückgedreht“, wie die Retorte.

Das Alte, das sich meist bewährt,
wird uns als ‚Zukunft‘ präsentiert.
„Nach mir die Sintflut!“, bitte sehr…
sie wollen weiter, wie bisher.

So ist Atlantis einst verschwunden!
Kann unsre Welt denn so gesunden?
So werden Völker der Nationen,
wohl später an den Polen wohnen.

Neuer Morgen

Ich wünsche allen einen schönen Sonntag!
Foto: Christian Fischer – http://www.Pixelio.de

Die Welt erstrahlt im Morgenlicht
mit nass verhangenen Schwaden,
und sonnenwarmes Strahlen bricht
durch Wolkenbergkaskaden.

Ein schöner Tag wird uns kredenzt,
im sonntäglichen Glanze,
und selbst der alte Kirchturm glänzt
mit hellem Blätterkranze.

Mein Weg

Bild von Jim Semonik auf Pixabay

Auf meinem Weg,
da ging ich erste, kleine Schritte,
vertrauensvoll und freudig war mein Denken,
doch endlos schienen mir die vielen Tritte;
ich fühlte Menschen, die sich aufmerksam verschenkten.
In aller Munde trug man lächelnd ein Bewundern
in meine kleine Seele, die geblendet von dem Neuen,
doch weinend sank ich in die Kissen voller Trauer
und scheute ihre Blicke in der Jahre Dauer.

War ich verbunden
mit den Kräften, die mich sandten,
so streiften ab die letzten Bilder ins Vergessen.
Ein Tor schloss sich – ich wurde neu bemessen!
Es waren fremd und unvollkommen die Verwandten.
Geöffnet stand die Tür zum neuen Leben.
Hindurch zu gehen, fasste ich den Mut,
nur vorwärts ging es, aufwärts war mein Streben,
wo mich des Lebens Härte trieb und schlug.

War auf der Suche,
nach Geborgenheit und Liebe,
wollte erwachsen werden, suchte Plan und Sinn.
Doch was ich fand, war nur ein Ideal im Buche,
vergänglich war die heile Welt darin.
Irdisch begrenzt war auch das Menschenleben;
ich sah so viele kommen, viele scheiden.
Die Lebenslust war wie ein kurzes Beben,
das mich ins Chaos stürzen ließ und leiden.

Verirrte Welt!
Ich bin des Suchens müde,
mein Gang wird schwerer, matter, jeden Tag.
So, wie das Wetter, unbeständig, trübe,
sind meine Blicke leerer und verzagt.
Die Menschen, die mir Leid zufügten, sind mir Lehrer.
Werd‘ bald schon letzte kleine Schritte gehn.
Mein Seelenreifen war kein leichter Gang, ein schwerer;
Will selig, körperlos im Staub verwehen.

Silvester zwischen Wahn und Wirklichkeit

Fraktale: Karin M.

Silvester 2002/03

Anfangs hatte ich noch ungetrübtes Vertrauen in R. M. und bewunderte ihre Kräfte. Doch es kamen mir immer mehr Zweifel und mein Bauchgefühl rebellierte.

R. M. durchleuchtete das Leben von I. genau und verordnete ihr, sie müsse sich von allem alten Ballast trennen. Damit meinte sie alle Dinge, die an den kürzlich verstorbenen Gatten erinnerten, sprich alte Fotos, Gemälde und Kunstgegenstände. All das nahm R. M. an sich, um es – wie sie sagte, zu entsorgen. Zwei Ölgemälde nahm ich mit zu mir. Eins war das Lieblingsbild des Mannes gewesen. Ich sollte es aufbewahren und gab es später an sie zurück.

Während dieser Zeit erkrankte mein Chef mit 54 Jahren an Hautkrebs. Für die Verabschiedung eines Kollegen hatten wir Fotos gemacht, und ich zeigte I. und auch R. M. das Bild meines Vorgesetzten.
R. M. erklärte sofort, dass er sterben würde. Ich sollte keine Energie mehr hineinstecken und keine Hoffnung. Seine Seele wüsste es längst. Es bliebe noch Zeit zum Abschiednehmen.

