Fahl wirft der Vollmond Schatten in die Zimmer. Groß steht er, Stern umringt, in stiller Wacht. Hat mich geweckt durch seinen Zauberschimmer. Nun lieg’ ich lang schon, lausche in die Nacht.
Die Grillen geigen monotone Partituren. Das Blattgewand, es rauscht im nahen Baumgeäst. Ein Schlag fährt durch die müden Weltenuhren; die Mitternacht hält magisch alle Zeiger fest.
Mein Engel singt mir Nachtwindmelodien. Gott streut ein lichtes Ahnen in die Zeit. Die Wesen aus den Schattenreichen fliehen vorbei wie trüber Nebelhauch…so weit.
Der Schlaf, der gnädige, ist mitgegangen. Gedanken treiben wie das Wasser an den Strand. Sie kommen und sie gehen… Traum verhangen zieh ich mit ihnen ins verklärte Niemandsland.
Dort liegt mein Tränensee und auf dem Grunde verlorene Träume, dicht an dicht, wie Stein an Stein. Ich treib hinab, versink in sonnenferner Stunde, spinn’ neue Träume, losgelöst vom Sein.
Verschlungen ist das Band der Poesie, im kurzen Rausch erstickt der Schwall der Worte, und wer mit Andacht lauscht, erhebt sie still zu hoheitsvollem Orte, nur Einfalt senkt herab sie in die Tiefen; beschwörend, heilig, wen die Musengeister riefen, mit Tönen wohl aus purem Moll und Dur.
Verliert sich zwischen Ewigkeiten ihre Spur, so schwingt das Band sich eng um Reim und Vers, zieht aus den Orten des Vergessens die Gedanken und leitet sie vom Herzen himmelwärts.
Karoline von Wolzogen: „Schiller war von großer, wohlgebauter Gestalt, „der größte Mann“ in Weimar, 6 Fuß und 2 Zoll hoch. Seine Haltung war militärisch von der Karlsschule her. Schon dort deutete sein sicherer Schritt ein starkes Gefühl des eigenen Wertes an. Eine alte schwäbische Bäuerin, die ihn in einem Gange der Karlsschule gehen sah, meinte: „Der denkt auch, er sei der Herzog!“
Dazu drückte sich die Freiheit des Geistes, das lebendige Gefühl für das Edle, erhaben über alles Kleinliche und Gemeine, auch in seinem Äußeren aus.
Sein Kopf war wohlgeformt, der Hals schlank und etwas stark, die Stirn hoch und breit, die Brust zwischen den Schultern gewölbt, der Leib schmal, Arm und Fuß in rechtem Ebenmaß zur ganzen Erscheinung. Die Farbe der Augen war unentschieden zwischen blau und lichtbraun. Der Blick unter den hervortretenden Stirnknochen und den dichten, blonden Augenbrauen warf im Gespräche helle Lichtfunken oder drang tief ins Herz, wenn er sich auf jemanden richtete; gewöhnlich war er sinnend und beschaulich nach innen gekehrt. Seine Nase war gebogen und ziemlich groß. Er scherzte, dass er ihr auf der Schule durch stetes Ziehen eine Spitze gebildet habe.
Sein Haar war lang, fein und spielte ins Rötliche, die Haut weiß, das Rot der Wangen zart, das Kinn von angenehmer Bildung, sein Lächeln anmutig, seine Stimme meist belegt und nur ergreifend, wenn er gerührt war.
Sein Gang war nach seiner schweren Erkrankung etwas nachlässig, spannte sich aber straff bei innerer Bewegung. Seine Kleidung war einfach, aber gewählt, seine Wäsche stets sauber, sein Schreibtisch wohlgeordnet. Er liebte Blumen um sich, besonders Lilien. Sanfte Musik steigerte seine Arbeitslust, ebenso die rote Farbe der kurzen Fenstervorhänge. Lila war seine Lieblingsfarbe. Spinnen waren ihm widerwärtig.“
An Friedrich von Schiller
– zum Gedenken an seinem Todestag am 09. Mai 1805 von Gisela Seidel
Fort bist du lange schon, doch hier noch so präsent, dass deine Gegenwart zu spüren augenschließend ich vermag; lässt mir das große Schweigen, das niemals meinen Namen nennt. So plötzlich kam der Schmerz, verfinsterte den Tag; suchtest den Weg in ferne Dimensionen, gabst von der Ewigkeit, die du versprachst, mir nur ein kleines Stück; wo Seraphinen in Traumwelten wohnen, dorthin brachte dein Todesengel dich zurück. Gewährte Zerberus dir Einlass in sein Reich, so zahle ich heut’ noch dafür Gebühr; erscheint dein Antlitz vor mir engelsgleich, streck’ ich in manchem Traum die Hand nach dir. Werde ich niemals deiner Stimme lauschen und niemals deinen warmen Atem spür’n? Wie könnt’ ich mich an deiner Gegenwart berauschen, wie sehr möcht’ ich mit dir den Himmel sanft berühr’n! Vergangen und vorbei – vergessen nie so ganz; am Ende meines Weges sei bereit, reich’ mir die Hand zum eig’nen Totentanz auf dem Parkett durch die Unendlichkeit.
Meine Religion kann nur die Liebe sein, vorbei an allen, die das Kreuz auf Fahnen trugen, die Macht ergreifend herrschen und allein sich schonungslos um Land und Glauben schlugen.
Weltliche Herrscher, die die Menschen narrten, die Völker marterten und schändlich quälten. Die empathielos sich um Papst und Kaiser scharten und deren Größenwahn scheinheilig stählten.
Die Priester logen unverhohlen, auch heute noch, weil sie dem Volk Wahrheiten verwehren; Ablass kassierten, Menschen brannten, unterjocht, nur, weil sie deren Hab und Gut begehrten.
Sie lobten Gott und kannten kein Erbarmen. Wer anders glaubte, nahm den Tod gleich mit. Wer tötete – heut‘ „mordete“ – die Armen?: Der Hände faltend durch die Mengen schritt!
Der Klerus und die vielen tausend Schergen, die Weltlichkeit, die diente, wie er wollte, sie führten sektenhaft in das Verderben. Ein böser Spuk, der stets dem Übel zollte!
Das Böse lauert zwischen frommen Zeilen, facettenhaft gefälscht vom Vatikan und hinter langen Priesterkleidern, da lauern Unkeuschheit und Größenwahn.
Es lebt sich gut, als frommer Schänder, der unentdeckt die Kinderseelen tötet, und Gott geweiht sind die Gewänder, in denen er missbraucht und Unschuld nötigt.
Und die Justiz, sie schweigt. – Wie immer! Kirchenbeschützt – heißt strafbefreit. Die Hölle, hier auf Erden, ist doch schlimmer: Des Klerus Türen öffneten sich weit.
„An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!“, so warnte Jesus vor den falschen Lehren. Von Gott und Nächstenliebe trennen, das tut die Kirche. Liebe nur heißt Aufbegehren!
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