Brücken schmieden

Taten der Liebe verschenken, waffenlos siegen,
wirken mit gütigen Händen, lösen von Kriegen.

Der Begrenztheit der Welt im Wandel begegnen,
geistige Dürre vertreiben, mit Wissen beregnen.

Gottes Wirken in allen Handlungen sehen,
das Leid des anderen Menschen verstehen;

Vertrauen aufbauen und Brücken schmieden,
über Unwegsamkeiten den Himmelsfrieden.

Mit offenen Armen zum Flüchtenden eilen,
ihm ein Haus auf Gottes Erdboden teilen.

Schranken heben, um Fremdheit tiefer zu binden,
den gemeinsamen Pfad zur Seligkeit finden.

Tatenvoll mächtig wirken und denken,
anderen Menschen Vertrauen schenken;

Sternenstaub hier auf Erden verbreiten,
in seliger Allheit die Freiheit beschreiten.

Lied des Friedens

Jean-Léon Gerôme (1824-1904)

So, wie der Muezzin von seinem Minarett
zur Stunde des Gebetes ruft,

möcht’ ich der Menschheit singen,

von einem ein’zgen Gott, der Christ und Moslem eint,
weil er sie beide schuf –

dies Lied soll allen Völkern in den Herzen klingen.

Will Frieden in die wunden Seelen tragen
und tauschen Freude gegen Leid.

Die Zeichen werden stehn und Menschen
die Veränd’rung wagen –

Freundschaften wachsen mit der Zeit.

Die Welt braucht Händedruck und keine Kriege,
die weder Sieg noch Frieden bringen.

Vereint die Völker dieser Erde,
doch nur mit Liebe wird euch das gelingen!

Auf dieser Welt

John Frederick Lewis (1805-1876)

Auf dieser Welt ist vieles im Argen,
mich schmettert nieder, was gerade geschieht.
Ich kann nicht schweigen, es liegt mir im Magen,
wenn die wunde Menschheit vor Schlächtern flieht.

Es entsetzt mich zutiefst, was Regierungen tun…
oder nicht tun, nur ihre Hände aufhalten.
Ein Taschen füllender, fragwürdiger Ruhm,
der Anzug tragenden Politikgestalten.

Der politische Islam flaniert durch die Straßen,
schwer bewaffnet mit westlichen Gewehren,
die Herren der Macht, die das Leben hassen,
wollen anders Denkende mit Scharia belehren.

Sie schämen sich, von Frauen geboren zu sein,
die gänzlich verhüllt sich durchs Stadtbild quälen,
verschleierter Besitz im orientalischen Schein,
Frauen sind unsichtbar, dürfen nicht wählen.

Eine Frau brachte die Sünde in die Welt???
Sicher, sie gebar diese männlichen Exemplare,
die heute noch prahlen, wie’s gerade gefällt,
die Besten im Schlimmsten zu sein,
Gott bewahre!!!

Heimatland

Auszeit am See – Ulla Genzel, Kevelaer (1960 -)

Ein Lauschen in die Stille hinein,
letztes Vogelsingen am Feldesrand.
Kein Motorenlärm zwischen Häuserreihen,
in Natur bettet sich das weite Land.

Wege verlaufen durch Feld und Flur,
eine Bank bietet Ruhe und Rast,
der Sonnenglanz sprüht eine Abendspur
auf Blätter, gemildert im Glast.

Mit Sternenaugen schaut vom Abendhimmel
der tröstende Gott herab,
fern von Sorgen und Weltgetümmel,
ruht in Frieden der Wanderstab.

Muttersprache, Heimatglück!,
zwischen Bäumen und leichten Winden,
längst entschwunden meinem Blick,
jedes Erinnern ein Wiederfinden.

Himmlische Berührung

Sulamith Wülfing 1901-1989

Dein Bild berührt mich sanft in Träumereien,
verspür’ die Nähe Deiner sich’ren Führung,
darf mich an der Unendlichkeit der Liebe freuen,
genieße die Sekunden himmlischer Berührung.

In meinen Taggedanken bist Du mein Begleiter,
verbunden stets durch Deiner Worte Kraft,
bist mir im Hintergrund mein stiller Leiter,
der meines Daseins Fülle Sinn verschafft.

So, wie das Liebesglück gepaart mit Tränen,
folgt der Enttäuschung bange Hoffnung dann,
und der Erfüllung folgt alsdann das Sehnen,
so bindet uns ein flüchtig’ Leben ewig lang.

Eiszeit

Bild von Simon H. auf Pixabay

Die Sonne blinzelt durch die Scheiben,
als hätte sie an Kraft verloren.
Ich hab bei diesem Wettertreiben
wenig geschwitzt und viel gefroren.