Zwei Jahre nach meinem Traum ist er dann gestorben. R. M. hatte Recht behalten.

Als Medium war sie außergewöhnlich. Wir waren alle von ihr fasziniert – außer meine Bekannte, die Sozialarbeiterin. Geisterwelt und Esoterik passten irgendwie nicht zusammen.

Bild von simisi1 auf Pixabay

Den Jahreswechsel 2002/2003 feierten I. und ich zusammen mit R. M. Es war eine außergewöhnliche Nacht mit ebensolchen Ereignissen. Die Seele von „Gerhard Schröder“ gesellte sich in unseren Kreis und befand sich laut Auskunft von R. M. im ‚Raum der Versuchung‘. Er sprach über R. M. mit uns und äußerte sich über das desolate Bildungssystem, als säße er mit in unserer Runde. Manchmal lauschte ich mit offenem Mund und war sprachlos.

R. M. erzählte mir, ich sei in einem früheren Leben Hohepriesterin in Ägypten gewesen und hätte Schriftrollen und Steintafeln bewacht. Mein Sohn sei mein engster Vertrauter gewesen und hätte ein Leben lang als Priester schützend an meiner Seite gestanden. Dann hätte ich mich in einen Hohepriester verliebt und meinen Keuschheitsschwur gebrochen. Ich hätte mit ihm fliehen wollen, doch er sah seine höhere Pflicht in den Diensten der Götter. Weil ich nicht ohne ihn weiterleben wollte, beging ich schließlich Selbstmord durch Schlangenbiss und wäre sofort nach dem Biss ins Meer gegangen.

Ich war hin- und hergerissen. Sollte ich das glauben oder nicht!? Bei der Sozialarbeiterin war ich Priesterin in Atlantis, bei R. M. Priesterin in Ägypten. Ich erfuhr es ja am eigenen Leib und war Zeuge dieses Geschehens, und meine innere Stimme wehrte sich nicht. Das erklärte sogar die Ängste, die der Blick aufs Meer heute noch bei mir auslöst.

Danach saßen wir lange und lauschten den Botschaften, die uns durch den „göttlichen Kanal“ offenbart wurden. Doch wer saß am anderen Ende des Kanals? War das wirklich Gott? Wenn man ihm nicht die volle Aufmerksamkeit widmete, wurde er ungehalten. R. M. meinte lapidar: „So ist er!“

R. M. hatte uns erzählt, dass Satan sie besuchen käme. Er würde sehr gut aussehen, hätte eine braune Hautfarbe, wie mein Sohn und würde ihr gefallen. Ich glaubte ihr das, denn nur allzu oft wurde sie von der übrigen Welt abgeschottet.
„Ich werde geschult!“, erklärte sie uns und litt entsetzlich darunter. Was während dieser angeblichen Schulungen wirklich stattfand, durfte sie nicht erzählen. Vermutlich befand sie sich nur allzu oft selbst im ‚Raum der Versuchung‘! Ich dachte sofort, dass ihr etwas Gutes niemals ihre Kräfte nehmen würde… im Gegenteil.

R. M. hatte in der Silvesternacht versucht, mir mittels Reiki belastende Energien zu nehmen. Sie verlangte, dass ich meine Mutter beschimpfte, weil ich immer noch nicht trauern konnte. Aber ich fühle keinen Hass auf meine Mutter und wollte sie nicht angreifen.

Meine Bekannte hatte mir davon berichtet, dass R. M. dazu in der Lage sei, ihr Aussehen zu verändern. Sie hatte sich ihr mit dem Gesicht einer Alkoholikerin gezeigt und sie gefragt, wen sie sehen würde. I. war darüber ganz erschrocken gewesen, denn sie erkannte die Sozialarbeiterin als ältere Frau. Das beängstigte mich irgendwie. Warum tat sie das?

In dieser Silvesternacht machten wir Fotos…auch von R. M., die urplötzlich gegen drei Uhr aufbrach und nach Hause fuhr. Es war so, als würde ihre Kraft schwinden, denn dann offenbarte sich uns anscheinend ihr wirkliches Gesicht, wie bei „Aschenputtel“ um Mitternacht, wenn der Zauber nachließ, oder eher wie ein Vampir, der das Tageslicht fürchtete.

Ein paar Tage später, empfing mich I. ganz aufgeregt. Sie hatte die Fotos entwickeln lassen und präsentierte mir nun eine R. M., die wir so nicht kannten. Es zeigte ein fremdes Gesicht, nicht das liebliche, dass wir bisher wahrgenommen hatten. I. weigerte sich, die Bilder in der Wohnung aufzubewahren und ließ sie in der Garage, um sie später zu entsorgen.

Uns war aufgefallen, dass I. seit einiger Zeit keinen wirklichen Lebenswillen mehr hatte. Irgendwie schien sie verändert zu sein. Sie saß nur noch auf ihrer Couch und wartete lächelnd auf den Tod. Da stimmte etwas nicht!

Eine andere Bekannte von I. war ebenfalls als Medium tätig. Diese Dame war schon über achtzig Jahre alt und sorgte unter anderem dafür, dass Verstorbene den Weg ins Licht finden konnten. Angeblich kannte sie sogar ihren eigenen Todestag und wusste, dass sie bald gehen musste. Man konnte ihr am Telefon einen Namen nennen, und sie wusste sofort, ob derjenige auf der guten oder bösen Seite stand.

I. bat sie um Auskunft über R. M., und es verschlug uns fast die Sprache, als die Dame ihr sagte, R. M. stünde auf der ‚anderen Seite‘. Sie hätte I. einen Dämon an die Decke im Wohnzimmer gehängt, der dafür sorgen sollte, dass sie apathisch vor sich hinvegetierte. Die alte Dame musste viele Gebete sprechen, um das dunkle Etwas zu entfernen. Erst nach Tagen gelang es ihr.

Die Show ‚der Königin‘ hatte ein Ende! Wir sahen von weiteren Kontakten ab, denn ihr Klumpfuß bekam plötzlich die Bedeutung, die ich ihm anfangs zugedacht hatte. Es gab noch das Buch „Ein Kurs in Wundern“, ein Geschenk von R. M., das ich ihr ungelesen zurücksandte, mit ein paar erklärenden Worten per Brief.

R. M. brauchte keine Erklärung. Sie wusste selbst am besten, warum wir ihr den Rücken zukehrten. Dennoch tat es mir irgendwie leid, dass es so gekommen war, denn ich mochte sie. Aber ich wollte mich der Gefahr nicht weiter aussetzen.

I. sagte: „Wenn du von der Gefahr weißt und setzt dich ihr trotzdem aus, verlierst du den Schutz deiner Engel!“ Das klang einleuchtend und daran hielt ich mich.

Trotzdem blieben Zweifel. War unsere „Hexenjagd“ richtig gewesen? Ich versuchte auszupendeln, ob die alte Dame Recht gehabt hatte, und das Pendel blieb ohne jegliche Bewegung stehen, wenn ich nach R. M. fragte. Es rührte sich nicht. Ich sollte nicht fragen!

Bild von Pete Linforth auf Pixabay

Irgendwann – Monate waren inzwischen vergangen – erschien mir R. M. im Traum. Ich wusste, dass sie es war, doch die Gestalt, in der sie mir erschien, zeigte ihr wahres Gesicht. Es war ein grüner, haarloser Kopf, wie ein Alien, mit riesengroßen, dunklen Augenhöhlen. Das Wesen schimmerte kardinalsrot. Bei einem zweiten Traum stand R. M. vor einer Schaufensterscheibe, und ich sah mich dahinter in meinem Bett liegen. Ich spürte, dass sie nach mir schaute und erwachte davon.