Sind Pole längst verschoben worden?
Die Erde scheint ins ‚Aus‘ geführt.
Ist dort, wo Norden war, noch Norden,
die neue Eiszeit programmiert?

Kommt das, wo jetzt die Meere stranden,
was Menschen der Natur entrungen,
durch Überflutungen abhanden,
wie von Atlantis einst gesungen?

Gab es ein Land vor unsrer Zeit,
mit Geistesgrößen, die ertrunken,
Hochtechnisiert vor langer Zeit,
laut Platon längst im Meer versunken?

Unsterblich wollten sie sich machen,
mit machtbesessener Eitelkeit,
dann schluckte es des Meeres Rachen,
das einst gemachte Menschenreich.

Die Welt vergeht, sie treibt und wandelt,
was heute glänzt, ist morgen fort.
Die Menschheit forscht, sie lebt und handelt.
Zu spät? Ein andrer führt das Wort!

Verfall und Gnade

Caspar David Friedrich (1774-1840)

Ein Ort voller Namen und Jahreszahlen;
ein Ausruhen von Liebe, Leiden und Qualen.
Das Weltgedächtnis im Massengrab
der Körperwelten, all‘ der, die es jemals gab.

Vorbei an den Steinen kalter Gemäuer,
streift des nachts der Mond wie ein Ungeheuer.
Sie scheinen ihr Schweigen im Mondlicht zu brechen,
hört, wie sie wispern, jammern und sprechen.

Gedankengespinste verweben die Orte,
es stocken dort vor Ehrfurcht die Worte.
Man spürt die Vielfalt der Weltenstufen,
die vergessenen Seelen, die ihr Leben suchen.

Jeder Grabstein spricht von geendeter Zeit,
umschwebt von Angst vor Vergänglichkeit,
ist angefüllt mit morbiden Träumen,
letzter Gruß aus verfallenen Friedhofsräumen.

Der Moment versinkt im tiefen Seelenmeer
aus Weltenschmerz, Tempeln und Götterheer.
Kein Wunsch an die Welt – alle hoffen auf Gnade,
denn, die Freiheit, Falsches zu tun, war keine Gabe.

Wege der Wahrheit

Kloster Kamp – Foto: Gisela Seidel

Die Fesseln sprengen,
Vergangenes segnen,
der Freude im Herzen
mit Liebe begegnen.

Das Neue betrachten,
mit Hoffnung und Wonne,
die Seele erleuchten
mit innerer Sonne.

Die Wege der Wahrheit
mit Weisheit erhellen.
Kein leuchtend’ Talent
unter Scheffel stellen.

Die Blindheit mit
göttlicher Weitsicht füllen,
den Höhenweg ebnen,
um Gottes Willen.

Den Glanz aller Tage
zum Blütenkranz binden,
zu reichen der Herrlichkeit
hinter den Sinnen.

Der junge Tag

Narziss, Ölgemälde von Caravaggio, 1571–1610

Es lastet dichtes Dunkel auf den Wegen
der Menschen, die ihr kleines Ich nur sehn.
Sie gleichen den Verirrten, die im Walde
des Nachts allein stets nur im Kreise gehen.

Sie stoßen in der Dunkelheit an Dinge,
die sie nicht sehn, und die sie nicht erkennen
und dennoch gleich mit falschem Namen nennen,
aus Angst, der Dunkelheit ins Aug zu sehn.

Doch wer des Lichtes sich will wert erweisen,
erkenne erst die Dunkelheit um sich
und ende jenes hoffnungslose Kreisen
um einen kleinen Mittelpunkt: sein Ich.

Darum ist’s gut, dass sich die Menschen stoßen,
ein jeder an des andern Fehl und Art,
weil fremde Selbstsucht ihn davor bewahrt,
der eignen Selbstsucht allzulang zu dienen.

Und steht der Mensch erst an der Selbstsucht Schwelle,
des Dunkelns satt und müd vom wirren Lauf,
dann lichtet sich das Dunkel leis zur Helle
des jungen Tags, der siegend steigt herauf.

Und der ihm zeigt der Dinge wahres Wesen!
Jetzt unterscheidet er vom Schein das Sein,
vom Trug die Wahrheit und vermag zu lesen
der Welt verwirrte Schrift. – Denn seit er rein

und wahr ist, kommt die Wahrheit ihm entgegen
und gießt ihr Licht in sein geöffnet Herz
und breitet ihren Mantel aus auf seinen Wegen
und hebt ihn auf und trägt ihn himmelwärts!

<Ephides>