Das waren meine Erfahrungen mit einer Person, die ich bis heute hinterfrage. Ich weiß nur, es gibt viel mehr auf dieser Welt, als den sichtbaren Teil. Das alles hat mich aber nicht von meinem christlichen Glauben abbringen können – im Gegenteil.

Tod und Teufel

John Martin (1789-1789) – Gefallene Engel betreten das Pandämonium

Dämonen unter uns?

Man trifft im Leben viele Menschen, von deren Eigenschaften man nichts ahnt. Auch die Zuordnung von Gut und Böse wird mit ihnen eine Gratwanderung.

Durch den Hinweis einer befreundeten Person, habe ich einen solchen Menschen im Jahr 2002 kennengelernt. Was war außergewöhnlich an dieser Frau? Im Bereich einer Heilpraktikerin muss jeder ‚Dienst‘ bezahlt werden. Ein Seelen-Reading kannte ich bis dahin nicht. Man stelle sich vor: Eine Heilpraktikerin untersucht und gibt Globolis nach Anweisung der zweiten Dame (wie ich sie hier nennen möchte), während des Readings.

Als ich die Praxis betrat, fasste sich die Dame an den Hals und sagte mir, ich hätte noch zwei männliche Personen mitgebracht (natürlich als geistiges Mitbringsel), die sehr dominant sind.

Zunächst erfolgte eine systemische Aufstellung. Es wurde bestimmt, wer diese Personen waren, und wer von ihnen jetzt noch eine Rolle in meinem Leben spielte. Es war mein Vater.

Danach saß ‚die Dame‘ mit einem Diktiergerät mir gegenüber. Ich durfte nicht sprechen oder sie unterbrechen. Wir schlossen beide die Augen und sie fuhr fort, indem sie mich erdete. Fiktive Schuhe aus Blei sollten dies ermöglichen. Unbeirrt fuhr sie fort. Es klang so, wie ein Lebensrückblick. In Gedanken lief sie den Weg zurück, und nannte sogar jede Operation und jeden Krankenhausaufenthalt zusammen mit meinem Lebensalter. Sie ging bis zu meinem 6. Lebensjahr.

Dann sagte sie mit einer Stimmlage, die ich kannte: „Was machst du hier, du unnützes Ding?!“

Das berührte mich sehr, und ich sah mich wieder im Garten meines Elternhauses sitzen, als plötzlich mein Vater hinter mir stand und mich anschrie. ‚Die Dame‘ nannte alle Verletzungen durch ihn und viele Ungerechtigkeiten, obwohl sie mich nicht kannte und nie mit mir darüber gesprochen hatte.

Ich erfuhr etwas über meinen geistigen Führer, der angeblich Samuel hieß. Er hätte mich schon so oft gerufen und gewarnt, doch ich wäre im Leben immer wieder hingefallen und hätte nicht auf ihn gehört.

Die Sitzung dauerte ca. eine Stunde. Am Ende übergab man mir die Tonbandaufnahme, und ich fuhr perplex und aufgerüttelt nach Hause.

Was hatte ich gerade erlebt? Wie konnte diese Person das alles über mich wissen? Es folgten noch weitere Readings. ‚Die Person‘ benannte jedes Mal den Inhalt und schob Themen, wie z. B. den Tod meiner Mutter erstmal beiseite, weil ich psychisch noch nicht soweit gewesen bin. Konnte sie meine Gedanken lesen oder meine Seele im astralen Bereich einsehen?

Es war nicht nur spannend, sondern verblüffend! Ich wusste nicht, wie das geschah. Als dann der Tod meiner Mutter auf dem Plan stand, war das ein Jenseits-Kontakt, der in meinem Wohnzimmer stattfand. Wieder wurde ich geerdet, wieder saß mir ‚die Dame‘ gegenüber. Dann wurde meine Mutter durch einen Engel zu mir gebracht. Natürlich konnte ich sie nicht sehen oder irgendwie wahrnehmen. Als ‚die Dame‘ sagte: „Jetzt streichelt dir deine Mutter über die Hände.“, war in mir die Frage, ob das wirklich stimmt. Ich merkte ja nichts. Zum Schluss wurde meine Mutter durch den Engel fortgebracht.

Der Raum war eiskalt geworden. ‚Die Dame‘ hatte sich deshalb schon im Vorfeld warm angezogen. Ich fror. Sie ließ mir die ‚Christus-Energie‘ da, sagte sie, damit es wieder warm wurde.

„Das sind die unerlösten Seelenanteile Deiner Mutter. Ein Teil ist erlöst, ein anderer nicht. Ihr Aussehen ähnelt auf einer Seite einer alten Frau, auf der anderen einer jungen. Das Jenseits ist mitten unter uns.“

Täuschung, esoterische Geldschneiderei oder Wahrheit? Alle Tonbänder, auch dieses, sind inzwischen vernichtet.

Es gab auch ein Reading mit ihr und meinem Sohn, was sich im Nachhinein eher als Reading für mich herauskristallisierte. Dabei ging es vor allem um das Herz meines Sohnes, das ich bewachen würde und beschützen wollte. Das könnte ich nicht ein ganzes Leben lang. Mein Sohn starb im Oktober 2019 an Herzversagen. Hat ‚die Dame‘ das damals schon gesehen?

Über weitere Ereignisse mit ‚dieser Dame‘ ein anderes Mal mehr. Es gibt so vieles zwischen Himmel und Erde, dessen wir uns nicht bewusst sind.

Astralwelt

Iwan IV. (1530-84) der Schreckliche von den Geister der Ermordeten besucht. Gemälde von Michail Konstantinowitsch Klodt (1832 – 1902)

Das alte Haus, es lebt!

Hörst du die Wände flüstern?
Verloschen sind die Kerzen in den Lüstern.

Das Knarren der Eichen-Stufen…
die fremden Stimmen, wie sie rufen!

Es tragen leicht die hölzernen Bohlen,
Geister auf unsichtbaren Sohlen,

und über dem Tisch des letzten Essens,
liegt lang schon der Staub des Vergessens.

Ist eindrucksvoll die Prägung der Tapeten,
der Teppich, alt und abgetreten,

der Glanz, der einmal war, Vergangenheit.
„Vorbei!“, zittert die Schwingung, „Seid bereit!“

Wo jeder Schritt ist, wie ein schwebendes Verrinnen,
ein Fliehen vor dem Tod… dem Neubeginnen;

binden an alte Orte ihr astrales Kleid,
verirrte Seelen in der Ewigkeit.

Herbstschwere

Schweigen, Stille, Dunkelheit –
nur das Rauschen müder Blätter,
die sich langsam lösen von den Zweigen.
Schaukelnd fallen sie der Nacht entgegen,
blühen noch einmal auf, in buntem Zauber,
legen eine farbenfrohe Decke auf die Wege;
majestätisch liegt die Welt im Sterben…
und der Tod, er schreitet still darüber,
um den Lebenskreislauf abzuschließen.

Herbstgedanken – Sonntagsstille !
Und die Uhr, sie tickt und tickt,
streut monoton Sekunden in das Grau,
das ruhig dahin fließt, wie ein träger Fluss.
Ich treibe haltlos, sinke in das Nirgends;
bin losgelassen, treibe ohne dich.
Ertrinke in den Fluten der Gedanken,
die mich ziehen, immer tiefer, und ich falle
wie die Blätter von den Bäumen…
und der Tod, er schreitet still darüber.

Gefühlter Herbst

September – Olga Wisinger-Florian (1844-1926)

Nun geht die Wärme langsam fort
und zieht in andere Gefilde.
Der Herbst steht ungestüm vor Ort,
es wird, was grün war, braun im Bilde.

Getrieben bald vom Ungestümen,
treibt er, der Wind, die Äste leer.
Wo späte Rosen sanft verblühen,
bläst er über das Pflanzenmeer.

Treibt vor sich her die Blätterheere,
gefallen für die letzte Schlacht.
Gewachsen ist mit ihm die Leere
auf Bäumen, in bizarrer Pracht.

Frühnebel wallen wie Gespenster,
die Stille saugt den Geist der Zeit.
Beschlagenheit am Autofenster,
einsichtig steht der Herbst bereit.

Wahrsagekarten

Skat-, Lenormand- und Kipper-Karten
Marie Anne Lenormand, verhaftet in Paris am 11. Dezember 1809.

Es gibt zahlreiche Variationen dieser Karten im Handel. Ich hatte alle Arten in Gebrauch. Es hat sich nach langen Jahren herauskristallisiert, dass ich die Kipper-Karten bevorzuge, weil sie mir die klarsten Bilder zeigen.

Das mag für viele unverständlich sein. Sie denken, dass man überhaupt nichts ‚sehen‘ kann. Alles nur Blödsinn um Geld zu machen? Da bin ich aufgrund meiner Erfahrungen geteilter Meinung. Es gibt sicher Astro-Portale, bei denen fast alle Wahrsager behaupten, sie könnten etwas sehen, was andere nicht sehen. Sie können mit Verstorbenen in Kontakt treten und die Zukunft voraussagen.

Wenn man in Not ist und die Sehnsucht ein Ventil sucht, greift man nur zu oft auf solche Seher zurück. Da spreche ich aus eigener Erfahrung. Die Beratung durch viele verschiedene Wahrsager, hat mich vor Jahren sehr viel Geld gekostet. Aber das war Lehrgeld! Oft lässt man erst die Finger davon, wenn es weh tut.

In meiner Familie, mütterlicherseits, war der Umgang mit diesen Dingen nichts Besonderes. Da meine Oma in Ostpreußen einige Berührungspunkte mit Geistwesen, Magie und Jenseitskontakten gehabt hatte (s. S. über Ostpreußen), sprach sie immer wieder Warnungen deswegen aus. Oma war eine fromme Person, die oft die Bibel studierte. Deshalb hat sie das Schicksal der Wahrsager im Alten Testament sehr ernst genommen, denn die sollten damals mit dem Tod bestraft werden. Das Deuten der Zukunft war natürlich mit einem finanziellen Obolus verbunden, was alleine den Priestern vorbehalten war.

Oma legte zwar Patiencen, vermied hier aber Zukunftsfragen. Schon als kleines Kind sah ich meine Mutter manchmal Skat-Karten legen. Dies habe ich dann im frühen Erwachsenenalter übernommen. Jede Farbe, Zahl und Kombination war von Bedeutung. Wenn meine Mutter drei schwarze Siebener nebeneinander legte, kam bald darauf die Nachricht von einem Todesfall. Diese Deutung habe ich beibehalten. Es gibt ähnliche, mit drei schwarzen Assen, die dasselbe aussagen. Zufall?

Anfangs hatte ich darin eine Spielerei gesehen, ein Zeitvertreib. Mit der Zeit kristallisierte sich dann doch heraus, dass man den Bildern, die man legte, glauben kann. Nur die Deutung war anfangs schwer, weil ich nicht über die nötige Einbildungskraft verfügte.

Bald stellte ich fest: Nicht alle Kartenbilder ‚sprechen‘ mich an. Weder die Karten ‚des fahrenden Volkes‘, noch die Lenormand-Karten sagen mir etwas. Schließlich legte ich hauptsächlich Kipper-Karten. Ich habe mir angewöhnt, nichts zu fragen und lasse die Bilder sprechen. Oft schweigen sie. Dann passiert wirklich nichts in meinem Leben. Dann wieder zeigen sie Geschehnisse in der Zukunft, manchmal Unfälle, sogar Schäden am Auto, Krankheiten und auch Todesfälle.

Früher habe ich für andere Personen gelegt, jedoch immer unentgeltlich. Ich bin kein Profi und spreche aus, wenn dort nichts liegt. Jetzt lege ich nur noch für mich selbst, vielleicht ein Mal monatlich. Ich verlasse mich mehr auf andere Hinweise, wie zum Beispiel auf meine Träume.

Auch mein Pendel ist sehr aussagefähig. Aber darüber berichte ich ein anderes Mal.

Meine Geschichte:

Es war Ende 1979, als ich zum ersten Mal mit einer Freundin eine professionelle Kartenlegerin besuchte. Es war eine deutsche Frau im mittleren Alter, an die ich heute noch gerne zurückdenke, die aber leider bereits vor vielen Jahren verstorben ist.

Was sie damals in den Lenormand-Karten gesehen hat, wurde bis heute von keiner anderen Aussage an Präzision übertroffen. Die Wohnung dieser Kartenlegerin machte einen positiven Eindruck, und obwohl ich ihr langes Gewand ungewöhnlich fand, bemerkte ich gleich ihre freundliche Art und fasste Mut zur Offenheit.

Schon beim Legen meines Kartenbildes schreckte sie zurück und sagte, dass sie noch nie ein so schlechtes Bild gelegt hat. Nach der Deutung schob sie alle Karten eilig zusammen, damit die negative Schwingung nicht auf eine andere Person übertragen werden konnte. (?)

Damals hatte ich gerade den Vater meines jüngsten Sohnes kennengelernt und wollte natürlich wissen, wie es mit uns weitergeht. Ihre Aussage hat mich nicht erfreut: Er hat noch eine andere Frau und lebt in einem Blumenland am Wasser. Die Frau ist schwanger von ihm und wird nächstes Jahr das Kind bekommen. Er ist ein Narzisst, mit vielen anderen Frauen, die für seinen Lebensunterhalt sorgen.

Weitere Aussage: Am 31. Juli 1980 werde ich zu einer Feier bei einer wohlhabenden Familie eingeladen. Wenn ich dort einen Vertrag unterschreiben würde, wäre das ein großes Unglück für mich.

In zwei Jahren würde ich schwanger und ein Kind zur Welt bringen.

Und letztendlich: Mit 50 Jahren würde ich endlich das machen, was ich schon immer machen wollte.

Hier stimmte alles: Der damalige „Herzensmann“ wohnte in Den Helder, direkt an der Nordsee. Er hatte dort eine Geliebte, die schwanger war. Sie bekam insgesamt drei Söhne von ihm. Das erfuhr ich aber erst vor einigen Jahren. Auch die Aussage über die vielen anderen Frauen stimmte. Es existiert ein Gedicht von einem holländischen Dichter im Internet, der genau das beschreibt: E. und eine seiner Frauen, mit denen er ein Kind hat.

An oben genau benanntem Tag schloss ich auf der Feier einen Pachtvertrag ab, obwohl ich vor kurzem erst eine schwere Darm-OP hinter mich gebracht hatte. Ich pachtete eine Gaststätte in der Nähe des Ostausganges Bahnhof Duisburg. Bereits Anfang 1981 musste ich sie mit enormen Schulden schließen, weil die Pächterin die Kneipe hinter meinem Rücken verkauft hatte.

Ende 1981 wurde mein Sohn Patrick geboren.

Mit 50 Jahren habe ich zu schreiben begonnen.

Die Kartenlegerin

Die Kartenlegerin – Georg Hom ( 1838-1911)

Das Lebensrad dreht sich im Kreise,
mal läuft es langsam, manchmal schnell,
lenkt uns auf unsichtbaren Gleisen,
vorbei an Dunkel oder Hell.

Oft fürchten wir, was vor uns liegt
und suchen Rat bei höherer Kraft,
durch eine Weise, die beschrieb,
was zukünftig uns glücklich macht.

Wir gehen nicht mehr unsre Wege,
das, was wir brauchen, tun wir nicht,
fühlen beim Kartenbilder-Legen
Begeisterung. Der Wille bricht!

Wir denken nur noch an das Ferne,
vergessen ganz die Gegenwart,
befragen Kaffeesatz und Sterne,
sind von den Antworten genarrt.

Vergesst nicht euer tiefes Wissen,
das selber ihr in euch verspürt!
Wegweiser werdet ihr nicht missen,
wenn euer Weg zu MIR euch führt.